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Version vom 20. Juli 2012, 10:22 Uhr
Geschichte der Stadt Erfurt
Erfurt ist die alte Metropole Thüringens. Seit jeher geographisch-infrastruktureller Zentralort und "heimliche Hauptstadt", fungiert es - nach kurzem Intermezzo 1949/52 - seit 1990 als Hauptstadt des Bundeslandes (1993 "Freistaates") Thüringen.
Von etwa 1000 an unter weltlicher Herrschaft des Mainzer Erzbischofs, hatte sich der frühe Siedlungsschwerpunkt seit dem 13. Jahrhundert zur autonomen mitteldeutschen Handels- und Kulturmetropole entwickelt. Wichtigstes Handelsgut war das beliebte Blaufärbemittel Waid. 1379 erfolgte die Privilegierung der ältesten Universität im heutigen Deutschland, deren berühmtester Student und Lehrer Martin Luther war. Nach der Reformation bekannte sich eine große Bevölkerungsmehrheit zum Protestantismus. Die jüdische Gemeinde gehörte bis Mitte des 14. Jahrhunderts zu den größten und bedeutendsten in Deutschland. Dem schleichenden Niedergang ab Ende des 15. Jahrhunderts folgte 1664 im Zeitalter des Absolutismus die erneute Unterwerfung unter den Stadtherrn.
Die gut 800-jährige Bindung an Mainz endete 1802 mit dem Übergang an Preußen. Im Königreich der Hohenzollern stieg Erfurt ab Mitte des 19. Jahrhunderts zur modernen Industriegroßstadt und Hochburg der Sozialdemokratie auf, die im Erfurter Programm von 1891 den Namen SPD festschrieb. Gleichzeitg erwarb man sich dank erfolgreicher Gartenbauunternehmen den internationalen Ruf einer Blumenstadt. Im 20. Jahrhundert hatte auch Erfurt die heftigen Spannungen des "Zeitalters der Extreme" samt zweier Weltkriege und Diktaturen zu durchleben.
Mit Erfurt sind über die mehr als zwölf Jahrhunderte schriftlich verbriefter Stadtgeschichte zahlreiche bedeutende historische Persönlichkeiten und Ereignisse vom Wirken des Missionars Bonifatius bis hin zum ersten deutsch-deutschen Gipfeltreffen Brandt-Stoph 1970 im Erfurter Hof verbunden. Im heutigen Stadtbild, in zahlreichen historischen Gebäuden und Monumenten, insbesondere in der großen, weithin erhaltenen Altstadt, schlägt sich die reiche Geschichte Erfurts als "steinerne Chronik" für jeden Betrachter sichtbar nieder. Zugleich verweisen Orte wie das Gelände der ehemaligen Firma Topf & Söhne, Hersteller der Öfen für Auschwitz, aber auch auf die dunklen Kapitel der jüngeren Geschichte.
Zu den Kapiteln der Stadtgeschichte:
> Frühgeschichte und Stadtwerdung (30.000 v. Chr. bis 12. Jh.)
> Mittelalterliche Handels- und Kulturmetropole (13. bis 15. Jh.)
> Schleichender Niedergang und kurmainzische Provinz (16. bis 18. Jh.)
> Wiederaufstieg unter Preußen (19. Jh.)
> Das "Zeitalter der Extreme" (20. Jh.)
Literaturtipp:
Steffen Raßloff: Geschichte der Stadt Erfurt. Erfurt 2012.
(Präsentation am 11. September 2012 um 19.00 Uhr im Stadtmuseum Erfurt)
> weitere Literatur zur Stadtgeschichte