Koloniales Erbe in Erfurt

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Koloniales Erbe in Erfurt

Erfurt verfügt über ein breites koloniales Erbe, aus dem die Erfurter Südseesammlung heraus ragt. Dieses Kulturerbe soll nunmehr mit einem Stadtratsbeschloss von 2020 kritisch aufgearbeitet werden.


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Die Diskussion über eine Aufarbeitung des kolonialen Erbes in Erfurt wurde 2019 durch die Plakatausstellung Kolonialismus in Erfurt angestoßen. Mit ihrer im wahrsten Wortsinne plakativen Form mit vielen heftigen Vorwürfen gegen städtische und private Einrichtungen ist sie jedoch stark in die Kritik geraten. Besonders deutlich wurde dies beim zweifellos wichtigsten Kulturerbe des Kolonilazeitalters, der Erfurter Südseesammlung im Benaryspeicher (Foto: Stadt Erfurt, Dirk Urban). 1889 hatte diese der Erfurter Konsul Wilhelm Knappe an das Städtische Museum verkauft. Ins Visier geriet auch der Erfurter Zoopark wegen seiner "Tropennächte", die wegen ihrer exotischen kulturellen Umrahmung als "entwürdigende Inszenierungen" in der Tradition rassistischer "Völkerschauen" des 19. Jahrhunderts stünden. Für die Mohren-Apotheke in der Schlösserstraße fordert man trotz ihres weit vor das koloniale Zeitalter zurückreichenden Namens eine Umbenennung, das Burenhaus in der Bahnhofstraße sei eine unreflektierte Huldigung der südafrikanischen Apartheidpolitik usw. Die Mitinitiatoren des Vereins Decolonize Erfurt haben darüber hinaus u.a. auch die umstrittene Umbenenung des Nettelbeckufers gefordert.

Trotz der Pauschalisierung und überzogenen Kritik verfolgte die Kolonialismus-Ausstellung ein wichtiges Grundanliegen. Sie zeigte eine Reihe von erinnerungskulturellen Defiziten und rassistischen Denkmustern auf. Vor allem aber rückte sie das Thema nach vielen Jahrzehnten überhaupt wieder intensiver in den Fokus der Öffentlichkeit. Der Erfurter Stadtrat hat nunmehr im Dezember 2020 beschlossen, das koloniale Erbe in den kommunalen Einrichtungen durch Provenienzforschung aufzuarbeiten und zugleich öffentlich zugänglich zu machen: "Die Museen und Archive haben aber auch einen kritischen Bildungsauftrag. Deshaln muss die wissenschaftliche Aufarbeitung, öffentliche Darstellung und Vermittlung der Kolonialsgeschichte die Bürger/innen auch erreichen und kommunikativ offen einbinden."