Johann Sebastian Bach

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Johann Sebastian Bach

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (02.02.2013)


Die Erfurter Bache

DENKMALE IN ERFURT (83): Die Bach-Häuser am Junkersand besitzen eine große kulturgeschichtliche Bedeutung.


Bachhaeuser.JPG

Johann Sebastian Bach (1685-1750) gilt als einer der bedeutendsten Komponisten der Weltgeschichte. Nur knapp ist Erfurt der Ruhm entgangen, sich Geburtsstadt dieses musikalischen Genies nennen zu dürfen. Bach stammte aus einer in Thüringen weitverzweigten Musikantenfamilie. Sein Großvater Christoph wirkte von 1642 bis 1654 in Erfurt als Stadtmusikant. Bachs Vater Johann Ambrosius lebte bis 1671 in Erfurt und hatte 1668 in der Kaufmannskirche die Kürschnermeister-Tochter Elisabeth Lämmerhirt geheiratet, Bachs Mutter. Herzog Johann Georg I. von Sachsen-Eisenach trägt die Schuld daran, dass Johann Sebastian Bach dennoch kein gebürtiger Erfurter geworden ist. Er hatte den Wunsch von Bachs Vater im Herbst 1684 abgelehnt, aus dem Hofdienst entlassen zu werden und wieder nach Erfurt als Stadtmusikant zurückkehren zu dürfen.

Dieser Willkürakt des Eisenacher Monarchen wirkt bis heute erinnerungskulturell nach. Kein repräsentatives Denkmal weist auf die enge Verbindung von Bach und seiner Familiengeschichte mit Erfurt hin. Die verdienstvolle Bach-Forscherin Helga Brück hat die rund 250 Jahre währende Geschichte der Erfurter „Bache“ mit ihren engen Verzweigungen in der Region aufgearbeitet. Im Detail nachzulesen ist dies im Band 7 der Schriften des Erfurter Geschichtsvereins von 2008 „500 Jahre Thüringer Musikerfamilie Bach“.

Als Stammvater der Erfurter Bach-Linie gilt Johann Bach, der 1635 die Familientradition als Erfurter Stadtmusikanten und Organisten begründete. Dienstgeschäfte führten aber auch Johann Sebastian Bach später zu Besuchen in die Stadt seiner Verwandten, etwa zur Abnahme der neuen Orgel in der Augustinerkirche 1716. Der anschließende „Orgelschmaus“ in einem Gasthaus am Anger war eine von vielen Gelegenheiten, bei denen sich die überwiegend musikalisch tätige Familie in großer Runde traf.

Erfurt kann sich also mit einigem Recht auch eine Bachstadt nennen. Neben der Kaufmannskirche, wo sich seine Eltern das Ja-Wort gaben, gelten die sogenannten Bach-Häuser am Junkersand 1 bis 3 als wichtigster historischer Erinnerungsort. Sie sind heute mit einer Gedenktafel versehen, die auf ihre große kulturgeschichtliche Bedeutung hinweist. Hier lebte übrigens neben Bachs Eltern von 1678 bis 1690 auch der Komponist Johann Pachelbel, seinerzeit Organist an der Predigerkirche und Bekannter der Bache. Seine Tochter Amalie Pachelbel, talentierte Malerin und Kupferstecherin, gab Anfang des 18. Jahrhunderts das erste Stickmusterbuch heraus. Ihr ist ebenfalls eine Gedenktafel gewidmet. (Foto: Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipps:

Steffen Raßloff: Die Stadt der "Bache". Johann Sebastian Bach und Erfurt. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 58 f.

Helga Brück: Von der Apfelstädt und der Gera zum Missouri. 500 Jahre Thüringer Musikerfamilie Bach. Erfurt 2008.


Sie auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Bach-Schüler Johann Christian Kittel, Orgelbauer Ludwig Compenius, Komponist Johann Wilhelm Häßler, Kaufmannskirche