Martin Luther: Unterschied zwischen den Versionen

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Das anschließende Jurastudium, Voraussetzung für den vorgezeichneten Karriereweg,  brach Luther nach seinem sagenumwobenen "Gewittererlebnis" jedoch ab. Auf dem Heimweg von den Eltern in Mansfeld ereilte ihn am 2. Juli '''1505''' nahe dem heutigen Erfurter Vorort Stotternheim ein Unwetter, wobei er in größter Not geschworen haben soll: "Hilf du, Heilige Anna, ich will ein Mönch werden!" Dies ist als entscheidender biographischer Wendepunkt, als "Werdepunkt der Reformation" eingestuft worden, wie es auf dem '''[[Lutherstein Stotternheim|Gedenkstein]]''' von 1917 heißt. Aus dem lebenslustigen Jurastudenten wurde der verzweifelt um sein Seelenheil ringende Mönch. Heute geht man von einem längeren Prozess und einem Bündel verschiedener Motive aus, die zu jener Entscheidung gegen den Willen von Eltern und Freunden geführt haben. Am 17. Juli 1505 trat Luther in das Erfurter '''[[Augustinerkloster Erfurt|Augustinerkloster]]''' ein. Bis 1511 sollte er sich hier der strengsten "Möncherei" unterwerfen und mit der Frage kämpfen, wie er zu einem gnädigen Gott kommen könne. '''1507''' erfolgte die Priesterweihe im Dom St. Marien, zugleich nahm Luther das Theologiestudium auf, das er 1512 in Wittenberg mit der Doktor-Promotion abschloss. '''1510/11''' führte eine Ordensangelegenheit den Erfurter Augustinermönch zum einzigen Mal an den Sitz des Papstes nach Rom.
Das anschließende Jurastudium, Voraussetzung für den vorgezeichneten Karriereweg,  brach Luther nach seinem sagenumwobenen "Gewittererlebnis" jedoch ab. Auf dem Heimweg von den Eltern in Mansfeld ereilte ihn am 2. Juli '''1505''' nahe dem heutigen Erfurter Vorort Stotternheim ein Unwetter, wobei er in größter Not geschworen haben soll: "Hilf du, Heilige Anna, ich will ein Mönch werden!" Dies ist als entscheidender biographischer Wendepunkt, als "Werdepunkt der Reformation" eingestuft worden, wie es auf dem '''[[Lutherstein Stotternheim|Gedenkstein]]''' von 1917 heißt. Aus dem lebenslustigen Jurastudenten wurde der verzweifelt um sein Seelenheil ringende Mönch. Heute geht man von einem längeren Prozess und einem Bündel verschiedener Motive aus, die zu jener Entscheidung gegen den Willen von Eltern und Freunden geführt haben. Am 17. Juli 1505 trat Luther in das Erfurter '''[[Augustinerkloster Erfurt|Augustinerkloster]]''' ein. Bis 1511 sollte er sich hier der strengsten "Möncherei" unterwerfen und mit der Frage kämpfen, wie er zu einem gnädigen Gott kommen könne. '''1507''' erfolgte die Priesterweihe im Dom St. Marien, zugleich nahm Luther das Theologiestudium auf, das er 1512 in Wittenberg mit der Doktor-Promotion abschloss. '''1510/11''' führte eine Ordensangelegenheit den Erfurter Augustinermönch zum einzigen Mal an den Sitz des Papstes nach Rom.


Erfurt darf also neben Wittenberg und der Wartburg als wichtigster Lutherort gelten, in dessen historischer Altstadt sich noch viele Spuren des "werdenden Reformators" finden. Hier stehen das Hauptgebäude seiner Universität, heute Verwaltungssitz der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, die '''[[Georgenburse Erfurt|Georgenburse]]''' mit Gedenkstätte und Pilgerherberge sowie das Augustinerkloster, eine renommierte Tagungs- und Begegnungsstätte mit Ausstellung samt Lutherzelle und historischer Bibliothek. Zu diesen herausragenden Erinnerungsorten kommen weitere hinzu, wie Dom, Kaufmannskirche, Michaeliskirche, Barfüßerkirche oder Gasthaus "Zur Hohen Lilie". Im '''[[Stadtmuseum Erfurt|Stadtmuseum "Haus zum Stockfisch"]]''' wird die authentische Geschichtslandschaft museal gebündelt und Luthers Erfurter Zeit in den Kontext der spätmittelalterlichen Handels- und Kulturmetropole gestellt (Abb. Lutherdruck Stadtmuseum Erfurt, Dirk Urban).  
Erfurt darf also neben Wittenberg und der Wartburg als wichtigster Lutherort gelten, in dessen historischer Altstadt sich noch viele Spuren des "werdenden Reformators" finden. Hier stehen das Hauptgebäude seiner Universität, heute Verwaltungssitz der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, die '''[[Georgenburse Erfurt|Georgenburse]]''' mit Gedenkstätte und Pilgerherberge sowie das '''[[Augustinerkloster Erfurt|Augustinerkloster]]''', eine renommierte Tagungs- und Begegnungsstätte mit Ausstellung samt Lutherzelle und historischer Bibliothek. Zu diesen herausragenden Erinnerungsorten kommen weitere hinzu, wie Dom, Kaufmannskirche, Michaeliskirche, Barfüßerkirche oder Gasthaus "Zur Hohen Lilie". Im '''[[Stadtmuseum Erfurt|Stadtmuseum "Haus zum Stockfisch"]]''' wird die authentische Geschichtslandschaft museal gebündelt und Luthers Erfurter Zeit in den Kontext der spätmittelalterlichen Handels- und Kulturmetropole gestellt (Abb. Lutherdruck Stadtmuseum Erfurt, Dirk Urban).  


Immer wieder hat Erfurt unter sich wandelnden politisch-gesellschaftlichen Bedingungen seinen "großen Sohn der Stadt" gefeiert. Im 19. und frühen 20. Jahrundert gehörte er zu den zentralen Symbolfiguren im bürgerlich-nationalen Geschichtsbild. Hierfür steht u.a. das '''[[Luther Denkmal Erfurt|Lutherdenkmal]]''' auf dem Anger. Selbst in der späten DDR-Zeit kam es zu eindrucksvollen Würdigungen im Rahmen des '''[[Luther Ehrung Erfurt 1983|Luther-Jubiläums 1983]]'''. In der aktuellen Lutherdekade bis zum 500. Reformationsjubiläum 2017 bemüht sich die Lutherstadt Erfurt weiter um Schärfung ihres Profils.  
Immer wieder hat Erfurt unter sich wandelnden politisch-gesellschaftlichen Bedingungen seinen "großen Sohn der Stadt" gefeiert. Im 19. und frühen 20. Jahrundert gehörte er zu den zentralen Symbolfiguren im bürgerlich-nationalen Geschichtsbild. Hierfür steht u.a. das '''[[Luther Denkmal Erfurt|Lutherdenkmal]]''' auf dem Anger. Selbst in der späten DDR-Zeit kam es zu eindrucksvollen Würdigungen im Rahmen des '''[[Luther Ehrung Erfurt 1983|Luther-Jubiläums 1983]]'''. In der aktuellen Lutherdekade bis zum 500. Reformationsjubiläum 2017 bemüht sich die Lutherstadt Erfurt weiter um Schärfung ihres Profils.  

Version vom 12. Oktober 2011, 13:27 Uhr

Martin Luther

Theologe und Kirchenreformator

geb. 10. 11.1483 in Eisleben, gest. 18.02.1546 in Eisleben

Erfurt ist die Stadt des jungen Luther, des Stundenten, Magisters und Mönches, des "werdenden Reformators" (Johannes Biereye).

Luther und Erfurt

LutherdruckKleiner.jpg

Martin Luther durchlebte in Erfurt die entscheidende geistige Prägephase als Student, Magister und junger Mönch. Nach der Lateinschule in Eisenach (1498-1501) sollte er nach dem Wunsche des Vaters an der Universität Erfurt das Rüstzeug für eine glanzvolle Karriere erwerben, am besten an einem Fürstenhof. Der junge Mann war beeindruckt vom regen geistigen Leben der pulsierenden Metropole, mit fast 20.000 Einwohnern eine der größten Städte des Reiches. Neben Erfurt nähmen sich alle übrigen Universitäten wie "kleine (ABC-)Schützenschulen" aus, so Luther.

Beim Eintrag in die Matrikel 1501 wehte "Martinus Ludher ex Mansfeldt" im Collegium maius, dem Hauptgebäude der Universität, bereits der Geist von gut hundert Jahren Geschichte an. Die Hierana (= Universität an der Gera) galt zu jener Zeit als eine der angesehensten Hochschulen Mitteleuropas und hatte 1379 als erste im heutigen Deutschland ein Gründungsprivileg erhalten. Luthers "Studentenwohnheim", die Georgenburse, sowie die meisten Bursen, Kollegien, die Universitätskirche (Michaeliskirche) und zahlreiche Druckereien befanden sich im "lateinischen Viertel". Im Collegium maius war auch die Philosophische Fakultät untergebracht, mit der das Studium begann, ehe man eine der drei höheren Fakultäten (Recht, Medizin, Theologie) besuchen konnte. Luther schloss jenes Grundstudium der sieben Freien Künste 1505 erfolgreich als Magister Artium (= Meister der Künste) ab. Sein ganzes Leben lang behielt er eine enge Beziehung zu Erfurt und bekannte: "Die Erfurter Universität ist meine Mutter, der ich alles verdanke."

Das anschließende Jurastudium, Voraussetzung für den vorgezeichneten Karriereweg, brach Luther nach seinem sagenumwobenen "Gewittererlebnis" jedoch ab. Auf dem Heimweg von den Eltern in Mansfeld ereilte ihn am 2. Juli 1505 nahe dem heutigen Erfurter Vorort Stotternheim ein Unwetter, wobei er in größter Not geschworen haben soll: "Hilf du, Heilige Anna, ich will ein Mönch werden!" Dies ist als entscheidender biographischer Wendepunkt, als "Werdepunkt der Reformation" eingestuft worden, wie es auf dem Gedenkstein von 1917 heißt. Aus dem lebenslustigen Jurastudenten wurde der verzweifelt um sein Seelenheil ringende Mönch. Heute geht man von einem längeren Prozess und einem Bündel verschiedener Motive aus, die zu jener Entscheidung gegen den Willen von Eltern und Freunden geführt haben. Am 17. Juli 1505 trat Luther in das Erfurter Augustinerkloster ein. Bis 1511 sollte er sich hier der strengsten "Möncherei" unterwerfen und mit der Frage kämpfen, wie er zu einem gnädigen Gott kommen könne. 1507 erfolgte die Priesterweihe im Dom St. Marien, zugleich nahm Luther das Theologiestudium auf, das er 1512 in Wittenberg mit der Doktor-Promotion abschloss. 1510/11 führte eine Ordensangelegenheit den Erfurter Augustinermönch zum einzigen Mal an den Sitz des Papstes nach Rom.

Erfurt darf also neben Wittenberg und der Wartburg als wichtigster Lutherort gelten, in dessen historischer Altstadt sich noch viele Spuren des "werdenden Reformators" finden. Hier stehen das Hauptgebäude seiner Universität, heute Verwaltungssitz der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, die Georgenburse mit Gedenkstätte und Pilgerherberge sowie das Augustinerkloster, eine renommierte Tagungs- und Begegnungsstätte mit Ausstellung samt Lutherzelle und historischer Bibliothek. Zu diesen herausragenden Erinnerungsorten kommen weitere hinzu, wie Dom, Kaufmannskirche, Michaeliskirche, Barfüßerkirche oder Gasthaus "Zur Hohen Lilie". Im Stadtmuseum "Haus zum Stockfisch" wird die authentische Geschichtslandschaft museal gebündelt und Luthers Erfurter Zeit in den Kontext der spätmittelalterlichen Handels- und Kulturmetropole gestellt (Abb. Lutherdruck Stadtmuseum Erfurt, Dirk Urban).

Immer wieder hat Erfurt unter sich wandelnden politisch-gesellschaftlichen Bedingungen seinen "großen Sohn der Stadt" gefeiert. Im 19. und frühen 20. Jahrundert gehörte er zu den zentralen Symbolfiguren im bürgerlich-nationalen Geschichtsbild. Hierfür steht u.a. das Lutherdenkmal auf dem Anger. Selbst in der späten DDR-Zeit kam es zu eindrucksvollen Würdigungen im Rahmen des Luther-Jubiläums 1983. In der aktuellen Lutherdekade bis zum 500. Reformationsjubiläum 2017 bemüht sich die Lutherstadt Erfurt weiter um Schärfung ihres Profils.

(Text: Dr. Steffen Raßloff)


Weiterführend: Artikelserie zur Lutherstadt Erfurt

Siehe auch Luther und die Universität Erfurt, Orte der Reformation in Erfurt und Luther in Thüringen


Links:

Augustinerkloster Erfurt

Luther 2017 auf erfurt.de

Chronik Luther und Erfurt

Frühjahr 1501 Intitulation (Immatrikulation) Martin Luthers an der Universität Erfurt, Luther nimmt vermutlich Quartier in der Georgenburse nahe der Lehmannsbrücke (heute Augustinerstraße 27)

23. September 1502 Erfolgreicher Abschluss des Semesters als Baccalaureus der Freien Künste

Januar 1505 Luther besteht die Prüfungen zum Magister der Freien Künste

20. Mai 1505 Luther besucht die juristischen Vorlesungen im Collegium Marianum (rechts hinter dem Dom, heute nicht mehr vorhanden)

Frühjahr 1505 Luther liest zum ersten Mal in einer (vollständigen) Bibel - der Vulgata - in der Universitätsbibliothek.

2. Juli 1505 Gewittererlebnis bei Stotternheim, Luther gelobt, ein Mönch zu werden. Seit 1917 erinnert daran der Lutherstein

16. Juli 1505 Im Collegium Amplonianum (Michaelisstraße gelegen, heute nicht mehr vorhanden) oder in der Georgenburse soll Luther für seine Freunde ein Abschiedsessen gegeben haben.

17. Juli 1505 Luther verabschiedet sich an der Klosterpforte des Augustiner-Eremitenklosters von seinen Freunden.

3. April 1506 Erste Bewegungen Luthers mit Johann von Staupitz, dem Generalvikar der Augustiner-Eremiten.

September 1506 Vor dem Altar der Augustinerkirche wird Luther - liegend auf dem Grabstein des Theologie-Professors Johannes Zacharias - feierlich und endgültig als Mönch in das Kloster aufgenommen.

27. Februar 1507 Erfurts Weihbischof Johann Bonemilch von Laasphe weiht Martin Luther im Dom St. Marien vor dem Hochaltar zum Priester.

2. Mai 1507 In der Augustinerkirche liest Luther seine erste Messe. Er lädt dazu seine Mansfelder Verwandten und Freunde aus Eisenach ein.

1509 "Tolles Jahr" von Erfurt, Luther erlebt hier mit Betroffenheit den Auftakt einer Welle städtischer Volksbewegung und wendet sich gegen diese.

1510 Nach akademischen Brauch hält Luther im Auditorium coelicum, dem Festsaal der theologischen Fakultät im Erfurter Dom, seine Antrittsvorlesung.

1510/11 Luther reist in Ordensangelegenheiten nach Rom.

1511 Luther zieht endgültig nach Wittenberg um.

1518 Luther besucht seinen Freund Jodocus Trutfetter zum letzten Mal im Erfurter Collegium Marianum.

6. April 1521 Auf dem Weg von Wittenberg nach Worms betritt Luther die Stadt Erfurt durch das Schmidtstedter Tor und wird von den Erfurter Bürgern jubelnd empfangen.

7. April 1521 Luther predigt in der Augustinerkirche worin die rechte und wahrhaftige Frömmigkeit besteht und spricht die berühmte gewordenen Worte "Ich will die Wahrheit sagen und muss es tun, und sollte es mich zwanzig Hälse kosten". Diese Predigt soll am stärksten zur Ausbreitung seine Lehre in Erfurt beigetragen haben.

2. März 1522 Als "Junker Jörg" kehrt Luther - von der Wartburg bei Eisenach kommend - auf seinem Weg nach Wittenberg in der "Hohen Lilie" am Domplatz ein.

21. Oktober 1522 Luther predigt in der Michaeliskirche vom "Glauben und von den Werken"

22. Oktober 1522 Luther predigt in der Kaufmannskirche "Vom Kreuz und Leiden"

11. Oktober 1529 Auf dem Rückweg vom Religionsgespräch mit dem Züricher Reformer Ulrich Zwingli in Marburg predigt Luther in der Barfüßerkirche über das Wort "Ich bin in Namen meines Vaters gekommen".

4. März 1537 Luther kommt schwerkrank aus Schmalkalden in das Haus seines Freundes Georg Sturtz in die "Engelsburg" und findet hier Unterkunft und Pflege.

4./5. Juli 1540 Luther, Jonas und Melanchthon wohnen auf ihrer Reise nach Eisenach im Gasthaus "Zum Schlehendorn", dem damals vornehmsten Gast- und Logierhaus in Erfurt.

27. Juli 1540 Auf seiner Rückreise von Eisenach kehrt Luther mit seinem Gefolge noch einmal im "Schlehendorn" ein.