150 Jahre Schlacht bei Langensalza
150 Jahre Schlacht bei Langensalza 1866
Naher Schlachtenlärm
Serie Historisches 2016: Vor 150 Jahren gewannen die Preußen bei Langensalza eine Entscheidungsschlacht im Deutschen Krieg.
Es waren bange Tage im Sommer 1866. Die preußische Festungsstadt Erfurt war in Alarmbereitschaft versetzt worden. Vom Magistrat erging am 6. Juni ein Aufruf „An die Einwohnerschaft Erfurts!“, der auf eine mögliche Belagerung vorbereiten sollte. Denn seit einigen Wochen tobte ein erbitterter Krieg zwischen den Großmächten Preußen und Österreich um die Vorherrschaft in Deutschland. Einer der österreichischen Verbündeten, das Königreich Hannover, versuchte quer durch Thüringen Richtung Süddeutschland durchzubrechen. Am 27. Juni war erstmals aus der Ferne Schlachtenlärm zu hören. Was die Erfurter da noch nicht wussten: Preußen und verbündete Truppen des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha hatten die Hannoveraner unter König Georg V. bei (Bad) Langensalza zum Stehen gebracht. Nach zwei Tagen musste Georg V. kapitulieren und ging mit seiner gesamten Armee in Gefangenschaft. Damit war eine erste Entscheidung gefallen, ehe am 3. Juli 1866 die Schlacht bei Königgrätz den endgültigen Sieg Preußens über Österreich brachte.
Die Erfurter Garnison hatte einen erheblichen Beitrag zu der siegreichen Schlacht geleistet. Insbesondere das Ersatzbataillon des 71. Infanterieregiments aus der Defensionskaserne auf dem Petersberg (Abb.) musste dafür freilich einen hohen Preis zahlen. Die Erfurter Infanteristen beklagten 176 Gefallene. Aber auch die Arbeiter der erst vier Jahre zuvor im Brühl angesiedelten Königlich-Preußischen Gewehrfabrik durften sich als Sieger fühlen. Sie stellten die modernen Zündnadelgewehre her, die mit zum Sieg der Preußen beitrugen. In Erfurt wurde der Sieg bei Langensalza mit Erleichterung und Jubel aufgenommen. Regierungspräsident Justus Wilhelm du Vigneau vermeldete an seine Vorgesetzten die allseitige „Begeisterung über die Heldentaten der Truppen“. Sie wurden feierlich mit Glockengeläut, Chorgesängen und einem Triumph-Bogen empfangen.
Die Einigung Deutschlands unter preußischer Führung war ein gutes Stück vorangekommen – und sie sollte schon wenig später ihren Abschluss finden. Denn dem Preußisch-Österreichischen Krieg folgte bereits 1870/71 der Deutsch-Französische Krieg. Dieser brachte die Gründung des Deutschen Kaiserreiches im Spiegelsaal von Versailles am 18. Januar 1871. Der preußische König Wilhelm I. stieg zum Deutschen Kaiser auf. Die Reichseinigung mit „Eisen und Blut“ durch den jetzigen Reichskanzler Otto von Bismarck war vollzogen. Dies bedeutete auch für Erfurt eine tiefe Zäsur seiner Stadtgeschichte. Die nun mitten im neuen deutschen Nationalstaat liegende preußische Garnison verlor ihre Funktion als Festungsstadt. Des einengenden Gürtels wuchtiger Bastionen entledigt, wuchs Erfurt seit der „Gründerzeit“ rasant zur modernen Industriemetropole heran. Zählte es 1871 noch 44.000 Einwohner, so war schon 1906 mit 100.000 der Status einer Großstadt erreicht. (Foto: Defensionskaserne auf dem Petersberg [Alexander Raßloff])
(Dr. Steffen Raßloff in Thüringer Allgemeine vom 06.02.2016)
Lesetipp:
Steffen Raßloff: Thüringen. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2018. S. 82 f.
Siehe auch: Schlacht bei Langensalza 1866, Geschichte der Stadt Erfurt
Thüringer Allgemeine vom 25.06.2016 und 27.06.2016 (zum Lesen anklicken):