Barfuesserkirche Erfurt Totentanz: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei: | [[Datei:TotentanzBarfuesser.JPG|380px|right]]Die Barfüßerkirche war einst eines der imposantesten Gotteshäuser in Erfurt. Als Klosterkirche der Franziskaner prägte sie über Jahrhunderte das Stadtbild mit. Die auch als Barfüßer bezeichneten Franziskanermönche hatten sich 1224 als erster Bettelorden in Erfurt niedergelassen und bis Anfang des 15. Jahrhunderts die Kirche in ihrer gotischen Form weitgehend vollendet. Mit der Reformation erfolgte 1525 die Umwandlung zur Kirche der evangelischen Barfüßergemeinde. Hier hielt Martin Luther 1529 eine viel beachtete Predigt. Im Dreißigjährigen Krieg verschwanden die übrigen Klostergebäude, deren Baumaterial die Schweden für Festungsbauwerke nutzten. Die Kirche selbst fiel den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges neben anderen Kulturdenkmalen wie Teilen des Augustinerklosters oder das Collegium maius zum Opfer. In der Nacht des 26. November 1944 erhielt sie bei einem britischen Bomberangriff einen Treffer durch eine Luftmine. Das Langhaus wurde zerstört, der Hohe Chor schwer beschädigt. | ||
Nach 1945 bemühte sich der Denkmalschutz zumindest um die Erhaltung der Ruine. Der Chor erhielt im Vorfeld der großen Lutherehrungen der DDR 1983 die Nutzung als Außenstelle des Angermuseums für mittelalterliche Kunst. Was die Zukunft bringen wird bleibt abzuwarten. Pläne für eine weitere Belebung gibt es seit längerer Zeit. Ein Initiativkreis strebt sogar die Wiederherstellung des Baukörpers für kulturelle Nutzungen an, was allerdings nicht unumstritten ist. Auch als stimmungsvolle Ruine strahlt die Barfüßerkirche heute einen ganz eigenen Charme aus. Zu erleben ist dies etwa während der abendlichen Aufführungen des Erfurter Theatersommers. | Nach 1945 bemühte sich der Denkmalschutz zumindest um die Erhaltung der Ruine. Der Chor erhielt im Vorfeld der großen Lutherehrungen der DDR 1983 die Nutzung als Außenstelle des Angermuseums für mittelalterliche Kunst. Was die Zukunft bringen wird bleibt abzuwarten. Pläne für eine weitere Belebung gibt es seit längerer Zeit. Ein Initiativkreis strebt sogar die Wiederherstellung des Baukörpers für kulturelle Nutzungen an, was allerdings nicht unumstritten ist. Auch als stimmungsvolle Ruine strahlt die Barfüßerkirche heute einen ganz eigenen Charme aus. Zu erleben ist dies etwa während der abendlichen Aufführungen des Erfurter Theatersommers. |
Version vom 15. Dezember 2019, 11:16 Uhr
Totentanz an der Barfüßerkirche
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (02.03.2013)
Der Tod aus der Luft
DENKMALE IN ERFURT (87): Der „Totentanz“ von Hans Walther erinnert an die Zerstörung der Barfüßerkirche 1944.
Die Barfüßerkirche war einst eines der imposantesten Gotteshäuser in Erfurt. Als Klosterkirche der Franziskaner prägte sie über Jahrhunderte das Stadtbild mit. Die auch als Barfüßer bezeichneten Franziskanermönche hatten sich 1224 als erster Bettelorden in Erfurt niedergelassen und bis Anfang des 15. Jahrhunderts die Kirche in ihrer gotischen Form weitgehend vollendet. Mit der Reformation erfolgte 1525 die Umwandlung zur Kirche der evangelischen Barfüßergemeinde. Hier hielt Martin Luther 1529 eine viel beachtete Predigt. Im Dreißigjährigen Krieg verschwanden die übrigen Klostergebäude, deren Baumaterial die Schweden für Festungsbauwerke nutzten. Die Kirche selbst fiel den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges neben anderen Kulturdenkmalen wie Teilen des Augustinerklosters oder das Collegium maius zum Opfer. In der Nacht des 26. November 1944 erhielt sie bei einem britischen Bomberangriff einen Treffer durch eine Luftmine. Das Langhaus wurde zerstört, der Hohe Chor schwer beschädigt.
Nach 1945 bemühte sich der Denkmalschutz zumindest um die Erhaltung der Ruine. Der Chor erhielt im Vorfeld der großen Lutherehrungen der DDR 1983 die Nutzung als Außenstelle des Angermuseums für mittelalterliche Kunst. Was die Zukunft bringen wird bleibt abzuwarten. Pläne für eine weitere Belebung gibt es seit längerer Zeit. Ein Initiativkreis strebt sogar die Wiederherstellung des Baukörpers für kulturelle Nutzungen an, was allerdings nicht unumstritten ist. Auch als stimmungsvolle Ruine strahlt die Barfüßerkirche heute einen ganz eigenen Charme aus. Zu erleben ist dies etwa während der abendlichen Aufführungen des Erfurter Theatersommers.
Jener Initiativkreis Barfüßerkirche war es auch, der die Anbringung einer der eindrucksvollsten Gedenktafeln für die Grauen des Zweiten Weltkrieges ermöglicht hat. Der Erfurter Künstler Hans Walther (1888-1961) hatte 1946/48 einen Reliefzyklus „Totentanz“ geschaffen. Die Modelle, die die historische Gattung modern aufgreifen, wurden allerdings nie in Bronze gegossen. Vier der fünf Tafeln kamen 1978 in den Besitz des Angermuseums. Ausgerechnet „Die Zerstörung der Barfüßerkirche“ galt aber als verschollen. Nachdem im Sommer 2011 ein Abguss des wieder aufgetauchten Modells dem Angermuseum zur Verfügung gestellt wurde, konnte mit einer Spendenaktion schließlich doch noch der Guss realisiert werden. Am 24. November 2012 erfolgte die feierliche Enthüllung an der Außenmauer in der Barfüßerstraße. Der als Skelett personifizierte Tod spielt sinnbildlich zum Totentanz auf, während die Kirche aus der Luft zerstört wird. (Foto: Dr. Steffen Raßloff)
Literaturtipp:
Steffen Raßloff: 100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten. Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Ort der Stille im Augustinerkloster, Erfurt im Luftkrieg, Lutherstadt Erfurt, Reformationsjubiläum 2017