Wissenschaftliche Stadtgeschichte Erfurt
Projekt Wissenschaftliche Stadtgeschichte
Die Erfurter Kulturverwaltung plant die Erarbeitung einer umfassenden wissenschaftlichen Stadtgeschichte für Erfurt.
Die Landeshauptstadt Erfurt plant in den kommenden Jahren eine neue wissenschaftliche Stadtgeschichte. Sie greift damit eine Initiative des Erfurter Geschichtsvereins auf. Zunächst wurde mit Beschluss des Stadtrats vom 26.01.2022 von Uwe John (Redakteur, verantwortlich u.a. für die dreibändige "Geschichte der Stadt Dresden" und vierbändige "Geschichte der Stadt Leipzig") und den Historikern Dr. Martin Sladeczek und Dr. Steffen Raßloff ein fachliches Konzept mit Finanzierungsplan (2022) erarbeitet (siehe Abb.). Seither ist es Aufgabe der Kulturverwaltung, die Finanzierung des Vorhabens sicherzustellen. Ziel ist es, die facettenreiche Stadtgeschichte der Mittelaltermetropole und heutigen Landeshauptstadt Thüringens in einer dreibändigen Gesamtdarstellung mit versierten Autoren aufzuarbeiten und einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Letztmals wurde ein vergleichbares Projekt mit der von Willibald Gutsche herausgegebenen "Geschichte der Stadt Erfurt" (1986) realisiert. Das stark vom offiziösen DDR-Geschichtsbild geprägte Buch repräsentiert nicht mehr den aktuellen Forschungsstand, insbesondere kommt die für Erfurt prägende Mittelaltermetropole zu kurz. Andererseits wurden seither viele Lücken geschlossen, was die Zeitschrift des Geschichtsvereins und zahlreiche Publikationen dokumentieren. Viele Forschungen liegen etwa zum jüdisch-mittelalterlichen Erbe vor, das seit 2023 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die Monografie Geschichte der Stadt Erfurt (7., überarbeitete Auflage 2025) von Raßloff bietet auf aktueller wissenschaftlicher Grundlage erste Anknüpfungspunkte, mit weiteren Anstrengungen wäre eine Gesamtdarstellung in drei bis vier Jahren umsetzbar.
Dies ist umso wünschenswerter, als Erfurt nicht nur im Vergleich mit den alten Bundesländern, sondern auch hinter Großstädte wie Leipzig, Dresden und Halle mit mehrbändigen Stadtgeschichten zurückfällt. Gotha bereitet eine zweibändige Geschichte für sein 1250. Stadtjubiläum 2025 vor. Ein solches Projekt wäre auch für das Selbstbewusstsein der Erfurter Bürgerschaft, als Quelle von Informationen, weitergehenden Forschungen, der Traditionspflege und als Imagefaktor von Bedeutung. Das große Interesse spiegelt sich im Zuspruch von entsprechenden Publikationen, Veranstaltungen, Ausstellungen usw. Auch in der Forschung gibt es ein sehr positives Echo. Prof. Dr. Werner Greiling, Vorsitzender der Historischen Kommission für Thüringen, unterstützt "das Projekt einer modernen, an aktuellen Fragestellungen ausgerichteten Stadtgeschichte auf das Nachdrücklichste. Eine solche Darstellung würde weit über die Grenzen des Freistaates wahrgenommen werden." Daher hoffen die Initiatoren trotz Stockungen in der kulturpolitischen Umsetzung nach wie vor auf einen Erfolg des Projektes (siehe Presseartikel).
> Steffen Raßloff/Martin Sladeczek: Eine wissenschaftliche Stadtgeschichte für Erfurt. Voraussetzungen - Ziele - Desiderate. In: Alexander Krünes (Hg.): Moderne Stadtgeschichte(n) und ihre Perspektiven. Leipzig 2023. S. 33-44.
> Gesprächsrunde Warum braucht Erfurt eine wissenschaftliche Stadtgeschichte? (09.02.2022, Video 11:57 min.)
> Exposee zur Ausgangslage für eine wissenschaftliche Erfurter Stadtgeschichte (Dr. Steffen Raßloff, 21.05.2021)
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt
Thüringer Allgemeine vom 01.11.2024, Amtsblatt vom 16.02.2022 (zum Lesen anklicken)