Luther Bibeluebersetzung Wartburg

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Luthers Bibelübersetzung auf der Wartburg

1521 veranlasste Kurfürst Friedrich der Weise Luthers Scheinentführung auf die Wartburg. Als „Junker Jörg“ getarnt übersetzte der Reformator die Bibel und gab damit der Kirchenerneuerung und der neuhochdeutschen Sprache entscheidende Impulse.


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Eines der historischen Highlights in Thüringen ist zweifellos die Zeit als „Kernland der Reformation“. Hier besaß Martin Luther seine biographischen Wurzeln, seine Familie stammte aus Möhra und Eisenach, wo das Lutherhaus Eisenach als authentischer Gedenkort und modernes Museum an den Schüler erinnert. 1501 bezog Luther die Erfurter Universität, 1505 machte er sich mit seinem Eintritt ins Erfurter Augustinerkloster auf den Weg zum Reformator, den er ab 1512 in Wittenberg konsequent zu Ende beschritt.

Nach dem später zum Auslöser der Reformation verklärten Anschlag der Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517 rückte der ernestinische Kurfürst Friedrich der Weise zum Schutzherrn Luthers auf, Professor an dessen noch junger Landesuniversität Wittenberg. Auf dem Reichstag zu Worms 1521, auf dem Luther vor Kaiser Karl V. seine Lehren nicht widerrief, wurde über ihn die Reichsacht verhängt.

Es folgte nun jene Episode, die über Jahrhunderte zum Kernbestand des protestantischen Welt- und Geschichtsbildes gehörte: die Scheinentführung Luthers auf die Wartburg bei Eisenach. Der einstige glanzvolle Sitz der Landgrafen von Thüringen gehörte seit 1247/64 den Wettinern bzw. seit der Leipziger Teilung 1485 dem ernestinischen Familienzweig. Der in Lebensgefahr schwebende Geächtete wurde am Abend des 4. Mai 1521 auf dem Heimweg von Worms nahe Schloss Altenstein bei Bad Liebenstein von Friedrichs Soldaten „entführt“. Bis zum 1. März 1522 hielt sich Luther als „Junker Jörg“ getarnt auf der Burg auf.

Der Theologe übersetzte hier innerhalb von zehn Monaten das Neue Testament ins Deutsche, dem 1534 die vollständige „Lutherbibel“ folgte. Hiermit legte er eine wesentliche Grundlage für die Ausbreitung seiner Vorstellungen, in denen der Bibel als zentraler Glaubensquelle oberste Priorität zukam. Zugleich wird der Bibelübersetzung eine wichtige Rolle bei der Durchsetzung einer neuhochdeutschen Sprache zugeschrieben. Dies wurde vom Buchdruck und von prominenten Künstlern wie Lucas Cranach der Ältere erheblich befördert. Zum wichtigsten Erinnerungsort für all dies wurde die „Lutherstube“ in der Burgvogtei, heute ein Muss bei jeder Wartburg-Besichtigung.

Luther hat später im Sendbrief vom Dolmetschen (1530) die Grundgedanken seiner Übersetzertätigkeit festgehalten. Es gelte die antiken Texte in gutes Deutsch zu übertragen. Man müsse die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den einfachen Mann auf dem Markt danach fragen und denselben auf das Maul schauen, wie sie reden, und danach übersetzen; da verstehen sie es dann und merken, dass man deutsch mit ihnen redet. Jene sprachgewaltige und volksnahe Bibelübersetzung Luthers ist ein wichtiger Grund, warum die Wartburg heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Hinzu kommen das Andenken an die glanzvolle Landgrafenzeit, an die Heilige Elisabeth und an das Wartburgfest der Burschenschaften 1817. So hat man die im 19. Jahrhundert im romantischen Zeitgeist rekonstruierte „Lutherburg“ auch als „deutscheste aller deutschen Burgen“ bezeichnet, die den Rang eines Nationaldenkmals besitzt. (Foto: Wikipedia, Lencer)


Steffen Raßloff: Dem Volk aufs Maul geschaut. Bibelübersetzung auf der Wartburg. In: Thüringen. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2018 (3. Auflage 2022). S. 24 f.


Siehe auch: Welterbe Wartburg, Luther und Thüringen, Luther und Erfurt, Geschichte Thüringens