Geschichte der Stadt Erfurt
Geschichte der Stadt Erfurt
Hartmann Schedel hat in seiner berühmten Weltchronik von 1493 Erfurt als das „Haupt des Thüringer Landes“ bezeichnet. Diese Stellung zieht sich wie ein roter Faden durch die Erfurter Geschichte – von den bedeutenden Funden aus der Zeit des Thüringer Königreiches im 6. Jahrhundert bis hin zur heutigen Landeshauptstadt des Freistaates Thüringen. Darüber hinaus gehörte Erfurt im Mittelalter zu den großen Metropolen des Reiches. Noch immer ist dies in seiner Altstadt mit ihren zahlreichen Kulturdenkmalen nachvollziehbar. Mit den dreizehn Jahrhunderten schriftlich verbriefter Geschichte sind viele bedeutende Ereignisse und Persönlichkeiten verbunden.
Die „Metropolis Thuringiae“ tritt zunächst als ein königlicher Zentralort ins Licht der Geschichte, in dem wichtige Reichstage stattfanden. 742 von Bonifatius zum Sitz eines Bistums bestimmt, blieb es trotz der Angliederung an das Bistum Mainz das kirchliche Zentrum Thüringens. Um 1000 rückte der Mainzer Erzbischof zwar auch zum weltlichen Stadtherrn auf, doch seit dem 13. Jahrhundert erlangte Erfurt reichsstadtähnliche Autonomie. Die Handels- und Kulturmetropole blühte v.a. dank des Blaufärbemittels Waid auf. 1379 erhielt Erfurt das erste Privileg für eine Universität im heutigen Deutschland, deren bekanntester Student und Lehrer Martin Luther war. Mit dessen Eintritt ins Erfurter Augustinerkloster 1505 begann das Ringen um die Grundeinsichten der Reformation. Auch die jüdische Gemeinde hat u.a. mit der ältesten erhaltenen Synagoge Mitteleuropas beeindruckende Spuren hinterlassen.
An der Schwelle zur Neuzeit war der Höhepunkt der Entwicklung allerdings überschritten. 1664 folgte die Unterwerfung unter Mainz. Aus jener Zeit leuchtet allein die Statthalterschaft Karl Theodor von Dalbergs hervor. Zugleich wurzelt in dieser Epoche der Aufschwung des Gartenbaus, der Erfurt später den weltweiten Ruf einer Blumenstadt einbringen sollte. Die 800-jährige Bindung an Mainz endete 1802 mit dem Übergang an Preußen. Erfurt stieg zur Industriegroßstadt auf, in der die SPD 1891 ihr wegweisendes Erfurter Programm verabschiedete. Im 20. Jahrhundert folgte das „Zeitalter der Extreme“ mit zwei Weltkriegen und Diktaturen. Die Firma J.A. Topf & Söhne, Hersteller der Öfen für Auschwitz, steht dabei für die Verstrickung von Wirtschaft und Gesellschaft in die Verbrechen des Dritten Reiches. Das erste deutsch-deutsche Gipfeltreffen 1970 mit dem Jubel der Erfurter für Willy Brandt weist bereits auf die friedliche Revolution in der DDR 1989 voraus.
Heute ist Erfurt eine Großstadt mit beschaulicher Lebensqualität. Als mittelalterlich geprägte Domstadt, als Lutherstadt und Blumenstadt zieht es viele Touristen an. Die Umstrukturierung von der Industriestadt zur Dienstleistungs- und Verwaltungsstadt ist weitgehend vollzogen, neue Wirtschaftszweige weisen in die Zukunft. Dies gilt auch für den Kindermedienstandort und die Hochschullandschaft mit der 1994 wiedergegründeten Universität. Nicht zuletzt fand die alte Rolle Erfurts als „heimliche Hauptstadt“ Thüringens 1990 ihre Umwandlung zur Landeshauptstadt.
Erfurt ist die alte Metropole Thüringens. Seit jeher geographisch-infrastruktureller Zentralort und "heimliche Hauptstadt", fungiert es - nach kurzem Intermezzo 1949/52 - seit 1990 als Hauptstadt des Bundeslandes (1993 "Freistaates") Thüringen.
Von etwa 1000 an unter weltlicher Herrschaft des Mainzer Erzbischofs, hatte sich der frühe Siedlungsschwerpunkt seit dem 13. Jahrhundert zur autonomen mitteldeutschen Handels- und Kulturmetropole entwickelt. Wichtigstes Handelsgut war das beliebte Blaufärbemittel Waid. 1379 erfolgte die Privilegierung der ältesten Universität im heutigen Deutschland, deren berühmtester Student und Lehrer Martin Luther war. Nach der Reformation bekannte sich eine große Bevölkerungsmehrheit zum Protestantismus. Die jüdische Gemeinde gehörte bis Mitte des 14. Jahrhunderts zu den größten und bedeutendsten in Deutschland. Dem schleichenden Niedergang ab Ende des 15. Jahrhunderts folgte 1664 im Zeitalter des Absolutismus die erneute Unterwerfung unter den Stadtherrn.
Die gut 800-jährige Bindung an Mainz endete 1802 mit dem Übergang an Preußen. Im Königreich der Hohenzollern stieg Erfurt ab Mitte des 19. Jahrhunderts zur modernen Industriegroßstadt und Hochburg der Sozialdemokratie auf, die im Erfurter Programm von 1891 den Namen SPD festschrieb. Gleichzeitg erwarb man sich dank erfolgreicher Gartenbauunternehmen den internationalen Ruf einer Blumenstadt. Im 20. Jahrhundert hatte auch Erfurt die heftigen Spannungen des "Zeitalters der Extreme" samt zweier Weltkriege und Diktaturen zu durchleben.
Mit Erfurt sind über die mehr als zwölf Jahrhunderte schriftlich verbriefter Stadtgeschichte zahlreiche bedeutende historische Persönlichkeiten und Ereignisse vom Wirken des Missionars Bonifatius bis hin zum ersten deutsch-deutschen Gipfeltreffen Brandt-Stoph 1970 im Erfurter Hof verbunden. Im heutigen Stadtbild, in zahlreichen historischen Gebäuden und Monumenten, insbesondere in der großen, weithin erhaltenen Altstadt, schlägt sich die reiche Geschichte Erfurts als "steinerne Chronik" für jeden Betrachter sichtbar nieder. Zugleich verweisen Orte wie das Gelände der ehemaligen Firma Topf & Söhne, Hersteller der Öfen für Auschwitz, aber auch auf die dunklen Kapitel der jüngeren Geschichte.
Zu den Kapiteln der Stadtgeschichte:
> Frühgeschichte und Stadtwerdung (30.000 v. Chr. bis 12. Jh.)
> Mittelalterliche Handels- und Kulturmetropole (13. bis 15. Jh.)
> Schleichender Niedergang und kurmainzische Provinz (16. bis 18. Jh.)
> Wiederaufstieg unter Preußen (19. Jh.)
> Das "Zeitalter der Extreme" (20. Jh.)
Literaturtipp:
Steffen Raßloff: Geschichte der Stadt Erfurt. Erfurt 2012.
(Präsentation am 11. September 2012 um 19.00 Uhr im Stadtmuseum Erfurt)
> weitere Literatur zur Stadtgeschichte