Stadtgeschichten Katalog Stadtmuseum Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Der Katalog führt durch die Dauerausstellung zu Mittelalter und Reformationszeit im [[Stadtmuseum Erfurt]].'''  
[[Datei:Stadtgeschichtenklein.jpg|310px|right]]'''Der Katalog führt durch die Dauerausstellung zu Mittelalter und Reformationszeit im Stadtmuseum Erfurt.'''  




[[Datei:Stadtgeschichtenklein.jpg|420px|right]]Der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein wurde jüngst in einer großen Thüringer Tageszeitung nach diversen Vorlieben gefragt. Dazu gehörte die Frage: Welche Person der Geschichte würden Sie gern einmal zum Essen einladen? Er bekannte frank und frei: Martin Luther. Dies ist in doppelter Hinsicht lobens- und bemerkenswert: 1. zeigt es, dass dem Stadtoberhaupt an der historischen Figur des Reformators und 2. einer raum- und zeitgrenzenübergreifenden Begegnung gelegen ist. Beide Interessenlinien sind für seine Stadt von Belang. Und beiden Neugierden sollte gefolgt werden, wenn die Landeshauptstadt Erfurt ihrer Bedeutung als eine der bedeutendsten Lutherstädte im Lutherland Thüringen gerecht werden will.  
Das Stadtmuseum Erfurt hat mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 eine neue Dauerausstellung erarbeitet. Den Gestaltern ging dabei zum einen darum, die große Bedeutung der Mittelaltermetropole für die Entwicklung Luthers und der Reformation deutlich zu machen. Zu anderen sollte das Thema Reformation aus heutiger Perspektive hinterfragt und der Besucher zu individueller Auseinandersetzung angeregt werden. Ergebnis sind zwei Ausstellungen mit jeweils ganz eigener Handschrift.
Im Mittelpunkt des Abschnitts „´Tolle Jahre´- An der Schwelle der Reformation“ in den repräsentativen Erdgeschosshallen steht die spätmittelalterliche Quasi-Reichsstadt Erfurt. Eine außergewöhnliche Präsentation in Anlehnung an die historische Ratshalle lässt die Metropole Thüringens in ihrer ganzen Macht und Pracht wieder erlebbar werden. Neben einer Reihe wertvoller Exponate können die Besucher sich in zahlreiche historische Dokumente vertiefen. Mit dem „Spiel der Mächte“ kann zugleich aktiv das außenpolitische Spannungsfeld Erfurts zwischen Kaiser, Mainzer Erzbischof und sächsischem Kurfürst nachvollzogen werden.  


Zu einem Gutteil ist die Bearbeitung dieses doppelten Interessenweges auch schon eingelöst: im neugestalteten Stadtmuseum Erfurt! Mit der Eröffnung der neuen Dauerausstellung im „Haus zum Stockfisch“ im Jahre 2012 verfügt Erfurt nunmehr  über einen der wichtigsten musealen Orte, an denen die Bedeutung Thüringens und Erfurts insbesondere für den jungen Luther deutlich wird. Und umgekehrt: die Bedeutung des jungen Luther für Thüringen, für Erfurt und ihre kulturgeschichtliche Entwicklung seit jenem so ereignisreichen 16. Jahrhundert bis heute. Und jene zweifache Bedeutung ist ganz entschieden und konzeptionell sorgfältig sowohl auf Luther als historische Figur, als auch auf die entschlossene zeitgemäße Vergegenwärtigung jener Reformationsereignisse gemünzt. So kann aus geschichtlichem Wissen aktuelle Begegnung und Aneignung, können Fakten zu Faktoren werden.
Den zweiten Schwerpunkt bildet die Darstellung der mittelalterlichen Stadt als „sakrale Gemeinschaft“. Weltliches und kirchliches Leben waren in dieser christlichen Gemeinschaft praktisch nicht zu trennen. Die vielen Kirchen und Klöster mit ihren Schätzen werfen Schlaglichter aus das „thüringische Rom“, in dem der junge Martin Luther entscheidende Anregungen für sein späteres reformatorisches Wirken erhalten hat.


Damit fügt sich diese Ausstellung in ganz besonderer und buchstäblich aufschlussgebender Weise in das Erfurter Reformationsnetzwerk ein, zu dem die herausragenden Lutherorte Augustinerkloster, Georgenburse, Mariendom, Michaeliskirche oder das Collegium maius gehören. Aber auch Reformationsorte der „zweiten Reihe“ wären hier zu nennen, wie die Peterskirche auf dem Petersberg, die Kaufmannskirche, die Barfüßerkirche, die Elisabethkapelle im Nikolaiturm oder die Wigbertkirche. Alle diese Geschichtsorte sind auf der „Erfurter Luthermeile“ wie auf einer Perlenschnur aufgereiht.  
Diesem eher klassisch-musealen Teil tritt die zweite Ausstellung „Rebellion - Reformation – Revolution“ im Ersten Obergeschoss gegenüber. Als „Geschichtslabor“ will sie Raum geben für kreative Aneignung. Sie verbindet die museale Darstellung der großen Bedeutung Erfurts für den Studenten und Mönch Martin Luther, als „Wiege der Reformation“ und Ort der ältesten Universität Deutschlands mit einer installativen Konfrontation von Geschichte und Gegenwart. Diese fordert den Besucher zur Auseinandersetzung mit Fakten und Überlieferungen auf, deren Fortwirken im eigenen Leben hinterfragt wird.


Für den Prozess der Lutherdekade, den Weg der Vorbereitung des großen Jubiläums „Luther 2017“, wurde somit ein weiterer Meilenstein gelegt. Möge dieser Luther-Meilenstein dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen aus Erfurt und nach Erfurt kommen, um ganz persönlich die eindrucksvolle Erfahrung zu machen, dass man Martin Luther und den Reformationsereignissen hier im „Haus zum Stockfisch“ und an den anderen authentischen Erfurter Orten so nahe sein kann, als säße man mit Luther zu Tisch. Wohl bekomm´s!


''Vorwort von Dr. Thomas A. Seidel, Beauftragter der Thüringer Landesregierung zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums „Luther 2017“''
Hardy Eidam/Andreas Lindner/Gudrun Noll-Reinhardt/'''[[Steffen Rassloff|Steffen Raßloff]]'''/Ulrich Spannaus: '''Stadtgeschichte''n''. Erfurt''' (Katalog zur Dauerausstellung im Stadtmuseum Erfurt). Erfurt 2013.




'''Hardy Eidam/Andreas Lindner/Gudrun Noll/[[Steffen Raßloff]]/Ulrich Spannaus (Hg.): Stadtgeschichte''n''. Erfurt''' (Katalog zur Dauerausstellung im Stadtmuseum Erfurt). Erfurt 2013. ''(erscheint am 14. Juni)''
Siehe auch: '''[[Stadtmuseum Erfurt]]''', Ausstellungen '''[[Tolle Jahre - An der Schwelle der Reformation]]''' und '''[[Rebellion - Reformation - Revolution]]'''
 
 
Siehe die Ausstellungen '''[[Tolle Jahre - An der Schwelle der Reformation]]''' und '''[[Rebellion - Reformation - Revolution]]'''

Aktuelle Version vom 26. Dezember 2023, 16:53 Uhr

Stadtgeschichten Erfurt

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Der Katalog führt durch die Dauerausstellung zu Mittelalter und Reformationszeit im Stadtmuseum Erfurt.


Das Stadtmuseum Erfurt hat mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 eine neue Dauerausstellung erarbeitet. Den Gestaltern ging dabei zum einen darum, die große Bedeutung der Mittelaltermetropole für die Entwicklung Luthers und der Reformation deutlich zu machen. Zu anderen sollte das Thema Reformation aus heutiger Perspektive hinterfragt und der Besucher zu individueller Auseinandersetzung angeregt werden. Ergebnis sind zwei Ausstellungen mit jeweils ganz eigener Handschrift.

Im Mittelpunkt des Abschnitts „´Tolle Jahre´- An der Schwelle der Reformation“ in den repräsentativen Erdgeschosshallen steht die spätmittelalterliche Quasi-Reichsstadt Erfurt. Eine außergewöhnliche Präsentation in Anlehnung an die historische Ratshalle lässt die Metropole Thüringens in ihrer ganzen Macht und Pracht wieder erlebbar werden. Neben einer Reihe wertvoller Exponate können die Besucher sich in zahlreiche historische Dokumente vertiefen. Mit dem „Spiel der Mächte“ kann zugleich aktiv das außenpolitische Spannungsfeld Erfurts zwischen Kaiser, Mainzer Erzbischof und sächsischem Kurfürst nachvollzogen werden.

Den zweiten Schwerpunkt bildet die Darstellung der mittelalterlichen Stadt als „sakrale Gemeinschaft“. Weltliches und kirchliches Leben waren in dieser christlichen Gemeinschaft praktisch nicht zu trennen. Die vielen Kirchen und Klöster mit ihren Schätzen werfen Schlaglichter aus das „thüringische Rom“, in dem der junge Martin Luther entscheidende Anregungen für sein späteres reformatorisches Wirken erhalten hat.

Diesem eher klassisch-musealen Teil tritt die zweite Ausstellung „Rebellion - Reformation – Revolution“ im Ersten Obergeschoss gegenüber. Als „Geschichtslabor“ will sie Raum geben für kreative Aneignung. Sie verbindet die museale Darstellung der großen Bedeutung Erfurts für den Studenten und Mönch Martin Luther, als „Wiege der Reformation“ und Ort der ältesten Universität Deutschlands mit einer installativen Konfrontation von Geschichte und Gegenwart. Diese fordert den Besucher zur Auseinandersetzung mit Fakten und Überlieferungen auf, deren Fortwirken im eigenen Leben hinterfragt wird.


Hardy Eidam/Andreas Lindner/Gudrun Noll-Reinhardt/Steffen Raßloff/Ulrich Spannaus: Stadtgeschichten. Erfurt (Katalog zur Dauerausstellung im Stadtmuseum Erfurt). Erfurt 2013.


Siehe auch: Stadtmuseum Erfurt, Ausstellungen Tolle Jahre - An der Schwelle der Reformation und Rebellion - Reformation - Revolution