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Version vom 19. Februar 2017, 09:34 Uhr
Peterskirche Erfurt
Die Peterskirche dominierte über Jahrhunderte neben Dom und Severikirche die Stadtsilhouette von Erfurt. Mit dem Schwung der Bundesgartenschau 2021 soll dieses bedeutende Kulturdenkmal wieder aufgewert werden.
Über Jahrhunderte war die romanische Klosterkirche St. Peter und Paul neben Dom und Severikirche die Stadtkrone Erfurts (Abb. 1, Kloster um 1660, Jürgen Valdeig). Der seit 1060 dort ansässige Benediktinerorden hatte sie von 1103 bis 1147 errichtet. Sie wurde zum Ort großer Ereignisse, wie die Unterwerfung Heinrichs des Löwen unter Kaiser Friedrich Barbarossa 1181 oder der Reichstag König Rudolfs von Habsburg 1289/90. Seit der Schedelschen „Weltchronik“ (1493) mit der ersten Stadtansicht zeigt sich jener imposante Komplex auf dem Petersberg, dessen Kirche nach jüngsten Forschungen bis ins ausgehende Mittelalter sogar vier Türme besaß.
Nach der Unterwerfung Erfurts durch den Mainzer Erzbischof 1664 änderte sich das Umfeld des Petersklosters durch die Errichtung der Zitadelle Petersberg. Es befand sich nun inmitten gewaltiger Befestigungen, die bis heute erhalten sind. Dass Kirche und Kloster weitgehend aus dem Stadtbild verschwanden, haben die Preußen zu verantworten. Nach den Zerstörungen 1813 rissen sie die Reste des Klosters ab und errichteten die riesige Defensionskaserne. Die Kirche wurde ihrer beiden Türme beraubt und auf die Hälfte der Höhe zurück gebaut (Abb. 2, Foto: Alexander Raßloff). Fortan nutzte man sie bis in die DDR-Zeit als Lagerhaus.
Im 20. Jahrhundert kam es zu ernsthaften Bemühungen um das Bauwerk. Von 1905 bis 1911 wirkte eine „Vereinigung für Wiederherstellung der Peterskirche“. 1914 bewilligte die Stadt 60.000 Mark für die Rekonstruktion, die vom Ersten Weltkrieg verhindert wurde. Im Folgenden gab es mehrfach Pläne, die Kirche und Umfeld einschneidend verändert hätten. Hierzu zählen die Entwürfe für ein NS-Forum 1942 oder die radikalen Pläne mit einem Hochhaus aus der DDR-Zeit.
Nach 1989 rückte der Torso wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Im zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gehörenden Bauwerk ist seit 1993 das Forum Konkrete Kunst ansässig. Mit Blick auf die Bundesgartenschau 2021 soll eines der wichtigsten Kulturdenkmale Thüringens noch stärker erlebbar werden. Eine originalgetreue Rekonstruktion wäre wohl zu ambitioniert und ist auch denkmalpflegerisch umstritten. Die Sanierung des Baukörpers, eine Ertüchtigung als Veranstaltungsort, stilisierte Türme und die Sichtbarmachung des einstigen Klostergeländes brächten aber eine nachhaltige Aufwertung.
Die Initiative von Heimatmaler Jürgen Valdeig, Historiker Dr. Steffen Raßloff und weiteren engagierten Bürgern wurde u.a. vom Tourismusverein Erfurt mit der Projektidee Eine neue Stadtkrone für Erfurt (2014) aufgegriffen. Diese stellt sich als Hauptziele die "denkmalgerechte Sanierung und funktionelle Aufwertung" des Bauwerks sowie die "moderne Simulation der einstigen Kirchtürme, die nachhaltig die historische Silhouette wiederherstellen und als dauerhafte Aussichtspunkte zu den besonderen Attraktionen der Buga zählen würden". Eine solche "kritische Rekonstrution" (Prof. Dr. Adrian von Buttlar) findet auch in der Fachwelt Befürworter. Einige dieser Anregungen haben sich mittlerweile Stadt und BUGA-Gesellschaft zu eigen gemacht.
Lesetipps
350 Jahre Zitadelle Petersberg. Historischer Kontext - Bauphasen - Schicksal und Chancen des Petersberges (Tagungsband eines Wissenschaftlichen Kolloquiums 2015, Hg. vom Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e.V.). Erfurt 2016.
Die Klosterkirche St. Peter und Paul in Erfurt. Neue Forschungen zu den Wandmalereien und zur Baugeschichte (Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Bd. 13). Petersberg 2015.
Jürgen Valdeig/Steffen Raßloff: Die Peterskirche. 900 Jahre Stadtkrone im Wandel der Zeit. Leporello mit sieben Ansichten zur Geschichte der Peterskirche. Erfurt 2014.
Beitrag zur Peterskirche in der TA-Serie Denkmale in Erfurt
> Petersberg, Peterskirche und Buga 2021 waren Thema beim 20. Erfurter Zukunftsforum