Petersberg

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Petersberg

Höhenzug im Nordwesten der Erfurter Altstadt mit ehemaligem Bendiktinerkloster; ab 1665 Errichtung der Zitadelle Petersberg, einer der größten und besterhaltenen Stadtfestungen in Europa


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Der Petersberg befindet sich am nordwestlichen Rande der Erfurter Altstadt. Ursprünglich Kultstätte, Fliehburg und Königspfalz, siedelte sich hier möglichweise schon im 8. Jahrhundert ein Kloster an. 1060 wurde ein bestehendes Chorherrenstift in das Benediktinerkloster St. Peter und Paul umgewandelt. 1103 bis 1147 nach einem Brand neu erichtet, wurde das Peterskloster mit der Zeit eines der einflussreichsten des thüringischen Raumes. Fünf Reichstage hielt allein Kaiser Friedrich I. Babarossa ab; hier unterwarf sich ihm 1181 Heinrich der Löwe. 1803 wurde das Kloster durch die Preußen aufgehoben. 1813 bei Kämpfen zwischen Truppen Napoleons und den verbündeten preußischen, russischen und österreichischen Truppen durch Beschießung in Brand geraten, wurden die Reste bis auf den Torso der Peterskirche bald auf preußischen Befehl vollständig abgetragen.

Die Peterskirche, im Mittelalter neben Dom und Severikirche die Stadtkrone Erfurts, bildete den südöstlichen Teil der Klosteranlage (Abb.1, heutiger Torso der Kirche, Foto: Alexander Raßloff). 1103 bis 1147 als dreischiffige romanische Basilika errichtet, war sie der erste Großbau der Hirsauer Schule in Thüringen. Sie besaß reiche Kunstschätze aller Art. 1813 wurde die Kirche gleichfalls bei der Belagerung in Brand geschossen, doch große Teile des Mauerwerkes sowie Türme mit ihren spitzen gotischen Helmen blieben erhalten. Unter preußischer Herrschaft ist das berühmte Bauwerk dann samt der Türme zum Teil abgetragen und in ein Militärmagazin umgewandelt worden, wodurch eines der schönsten romanischen Bauwerke zerstört und zweckentfremdet wurde.

Nachdem die Mittelatermetropole Erfurt 1664 gewaltsam unter Mainzer Oberherrschaft gebracht worden war, ließ Erzbischof Johann Philipp von Schönborn ab 1665 die Zitadelle Petersberg errichten. Als Symbol der Macht wirkt dabei bis heute das prächtige Portal des Kommandantenhauses von vor 1673 (Abb. 2, Foto: Alexander Raßloff). Am Bau der Festung wirkten bekannte Festungsbaumeister mit, so der Italiener Petrini und Maximilian von Welsch. Abwechseln waren in ihr kurmainzische, französische und preußischen Truppen stationiert. 1813 sperrten die Franzosen hier ihre "Geiseln" aus der Bevölkerung ein. In der Revolution 1848 wurden demokratische Revolutionäre hier festgehalten. In der Weimarer Republik hatten sich während des Kapp-Putsches 1920 die Reichswehr und das Freikorps Thüringen hier verschanzt. Von 1933 an wurden verhaftete Antifaschisten in das Polizeigefängnis verschleppt und Deserteure auf dem Festungsgelände erschossen. In der DDR wurden Teile der Anlage von Polizei und Staatssicherheit genutzt.

Nach 1989 rückte der Petersberg wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Mit Blick auf die Bundesgartenschau 2021 soll die mittlerweile dank der Bauhütte Petersberg weitgehend sanierte imposante Stadtfestung als eines der wichtigsten Kulturdenkmale Thüringens noch stärker erlebbar werden. Eine Initiative von Heimatmaler Jürgen Valdeig, Historiker Dr. Steffen Raßloff und weiteren engagierten Bürgern für eine Renaissance der Peterskirche wurde vom Tourismusverein Erfurt mit der Projektidee Eine neue Stadtkrone für Erfurt (2014) aufgegriffen. Diese stellt sich als Hauptziele die "denkmalgerechte Sanierung und funktionelle Aufwertung" des Bauwerks sowie die "moderne Simulation der einstigen Kirchtürme, die nachhaltig die historische Silhouette wiederherstellen und als dauerhafte Aussichtspunkte zu den besonderen Attraktionen der Buga zählen würden". Eine solche "kritische Rekonstrution" (Prof. Dr. Adrian von Buttlar) findet auch in der Fachwelt Befürworter. Einige dieser Anregungen haben sich mittlerweile Stadt und Buga-Gesellschaft zu eigen gemacht. (Lageplan der Zitadelle: TomKidd, zum Vergrößern anklicken)

(Dr. Steffen Raßloff)


> Petersberg und die Buga waren Thema beim 20. Erfurter Zukunftsforum 2016

> Bürger und Vereine feierten 2015 das Jubiläum 350 Jahre Zitadelle Petersberg


Lesetipps

350 Jahre Zitadelle Petersberg. Historischer Kontext - Bauphasen - Schicksal und Chancen des Petersberges (Tagungsband eines Wissenschaftlichen Kolloquiums 2015, Hg. vom Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e.V.). Erfurt 2016.

Die Klosterkirche St. Peter und Paul in Erfurt. Neue Forschungen zu den Wandmalereien und zur Baugeschichte (Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Bd. 13). Petersberg 2015.

Jürgen Valdeig/Steffen Raßloff: Die Peterskirche. 900 Jahre Stadtkrone im Wandel der Zeit. Leporello mit sieben Ansichten zur Geschichte der Peterskirche. Erfurt 2014.


Siehe auch: Stadtgeschichte, Peterskirche, Peterskloster, Petersbergportal, Petersberg NS-Zeit, Cyriaksburg, Militär in Erfurt, preußische Garnison