Jubilaeum 900 Jahre Barbarossa: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 20. Juni 2022, 09:50 Uhr
900 Jahre Barbarossa
2022 stehen Thüringen und Erfurt historisch im Zeichen des 900. Geburtstages von Kaiser und Sagengestalt Friedrich Barbarossa.
Der Staufer Friedrich I. gilt als die mittelalterliche Herrschergestalt schlechthin. Besser bekannt ist er unter dem von den Italienern geprägten Beinamen Barbarossa, der auf seinen eindrucksvollen roten Bart anspielt. Jener legendäre Kaiser Rotbart begeht 2022 seinen 900. Geburtstag, auch wenn das Geburtsjahr 1122 und selbst der Geburtsort historisch nicht sicher belegt sind. Seit 1152 regierte der schwäbische Herzog als deutscher König und wurde 1155 in Rom vom Papst zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Die lange erfolgreiche Herrschaft tauchte sein Bild rasch in ein verklärtes Licht. Der spätere Verfall der kaiserlichen Zentralgewalt hat hierzu ebenso beigetragen, wie der legendenumwobene Tod durch Ertrinken auf dem Kreuzzug 1190.
Der Staufer war machtbewusst und auf Würde des Reiches bedacht. Mit den Fürsten verstand er sich zu arrangieren, schreckte aber auch vor Machtkämpfen nicht zurück. Den spektakulärsten führte er mit dem Welfen Heinrich der Löwe. 1181 musste sich der mächtige Herzog von Sachsen und Bayern in Erfurt vermutlich in der Peterskirche Barbarossa unterwerfen. Dies zeigt eines der großen Wandbilder im Erfurter Rathausfestsaal. An Barbarossa erinnern viele weitere Orte im einstigen Reich, das noch keine feste Hauptstadt kannte. Der Kaiser musste durch stetiges Umherziehen Präsenz zeigen. Die aufstrebende Mittelaltermetropole Erfurt wurde dabei ebenso häufig besucht wie Altenburg, das sich heute stolz Barbarossastadt nennt. Barbarossa war zugleich König von Burgund und Italien. In langjährigen Kämpfen versuchte er dort seine Hoheit durchzusetzen.
Der spätere Niedergang des Reiches gipfelte in dessen Auflösung 1806. Der 1815 gegründete lose Deutsche Bund entsprach nicht den Vorstellungen der deutschen Nationalbewegung. Diese griff auch die Sage vom Kaiser auf, der im Kyffhäuser schlafe, um einst zurückzukehren und das Reich wieder zu einen. 1817 gab ihr Friedrich Rückert mit dem Gedicht „Der alte Barbarossa“ die populärste Form. Nach der Reichsgründung 1871 stieg Barbarossa zum wichtigsten Nationalmythos auf. Jetzt galt es, die neue Kaiserdynastie der Hohenzollern in seine Tradition zu stellen – wobei der monumentalste Erinnerungsort in Thüringen entstand. Das 1896 eingeweihte Kyffhäuserdenkmal auf der einstigen staufischen Reichsburg gilt als größtes Nationaldenkmal neben dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig. Der preußische König und Deutsche Kaiser Wilhelm I. habe die Mission Barbarossas erfüllt, so dessen Botschaft. Während der mittelalterliche Kaiser am Fuße des 81 Meter hohen Denkmalturms aus dem Schlaf zu erwachen scheint, thront über ihm Wilhelm hoch zu Ross (Foto: Dr. Steffen Raßloff). Heute ist der Kyffhäuser ein beliebtes Ausflugsziel. Rund um das reizvolle Mittelgebirge mit Bad Frankenhausen, das wie Altenburg zu den Barbarossastädten zählt, hat sich eine vielfältige kulturell-touristische Infrastruktur herausgebildet. Die Sage greift auch die nahe Barbarossahöhle bei Rottleben auf.
(Dr. Steffen Raßloff in Thüringer Allgemeine vom 04.01.2022)
> Dr. Steffen Raßloff hat zum Jubiläum das Buch Barbarossa. Kaiser und Sagengestalt in der "Rhino-Westentaschenbibliothek" veröffentlicht.
> Der Erfurter Geschichtsverein widmete seine öffentliche Fachtagung am 9. April 2022 dem Jubiläum 900 Jahre Barbarossa.
> Der Geschichtsverein und Förderverein Stadtmuseum widmen ihre Exkursion nach Altenburg am 6. August 2022 dem Jubiläum 900 Jahre Barbarossa.
Siehe auch: Kniefall 1181, Barbarossa-Statue Rathaus, Kyffhäuserdenkmal, Geschichte Erfurts, Geschichte Thüringens