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'''Der Konsul und Kolonialbeamte Wilhelm Knappe gehört zu den frühen Vertretern deutscher Weltpolitik. 1889 hat er seine bedeutende Südseesammlung seiner Heimatstadt Erfurt verkauft.''' | [[Datei:KnappeRassloff.jpg|310px|right]]'''Der Konsul und Kolonialbeamte Wilhelm Knappe gehört zu den frühen Vertretern deutscher Weltpolitik. 1889 hat er seine bedeutende Südseesammlung seiner Heimatstadt Erfurt verkauft.''' | ||
Die Biographie des einst in Erfurt sehr populären "Konsuls Knappe", der durch den "Samoa-Krieg" 1889 Weltbekanntheit erlangte, schildert die Lebensstationen als erster Kaiserlicher Kommissar der Marshall-Inseln 1886/87, Konsul auf Samoa 1888/89, Nationalbankdirektor von Südafrika 1891-1894, Konsul in Kanton 1894/97 und Generalkonsul in Shanghai 1898-1905. Aber auch Kindheit und Jugend in Erfurt sowie das Schicksal der Erfurter Südsee-Sammlung werden vorgestellt. Ein Anhang lässt Knappe selbst ausführlich zu Wort kommen. | |||
Schlaglichtartig werden dabei Kapitel deutscher Weltpolitik und des Imperialismus angesprochen: von der Kolonialkonkurrenz in der Südsee über den Burenkrieg bis hin zum Boxeraufstand in China. Diese Ereignisse spiegeln sich auch in Zeitzeugnissen aus Knappes Heimatstadt Erfurt wider. Der völkerkundlich interessierte Diplomat, Teilnehmer an wissenschaftlichen Expeditionen, zeigte bei alledem viel Interesse für die Kultur der Einheimischen, deren Sprachen er rasch erlernte. Zwar war er auf Samoa in einen Kolonialkonflikt verwickelt und in mancherlei Hinsicht "Kind seiner Zeit". Knappe galt aber auch als Generalkonsul in China nicht als Säbelrassler und Rassist. Zeitgenossen und heutige Forscher zollten und zollen ihm hohen Respekt. | Schlaglichtartig werden dabei zentrale Kapitel deutscher Weltpolitik und des Imperialismus angesprochen: von der Kolonialkonkurrenz in der Südsee über den Burenkrieg bis hin zum Boxeraufstand in China. Diese Ereignisse spiegeln sich auch in Zeitzeugnissen aus Knappes Heimatstadt Erfurt wider. Der völkerkundlich interessierte Diplomat, Teilnehmer an wissenschaftlichen Expeditionen, zeigte bei alledem viel Interesse für die Kultur der Einheimischen, deren Sprachen er rasch erlernte. Zwar war er auf Samoa in einen Kolonialkonflikt verwickelt und in mancherlei Hinsicht "Kind seiner Zeit". Knappe galt aber auch als Generalkonsul in China nicht als Säbelrassler und Rassist. Zeitgenossen und heutige Forscher zollten und zollen ihm hohen Respekt. | ||
Das kulturelle Jahresthema der Stadt Erfurt lautete 2005 "Sehnsucht nach dem Paradies". Die vielbeachtete Ausstellung der Erfurter Südsee-Sammlung in der Kunsthalle präsentierte | Das kulturelle Jahresthema der Stadt Erfurt lautete 2005 "Sehnsucht nach dem Paradies". Die vielbeachtete Ausstellung der Erfurter Südsee-Sammlung in der Kunsthalle präsentierte zahlreiche Gebrauchs- und Kultgegenstände, Schmuck, Waffen, Modelle von Schiffen und Häusern, Tierpräparate u.ä. Als beeindruckendstes Exponat zog ein sechs Meter langes Auslegersegelboot die Besucher in seinen Bann. Knappe hatte 1889 jene von ihm vor Ort erworbene ethnologische Sammlung an das Städtische Museum verkauft. Seit 1890 bis in die DDR-Zeit war sie im Großen Hospital, dem heutigen Volkskundemuseum, zu sehen. Heute ist die Sammlung im Schaudepot Benaryspeicher untergebracht. | ||
Aktuelle Version vom 26. Dezember 2023, 16:38 Uhr
Wilhelm Knappe
Der Konsul und Kolonialbeamte Wilhelm Knappe gehört zu den frühen Vertretern deutscher Weltpolitik. 1889 hat er seine bedeutende Südseesammlung seiner Heimatstadt Erfurt verkauft.
Die Biographie des einst in Erfurt sehr populären "Konsuls Knappe", der durch den "Samoa-Krieg" 1889 Weltbekanntheit erlangte, schildert die Lebensstationen als erster Kaiserlicher Kommissar der Marshall-Inseln 1886/87, Konsul auf Samoa 1888/89, Nationalbankdirektor von Südafrika 1891-1894, Konsul in Kanton 1894/97 und Generalkonsul in Shanghai 1898-1905. Aber auch Kindheit und Jugend in Erfurt sowie das Schicksal der Erfurter Südsee-Sammlung werden vorgestellt. Ein Anhang lässt Knappe selbst ausführlich zu Wort kommen.
Schlaglichtartig werden dabei zentrale Kapitel deutscher Weltpolitik und des Imperialismus angesprochen: von der Kolonialkonkurrenz in der Südsee über den Burenkrieg bis hin zum Boxeraufstand in China. Diese Ereignisse spiegeln sich auch in Zeitzeugnissen aus Knappes Heimatstadt Erfurt wider. Der völkerkundlich interessierte Diplomat, Teilnehmer an wissenschaftlichen Expeditionen, zeigte bei alledem viel Interesse für die Kultur der Einheimischen, deren Sprachen er rasch erlernte. Zwar war er auf Samoa in einen Kolonialkonflikt verwickelt und in mancherlei Hinsicht "Kind seiner Zeit". Knappe galt aber auch als Generalkonsul in China nicht als Säbelrassler und Rassist. Zeitgenossen und heutige Forscher zollten und zollen ihm hohen Respekt.
Das kulturelle Jahresthema der Stadt Erfurt lautete 2005 "Sehnsucht nach dem Paradies". Die vielbeachtete Ausstellung der Erfurter Südsee-Sammlung in der Kunsthalle präsentierte zahlreiche Gebrauchs- und Kultgegenstände, Schmuck, Waffen, Modelle von Schiffen und Häusern, Tierpräparate u.ä. Als beeindruckendstes Exponat zog ein sechs Meter langes Auslegersegelboot die Besucher in seinen Bann. Knappe hatte 1889 jene von ihm vor Ort erworbene ethnologische Sammlung an das Städtische Museum verkauft. Seit 1890 bis in die DDR-Zeit war sie im Großen Hospital, dem heutigen Volkskundemuseum, zu sehen. Heute ist die Sammlung im Schaudepot Benaryspeicher untergebracht.
Steffen Raßloff: Wilhelm Knappe (1855-1910). Staatsmann und Völkerkundler im Blickpunkt deutscher Weltpolitik. Jena 2005. (Publikation des Erfurter Geschichtsvereins)
Das Buch ist für 10 EUR im Stadtmuseum Erfurt (Johannesstraße 169) sowie per E-Mail-Bestellung erhältlich: erfurter-geschichtsverein@gmx.de
Siehe auch: Südseesammlung, Burenhaus, Tongji Universität, Koloniales Erbe in Erfurt, Museen in Erfurt, Geschichte Erfurts