Wissenschaftliche Stadtgeschichte Erfurt
Wissenschaftliche Stadtgeschichte für Erfurt
Die Erfurter Kulturverwaltung plant die Erarbeitung einer neuen umfassenden wissenschaftlichen Stadtgeschichte.
Die Erfurter Kulturverwaltung plant laut Kulturdezernent Dr. Tobias Knoblich in den kommenden Jahren eine neue wissenschaftliche Stadtgeschichte (Thüringer Allgemeine vom 10.12.2021). Hierfür sollen zunächst unter Zustimmung des Stadtrats ein Konzept und Finanzierungsplan erarbeitet sowie ein fachliches Beratungsgremium gegründet werden. Ziel ist es, die große facettenreiche Stadtgeschichte der Mittelaltermetropole und heutigen Landeshauptstadt in einer mehrbändigen Gesamtdarstellung aufzuarbeiten und einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Letztmals geschah dies 1986 (unveränderte Zweitauflage 1989) mit der 640-seitigen "Geschichte der Stadt Erfurt" (siehe Abb.), erarbeitet von einem Autorenkollektiv unter Leitung von Willibald Gutsche, die stark vom offiziösen DDR-Geschichtsbild geprägt ist und nicht mehr den aktuellen Forschungsstand repräsentiert. Insbesondere kommt dort das profilprägende Mittelalter zu kurz.
Andererseits wurden seit 1990 viele Lücken geschlossen, was die Fachzeitschrift des Geschichtsvereins und zahlreiche Publikationen dokumentieren. International beachtete Forschungsleistungen liegen etwa zum als UNESCO-Weltkulturerbe nominierten jüdisch-mittelalterlichen Erbe vor, das in der Geschichte von 1986 mit einem einzigen Satz bedacht wird. Eine aktuelle Überblicksdarstellung zur Stadtgeschichte bietet erste Anknüpfungspunkte. Mit weiteren wissenschaftlichen Anstrengungen wäre so eine Gesamtdarstellung in drei bis vier Jahren realisierbar.
Prof. Dr. Werner Greiling unterstreicht als Vorsitzender der Historischen Kommission für Thüringen die Bedeutung des Projektes: "Umso wichtiger wäre es, wenn auch für das 'Haupt des Thüringer Landes' ein vergleichbares Projekt ins Leben gerufen und eine moderne, an aktuellen Fragestellungen ausgerichtete Stadtgeschichte erarbeitet werden könnte. Daher unterstützt die Kommission das Projekt einer Stadtgeschichte Erfurts, wie es von Dr. Steffen Raßloff konzipiert und vorgeschlagen wird, auf das Nachdrücklichste. Eine solche Darstellung würde weit über die Grenzen des Freistaates wahrgenommen werden, wie es die jüngst erschienene vierbändige Leipziger Stadtgeschichte eindrucksvoll belegt."
Das Projekt ist umso wünschenswerter, als Erfurt nicht nur im Vergleich mit den alten Bundesländern, sondern auch in Mitteldeutschland hinter Großstädte wie Leipzig, Dresden und Halle mit opulenten mehrbändigen Stadtgeschichten deutlich zurückfällt. Gotha bereitet durch einen Stadthistoriker eine zweibändige wissenschaftliche Stadtgeschichte für 2025 vor, die auf breite Außenwirkung zielt. Hier sollte die Landeshauptstadt nicht weiter zurückstehen. Eine auf breite Leserschaft zielende wissenschaftliche Stadtgeschichte wäre auch für das Selbstbewusstsein der Bürgerschaft, als Quelle wichtiger Informationen, weitergehender Forschungen, der Traditionspflege und als überregionaler Imagefaktor von Bedeutung. Das große Interesse der Erfurter an historischen Themen spiegelt sich im Zuspruch von entsprechenden Publikationen, Veranstaltungen, Ausstellungen usw.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt