Nettelbeckufer: Unterschied zwischen den Versionen
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Seit 2020 fordert die Bewegung "Decolonize Erfurt", 2019 mit der umstrittenen Ausstellung '''[[Kolonialismus in Erfurt]]''' erstmals hervorgetreten, eine Umbenennung wegen Nettelbecks Tätigkeit als Seemann auf Sklavenschiffen, seinen Kolonial-Vorschlägen und der Stilisierung zum Nationalhelden. An seine Stelle soll der farbige Erfurter Gert Schramm treten, der als Kind im KZ Buchenwald inhaftiert war. Andere machen darauf aufmerksam, dass seit den frühen 1990er-Jahren keine Umbenennungen aus historischen Gründen mehr vorgenommen wurden. Das Nettelbeckufer wäre damit ein Präzedenzfall, der auch die kritische Betrachtung weiterer Straßennamen, etwa der '''[[Thaelmannstrasse|Thälmannstraße]]''' und der '''[[Rosa-Luxemburg-Straße]]''', nach sich ziehen würde. Auch ihnen kann man keine Vorbildfunktion für unsere demokratische Gesellschaft zumessen. | Seit 2020 fordert die Bewegung "Decolonize Erfurt", 2019 mit der umstrittenen Ausstellung '''[[Kolonialismus in Erfurt]]''' erstmals hervorgetreten, eine Umbenennung wegen Nettelbecks Tätigkeit als Seemann auf Sklavenschiffen, seinen Kolonial-Vorschlägen und der Stilisierung zum Nationalhelden. An seine Stelle soll der farbige Erfurter Gert Schramm treten, der als Kind im KZ Buchenwald inhaftiert war. Andere machen darauf aufmerksam, dass seit den frühen 1990er-Jahren keine Umbenennungen aus historischen Gründen mehr vorgenommen wurden. Das Nettelbeckufer wäre damit ein Präzedenzfall, der auch die kritische Betrachtung weiterer Straßennamen, etwa der '''[[Thaelmannstrasse|Thälmannstraße]]''' und der '''[[Rosa-Luxemburg-Straße]]''', nach sich ziehen würde. Auch ihnen kann man keine Vorbildfunktion für unsere demokratische Gesellschaft zumessen. | ||
Das wirft für den hierüber auf Vorschlag der Straßennamenkommission entscheidenden Stadtrat die Frage auf, ob man mehrere Straßennamen ändern sollte oder diese als kritisch reflektierten Teil der Stadtgeschichte beibehält. Persönlichkeiten wie Gert Schramm könnten durch Neubenennungen gewürdigt werden. Zugleich sollten die Anlieger einbezogen werden, für die eine Umbenennung mit erheblichem Aufwand verbunden wäre. Eine Umfrage erbrachte bei diesen einhellige Ablehnung (TA/TLZ vom 27.05.2020). | Das wirft für den hierüber auf Vorschlag der Straßennamenkommission entscheidenden Stadtrat die Frage auf, ob man mehrere Straßennamen ändern sollte oder diese als kritisch reflektierten Teil der Stadtgeschichte beibehält. Persönlichkeiten wie Gert Schramm könnten durch Neubenennungen gewürdigt werden. Zugleich sollten die Anlieger einbezogen werden, für die eine Umbenennung mit erheblichem Aufwand verbunden wäre. Eine Umfrage erbrachte bei diesen einhellige Ablehnung (TA/TLZ vom 27.05.2020). Während besonders Grüne und Linke die Inititive unterstützen, plädiert u.a. die CDU deshalb für die '''[https://www.cdu-fraktion-erfurt.de/aktuelles/2020/strassennamen-als-mahnung-belassen Beibehaltung des Straßennamens]'''. Darüber hinaus fordert sie von den Initiatoren und Sympathisanten der Umbenennungs-Kampagne eine sachliche und faire Diskussion ohne persönliche Diffamierung von Vertretern anderer Meinungen (siehe unten, TA vom 28.07.2020). | ||
Version vom 8. August 2020, 06:59 Uhr
Nettelbeckufer
Ortsteil: Ilversgehofen
Bezeichnung seit: 1905, zwischenzeitlich 1950-1956 Goerdelerufer nach Carl Goerdeler, Leipziger Oberbürgermeister und Angehöriger des Kreises um die Hitler-Attentäter vom 20. Juli 1944
vorherige Bezeichnung/en: keine
Bedeutung: benannt nach Joachim Nettelbeck (1738-1824), Seemann und früher Kollonialbefürworter, Symbolfigur der deutschen Nationalbewegung als "Retter von Kolberg" mit Neidhardt von Gneisenau gegen die französische Belagerung 1807
Seit 2020 fordert die Bewegung "Decolonize Erfurt", 2019 mit der umstrittenen Ausstellung Kolonialismus in Erfurt erstmals hervorgetreten, eine Umbenennung wegen Nettelbecks Tätigkeit als Seemann auf Sklavenschiffen, seinen Kolonial-Vorschlägen und der Stilisierung zum Nationalhelden. An seine Stelle soll der farbige Erfurter Gert Schramm treten, der als Kind im KZ Buchenwald inhaftiert war. Andere machen darauf aufmerksam, dass seit den frühen 1990er-Jahren keine Umbenennungen aus historischen Gründen mehr vorgenommen wurden. Das Nettelbeckufer wäre damit ein Präzedenzfall, der auch die kritische Betrachtung weiterer Straßennamen, etwa der Thälmannstraße und der Rosa-Luxemburg-Straße, nach sich ziehen würde. Auch ihnen kann man keine Vorbildfunktion für unsere demokratische Gesellschaft zumessen.
Das wirft für den hierüber auf Vorschlag der Straßennamenkommission entscheidenden Stadtrat die Frage auf, ob man mehrere Straßennamen ändern sollte oder diese als kritisch reflektierten Teil der Stadtgeschichte beibehält. Persönlichkeiten wie Gert Schramm könnten durch Neubenennungen gewürdigt werden. Zugleich sollten die Anlieger einbezogen werden, für die eine Umbenennung mit erheblichem Aufwand verbunden wäre. Eine Umfrage erbrachte bei diesen einhellige Ablehnung (TA/TLZ vom 27.05.2020). Während besonders Grüne und Linke die Inititive unterstützen, plädiert u.a. die CDU deshalb für die Beibehaltung des Straßennamens. Darüber hinaus fordert sie von den Initiatoren und Sympathisanten der Umbenennungs-Kampagne eine sachliche und faire Diskussion ohne persönliche Diffamierung von Vertretern anderer Meinungen (siehe unten, TA vom 28.07.2020).
Siehe: Geschichte der Erfurter Straßennamen, Mohrengasse
Thüringer Allgemeine vom 28.07.2020 und 07.07.2020 (zum Lesen anklicken):