UNESCO Welterbe Augustinerkloster juedisches Erbe

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UNESCO-Weltkulturerbe in Erfurt

Das Jüdisch-Mittelalterliche Erbe Erfurts rund um die Alte Synagoge steht auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Die Lutherstätte Augustinerkloster zählt auch ohne formalen UNESCO-Status zur Weltkultur.


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Herausragende Zeugnisse der Menschheits- und Naturgeschichte dürfen den Titel UNESCO-Welterbe tragen. Baudenkmäler, Stadtensembles, Industrieanlagen und außergewöhnliche Naturlandschaften machen so noch deutlicher auf sich aufmerksam. Welterbe-Status besitzt seit 2023 auch das Jüdisch-Mittelalterliche Erbe in Erfurt. Hier gab es vermutlich bereits seit dem 11. Jahrhundert eine Gemeinde. Diese entwickelte sich in der Mittelaltermetropole am Schnittpunkt wichtiger Handelsstraßen zu einer der bedeutendsten im Reich. Hiervor zeugt die Alte Synagoge, die älteste bis unters Dach erhaltene Synagoge Mitteleuropas mit baulichen Spuren zurück bis ins 11. Jahrhundert (siehe Abb.). Noch heute sind alle für eine jüdische Gemeinde nötigen Einrichtungen nachvollziehbar: Neben der großen und schmuckvollen Synagoge besonders eine Mikwe (Ritualbad) und ein Friedhof am heutigen Großen Ackerhof. Die Außenseiterstellung der Juden gipfelte jedoch im blutigen Pogrom von 1349, der vermutlich die gesamte Gemeinde auslöschte.

Erst um 1800 kamen wieder Juden nach Erfurt. Erneut wurde das jüdische Leben im Dritten Reich 1933-1945 nahezu völlig vernichtet. Nach 1945 fasste wieder eine jüdische Gemeinde Fuß in der Stadt Erfurt, die sich heute zu ihrer großen jüdischen Geschichte bekennt. Sie verfügt mit der seit 2009 museal genutzten Alten Synagoge mit dem "Erfurter Schatz", der 2011 rekonstruierten Mikwe und dem "Steinernen Haus", einem Wohngebäude des 13. Jahrhunderts am Benediktsplatz, über international beachtete Kulturdenkmale. Darüber hinaus stellt die erhaltene Struktur der mittelalterlichen Gemeinde ein Alleinstellungsmerkmal dar. 2014 hat die Kultusministerkonferenz der Länder deshalb die Aufnahme auf die deutsche Vorschlagsliste zum UNESCO-Welterbe beschlossen. Am 17. September 2023 gelangte das Jüdisch-Mittelalterliche Erbe Erfurts mit Alter Synagoge, Mikwe und Steinernem Haus in Riad auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Neben der weiteren Erschließung und Erforschung des Erbes steht die Schaffung eines Welterbezentrums hinter dem Rathaus auf einem symbolträchtigen Grundstück, auf dem einst die Synagoge der zweiten Gemeinde im 14. Jahrhundert stand, im Mittelpunkt.

Im Rahmen des 500. Reformationsjubiläums 2017 sollte auch die Lutherstätte Augustinerkloster in Erfurt auf Vorschlag der Bundesrepublik Deutschland auf die Welterbeliste aufgenommen werden. Der Erweiterungsvorschlag zu den Lutherstätten in Eisleben und Wittenberg mit fünf weiteren Städten wurde jedoch kurz vor der Tagung des UNESCO-Welterbekomitees 2017 in Krakau zurückgezogen, da v.a. einige der Mitbewerber die Anforderungen nicht erfüllten. Das Augustinerkloster ist ein bedeutendes Baudenkmal mittelalterlicher Ordensbaukunst. Als Lutherstätte genießt es weltweite Aufmerksamkeit und gilt seit 2004 als „nationales Kulturdenkmal von besonderer kultureller Bedeutung“. Martin Luther lebte hier als Augustinermönch von 1505 bis 1511. Die legendäre Lutherpforte, durch die er am 17. Juli 1505 ins Kloster eintrat, verkörpert den entscheidenden biographischen Bruch vom Jurastudenten hin zum Mönch und späteren Reformator. Das Kloster fungiert seit dem großen Lutherjubiläum 1983 als renommierte Tagungs- und Begegnungsstätte. Auch ohne formalen UNESCO-Status gilt die Lutherstadt Erfurt mit ihren weiteren bedeutenden Erinnerungsorten damit als Weltkulturerbe. Museal gebündelt wird das große Kulturerbe im Stadtmuseum Erfurt.

(Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipps:

Veröffentlichungen des Verbundes Jüdisches Leben Erfurt

Steffen Raßloff: Geschichte der Stadt Erfurt. Tübingen 2012 (6. Auflage 2024).

Steffen Raßloff: Jüdisches Welterbe. Synagoge, Schatz und Mikwe. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021 (2. Auflage 2025). S. 32 f.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Jüdisches Leben Erfurt


Thüringer Allgemeine vom 13.11.2024 (zum Lesen anklicken)

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