Elisabeth von Thüringen

Aus erfurt-web.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Heilige Elisabeth von Thüringen

Landgräfin; Heilige; seit 1994 Patronin des Bistum Erfurt
geboren 1207 in Sárospatak in Nordungarn
gestorben am 17.11.1231 in Marburg


Elisabeth wurde im Jahre 1207 als zweites von insgesamt fünf Kindern ihres Vaters Andreas II., des Königs von Ungarn, und ihrer Mutter Gertrud von Kärnten-Andechs-Meran, auf der Burg Sárospatak geboren.

Bestimmend dafür, dass Elisabeth eine Ehe mit einem Ludowinger eingehen sollte, war Elisabeths Mutter. Unter ihren insgesamt sieben Geschwistern hatte Gertrud einen Bruder namens Ekbert. Dieser war Bischof von Bamberg und war in einen politischen Mord verwickelt. Denn am 26. Juni 1208 hatte eine Reihe deutscher Fürsten ihr Problem, sich nach dem Tode von Kaiser Heinrich VI. aus Uneinigkeit gleich zwei Könige gewählt zu haben, nämlich den Welfen Otto IV. von Braunschweig und den Staufer Philipp von Schwaben, dadurch gelöst, indem sie Philipp kurzerhand umbrachten. Da dieser politische Mord im Bischofspalast zu Bamberg geschah, wurde Ekbert als Hausherr der Mitwisserschaft beschuldigt, mit der Reichsacht bestraft und genötigt, zu seiner Schwester Gertrud an den ungarischen Königspalast zu fliehen. Ekbert jedoch fühlte sich unschuldig - und war es offensichtlich auch - und beschritt, da ihm legale Möglichkeiten zur Wiederherstellung seiner Unschuld nicht gewährt wurden, von Ungarn aus die Wege der Illegalität.

Zusammen mit einer Reihe geistlicher und weltlicher Fürsten, darunter Landgraf Hermann I. von Thüringen, fand er sich etwa ab August 1210 zu einer Verschwörung mit dem Ziel der Absetzung Ottos IV. zusammen. Diese antiwelfische Oppositionsgruppe traf sich mindestens dreimal, einmal wohl auch auf der thüringischen Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut. Zu Hilfe kam ihr der Umstand, dass sich Papst Innozenz III. inzwischen mit Otto IV. überworfen hatte und deshalb seinerseits Bündnispartner gegen den Welfen suchte.

Im Juni 1211 wurde in Bamberg der geächtete Ekbert jedenfalls wieder in seine alten Rechte eingesetzt. Im September trafen sich die deutschen Fürsten in Nürnberg, darunter auch Hermann I. von Thüringen, erklärten Otto IV. für einen Häretiker und riefen den Staufer Friedrich II. als künftigen Kaiser aus.

Diese Vorgänge führten dazu, Leben und Geschick der gerade erst geborenen Elisabeth ganz entscheidend zu bestimmen. Um nämlich das politische Bündnis zwischen der Landgrafschaft Thüringen und dem Haus Andechs-Meranien zu festigen, entschloss man sich, dem Verständnis der Zeit entsprechend, kurzerhand, miteinander verwandt zu werden. Zwischen der vierjährigen Elisabeth, der Tochter Gertruds und Nichte Ekberts, und dem damals elf Jahre alten Thüringer Landgrafensohn Hermann, dem Sohn Hermanns I., wurde von Seiten beider Familien die Verlobung vereinbart. Dass Elisabeth dabei auch noch ungarische Königstochter war, dürfte für die Thüringer zwar willkommen, aber letztlich doch nur Zugabe gewesen sein.

War die Verlobung in dieser Weise als politisch nötig und vorteilhaft erkannt, verhielt man sich bei ihrer juristischen Fixierung natürlich nicht kleinlich. Elisabeth wurde von ihrem Elternhaus mit der damals üblichen Mitgift in Höhe von 1.000 Mark ausgerüstet sowie mit für die damalige Zeit überaus reichlichen Zugaben: zahlreichen Gold- und Silbergefäßen, Diademen, Schmuck, Purpur- und Seidenstoffen, ja sogar mit einer silbernen Badeschüssel und anderem. Zudem wurde von Seiten ihrer Mutter die Zahlung weiterer Beträge in Aussicht gestellt.

Von der Burg Preßburg (Bratislava) aus formierte sich 1211 ein feierlicher Zug, um das vierjährige Kind zu den Thüringer Ludowingern, einem der bedeutendsten Herrschergeschlechter Deutschlands, zu geleiten.

Es bestand also aller Grund zu den besten Hoffnungen. Innerhalb von nur fünf Generationen bzw. etwa 150 Jahren hatten sich die Ludowinger aus den überaus bescheidenen Anfängen einer kleinen Rodungsherrschaft zu einem der einflussreichsten und umworbensten Fürstenhäuser entwickelt. Ein sich über drei Grafschaften erstreckendes Herrschaftsgebiet, ein respektabel ausgebautes System von Burgen, enge Verwandtschaftliche Beziehungen zum Kaiserhaus, ein durch die Teilnahme an Kreuzzügen begründetes hohes kirchliches Ansehen - dies war das Haus, in das die ungarische Prinzessin übersiedelte.

Doch nicht nur die politisch-dynastischen Rahmenbedingungen waren einer Königstochter würdig. Von Seiten der landgräflichen Familie war auch im Privaten alles getan worden, um dem vierjährigen Mädchen aus Ungarn das Einleben so angenehm wie nur möglich zu machen. Die Kindheit Elisabeths wird man sich eingebettet in eine stattliche Großfamilie vorzustellen haben. Aufgenommen in die Schar der insgesamt sechs Kinder des Landgrafenehepaares dürfte Elisabeth vor allen in der etwa gleichaltrigen Agnes, die später in das Haus der Babenberger einheiraten sollte, sowie in dem ebenfalls gleichaltrigen Heinrich, dem späteren deutschen König, und Konrad, dem späteren Deutschordensmeister und entschiedenen Förderer ihrer Heiligsprechung, Spielgefährten und "Geschwister" gefunden haben. Darüber hinaus wurde dem vierjährigen Kind unmittelbar nach seiner Übersiedlung eine weitere, eigene Spielkameradin namens Guda beigegeben. Guda entstammte einer thüringischen Ministerialenfamilie, war ein Jahr älter als Elisabeth und sollte sich als eine der treuesten Begleiterinnen Elisabeths für ihr ganzes weiteres Leben erweisen.

Die Erziehung dieser Kinderschar samt Elisabeths wird, auch wenn konkrete Nachrichten darüber fehlen, letztlich in der Verantwortung der Landgräfin Sophie gelegen haben. Überhaupt lässt sich an Elisabeths "neuen Eltern", am Tun und des Landgrafenehepaares Hermann I. und Sophie ganz gut der Rahmen abschätzen, in dem Elisabeth heranwuchs.

Von Seiten ihrer künftigen Schwiegermutter dürfte wohl vor allem entscheidend gewesen sein, dass sich Sophie offensichtlich zu den Zisterzienserinnen des Katharinenklosters zu Eisenach hingezogen fühlte. Zwar war das traditionelle Hauskloster der Ludowinger das Kloster Reinhardsbrunn südlich von Gotha, doch möglicherweise wurde mit dem geplanten Ausbau der Wartburg als dauerhafte Residenz, vielleicht aber auch als gezieltes Konkurrenzunternehmen unter der Regentschaft Hermanns I. und seiner Frau in den Jahren 1208 bis 1214 das Eisenacher Kloster gegründet. Und vor allem Sophie schien diesen Ort zu favorisieren. Denn sie wird sich sofort nach Elisabeths Heirat in jenes Kloster zurückziehen. Sicher auch deshalb, weil ihr Gemahl hier seine letzte Ruhestätte fand. Die heranwachsende Elisabeth wird also über die Erziehung durch ihre Schwiegermutter schon früh Bekanntschaft gemacht haben mit zisterziensischer Spiritualität.

Ihr künftiger Schwiegervater, Hermann I., tat sich dagegen vor allem als Kunstmäzen hervor. Schon auf der Hochzeit seines Bruders Ludwig III. war dem Dichter Heinrich von Veldeke das Manuskript seines "Eneit" gestohlen und nach Thüringen verschleppt worden. Jahre später bot Hermann dem Bestohlenen auf der Neuenburg die Möglichkeit, seinen "Eneit" weiterzuschreiben. Der Gewinn der Aktion dürfte vor allem darin gelegen haben, eine prominente Dichterpersönlichkeit für längere Zeit ins Land geholt zu haben. Genauso wie Hermann I. auch Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach und viele andere Dichter und Literaten nach Thüringen und an seinen Hof rief. Die Sage vom Sängerkrieg auf der Wartburg hat diese Seite Hermanns als eines Förderers und Liebhabers zeitgenössischer Dichtung verewigt, selbst, wenn ein solcher Sängerwettstreit der historischen Überprüfung nicht standhält. Unter Hermann I. war der Hof der Thüringer Ludowinger Zentrum staufischer Kultur.

Elisabeth jedenfalls wird dank der kulturellen Interessen ihres künftigen Schwiegervaters in einer Atmosphäre regen höfischen Lebens aufgewachsen sein.

Prangende Weltlichkeit einerseits und innige Religiosität andererseits - dies war die Dimension, in der Elisabeth die Jahre ihrer Kindheit und Jugend verbrachte. Und in ihr zeigte sie, wie die erwähnte Guda später berichtet, schon von Anfang an das Streben nach einem Leben möglichst nah am Geist des Evangeliums. So habe sie schon mit fünf Jahren, obgleich des Lesens noch unkundig, oftmals den Psalter auf dem Altar der Hofkapelle aufgeschlagen und vor ihm wie betend Kniebeugen gemacht. Wurde sie abends zu Bett geschickt, ohne dass sie Gelegenheit gehabt hatte, ihre Gebete zu Ende zu sprechen, so habe sie diese im Bett und heimlich beendet.

Beim Spiel mit anderen Mädchen auf dem Burghof sei sie unter immer wieder neuen Vorwänden in die Nähe der Kapelle gedrängt, um dort in kurzem Gebet inne zuhalten. Ja, das Spiel mit Murmeln und andere kindliche Wettspiele habe sie dazu genutzt, im Falle eines Sieges Verlierern von ihrem von ihrem Gewinn abzugeben und die so beschenkten zu allerlei Gebeten zu verpflichten. Beispiele, die zeigen, dass Elisabeth schon als Kind den christlichen Glauben auf besonders intensive Weise erfahren hatte.

Allerdings ist nachzutragen, dass sich in den Quellen keine Belege dafür finden, dass Elisabeth sich während ihrer Kindheit und Jugend tatsächlich auf der Wartburg aufgehalten habe, woraus wohl zu schlussfolgern ist, dass man sich die heranwachsende Landgräfin eher auf den anderen ludowingischen Burgen Thüringens, wie der Neuenburg, der Creuzburg oder Burg Weißensee vorzustellen hat.

Der für Elisabeth ausersehene Bräutigam Hermann starb 1216, ein Jahr darauf auch dessen Vater Hermann I.. Als Herrscher stand nun der jüngere Ludwig an, der, nachdem er volljährig geworden war, 1218 als Ludwig IV. Thüringer Landgraf wurde. Elisabeth, die am Hofe durch Frömmigkeit, Schönheit und Sittsamkeit aufgefallen war, aber nun ohne Gemahl dastand, sollte nach Ungarn zurückgeschickt werden; aber inzwischen hatte sich Ludwig in sie verliebt, 1221 - Ludwig war 21, Elisabeth war 14 Jahre alt - wurde die Hochzeit gefeiert.

14 Jahre: dies mag uns unvorstellbar erscheinen, war aber für die damalige Zeit durchaus die Regel. Das Alter für die Volljährigkeit lag während des gesamten Mittelalters für Männer bei etwa 14 und für Frauen bei etwa 12 Jahren. Elisabeth heiratete also aus Sicht ihrer Zeit in vollkommen normalem Alter.

Gleich nach der Hochzeit schied Elisabeths Schwiegermutter Sophie aus dem höfischen Leben der Wartburg freiwillig aus und machte so gleichsam den Weg frei für die neue Landgräfin. Ihr Gatte, Hermann I., war ja bereits Anfang 1217 verstorben, so dass sie die letzten Jahre ohnehin nur als Witwe an der Regentschaft ihres Sohnes teilgenommen hatte. Sie kleidete sich nun in das Gewand der Zisterzienserinnen und trat unter Ablegung eines ewigen Enthaltsamkeitsgelübdes dem Katharinenkloser in Eisenach bei. Elisabeth dürfte dieser Schritt in ihrer geistlichen Entwicklung sehr beeindruckt haben. Auch sie wird wenige Jahre später für den Fall ihrer Verwitwung Enthaltsamkeit geloben.

Gleichsam als Hochzeitsreise entschloss sich das junge Ehepaar, noch im Jahre 1221 gemeinsam nach Ungarn zu reisen. Unter großem Gefolge brach man am 29. September 1221 auf. Es ist wohl als ein Zeichen tiefen Verständnisses Ludwigs für seine Gattin zu interpretieren, ihr diese Reise gewährt zu haben. Elisabeth wird die Gelegenheit genutzt und am Grab ihrer 1213 ermordeten Mutter Abschied von ihr genommen haben. Gertrud hatte sich im ungarischen Ausland vor allem von dem Verlangen getrieben gesehen, möglichst viele ihrer Sippe in Ungarn in Amt und Würden zu heben, so sehr und so lange, bis die ungarische Aristokratie ihrer Überfremdung und ihrem Nepotismus gewaltsam ein Ende setzte. Sie nutzte die Chance einer Abwesenheit Königs Andreas und brachte während einer groß angelegten Jagd Gertrud samt ihrem deutschen Hofstaat grausam um. Elisabeth selbst wird in Ungarn wohl nicht geahnt haben, dass sie ihren Vater und ihre Geschwister sowie ihre ungarische Heimat niemals wiedersehen wird.

Es kam zu einer glücklichen Ehe, aus der schnell drei Kinder hervorgingen. Ihren Sohn Hermann bringt Elisabeth mit 15 Jahren, am 28. März 1222 auf der Creuzburg zur Welt, ihre Tochter Sophie zwei Jahre später, am 20. März 1224 und Gertrud, ihre zweite Tochter, am 29. September 1227, d.h. 18 Tage nach dem Tod ihres Vaters.

Hatte sie ihre Kindheit und Jugend vorwiegend auf anderen ludowingischen Burgen Thüringens verbracht, so scheint sie kurz nach der Geburt Hermanns doch auf die Wartburg als einer dauernden Residenz übergewechselt zu sein. Jedenfalls erblicken Sophie und Gertrud dort das Licht der Welt.

Als 1225 die ersten Franziskaner nach Eisenach kamen, übte deren Ideal befreiender Besitzlosigkeit großen Einfluss auf Elisabeth aus. Sie kümmerte sich um Bedürftige, besuchte Armenviertel; dies wurde trotz der Unterstützung, die Elisabeth von ihrem Mann erhielt, von der Familie mit Argwohn betrachtet. Ausführlich berichten die Legenden, wie sie unerschüttert den Verleumdungen und Vorwürfen ihrer Umgebung standhielt. Sagen berichten Wunderbares: Der Aussätzige, den sie zur Pflege in ihr Bett hat legen lassen, wurde aufgedeckt, aber statt Elisabeth zu ertappen wurde das Bild des Gekreuzigten gesehen. Als sie im Hungerjahr 1226 alles verfügbare Korn austeilen ließ und auch Geld aus der Staatskasse zur Hilfe verwandte, wurden heftige Vorwürfe erhoben - da bedeckte sich plötzlich der Boden des Saales mit Korn, und Korn füllte alle Kammern. Als sie bei der festlichen Ankunft des Kaisers Friedrich II. kein Gewand mehr in der Truhe fand, überkleidete sie ein Engel mit Glanz und Schmuck, worauf sie fürstlicher als je im Saal erschien.

Das "Rosenwunder" ist weder in der Lebensbeschreibung noch in den großen Legendensammlungen verzeichnet: Ludwig, von seiner Umgebung gegen Elisabeths angebliche Verschwendung aufgehetzt, trat seiner Frau, die mit einem brotgefüllten Deckelkorb die Burg herab stieg, mit der Frage entgegen: "Was trägst du da?", deckte den Korb auf, sah aber nichts als Rosen.

Ihr Mann Ludwig trat dem Deutschen Orden bei und empfing von Konrad von Hildesheim das Kreuz, um am 5. Kreuzzug teilzunehmen. Er erkrankte dabei im italienischen Otranto, wurde - schon eingeschifft - in Brindisi wieder an Land gebracht und starb dort 1227 an einer Seuche - die Legende berichtet aber auch von einem verderblichen Trank, den er mit der Kaiserin Jolanthe getrunken habe, denn auch sie starb. Elisabeth war tief traurig: "Mit ihm ist mir die Welt gestorben".

Nach dem Tod ihres Mannes wurde Elisabeth mit ihren drei Kindern von ihrem Schwager Heinrich Raspe von der Wartburg vertrieben mit der Begründung, sie verschwende öffentliche Gelder für Almosen. In Eisenach fand sie keine Unterkunft, habe zunächst in einem Schweinestall gehaust. Auf dem Weg zu ihrem Onkel nach Bamberg kehrte sie 1228 im Kloster der Weißfrauen, dem heutigen Ursulinenkloster in Erfurt, ein. Von hier aus schrieb sie an Papst Gregor IX. und bat um Rat, ob ihr Weg der Entsagung im Dienste der Armen und Kranken richtig sei.

Bei ihrem Onkel mütterlicherseits, dem Bischof von Bamberg, fand Elisabeth dann mit ihren drei Kindern Aufnahme: er wollte sie wieder vermählen, aber Elisabeth lehnte selbst die Werbung von Kaiser Friedrich ab. Rückkehrende Kreuzfahrer brachten ihr Ring und Gebeine Ludwigs; nach seiner feierlicher Bestattung musste man ihr auf Betreiben von Papst Gregor IX. ihr Witwengut herausgegeben. Legendär ist, dass Gregor, auf Franziskus' ausdrücklichen Wunsch, diesem den Mantel von den Schultern nahm und ihn Elisabeth zusandte.

1229 zog Elisabeth an den Wohnort ihres Seelenführers und Beichtvaters, des Prämonstratensers Konrad von Magdeburg. Dieser strenge, asketische Mann wollte "die Heilige zu einer Heiligen zu machen", verfolgte sie mit Bußübungen, geißelte sie schon für kleine Vergehen - Konrad wurde wegen seiner fanatischen Strenge 1233 erschlagen. Elisabeth lebte aus der Überzeugung, ganz arm sein zu wollen, ging von Tür zu Tür betteln und wollte öffentlich auf allen ihr juristisch zustehenden Reichtum verzichten; Konrad hinderte sie am Verzicht, um das Vermögen zu retten. Mit diesem Witwenvermögen errichtete sie daraufhin 1229 in Marburg ein Spital, benannte es nach Franziskus und arbeitete dort selbst als Pflegerin bis zu ihrem Tod. Sie ließ nun auch ihre Kinder zurück und trat in die von Konrad geleitete Hospitalitergemeinschaft ein - nicht als Tertiarin in den Franziskanerorden, wie oft angenommen.

Im November 1231 wurde Elisabeth krank; es heißt, dass ihre letzten Tage von kindlicher Heiterkeit überstrahlt waren. Wenige Tage vor ihrem Tod hatte sie eine Vision von einem Vogel, der zwischen ihr und der Wand fröhlich sang und sie dazu bewegte, mitzusingen. Sie verschenkte ihre letzten Sachen und soll sogar noch ihre Gefährtinnen getröstet haben. Elisabeth starb mit vierundzwanzig Jahren, aufgezehrt in der Fürsorge für andere, und wurde in ihrem Franziskus-Hospital bestattet.

Bereits vier Jahre nach Elisabeths Tod erfolgte am 27.05.1235 ihre Heiligsprechung durch Papst Gregor IX. Der Deutsche Orden mit einem Verwaltungssitz in Marburg erweiterte ihr Spital und ließ 1235 - 1283 die ihr geweihte Kirche als ersten gotischen Bau in Deutschland errichten. 1236 erfogte die Erhebung ihrer Gebeine im Beisein Kaiser Friedrichs II. von Hohenstaufen. Wallfahrten zu ihrem Grab gehörten, durch Wunderheilungen sich ausbreitend, zu den berühmtesten des Mittelalters. Friedrich Heer nannte Elisabeth "eine der zartesten, innigsten und liebenswertesten" Heiligen des Mittelalters; Alban Stolz schrieb, "dass außer der Mutter Gottes Maria noch keine weibliche Person eine größere, weiter verbreitete Verherrlichung auf Erden gefunden hat als die heilige Elisabeth".

Philipp von Hessen ließ Elisabeths Reliquien 1539 im Zuge der Reformation aus dem Sarg entfernen, um die Verehrung zu beenden; ihr Kopf war aber schon vorher ins Elisabethinnen-Kloster nach Wien gekommen. Auch die Stadt Kosice - etwas nördlich ihres Geburtsortes, heute in der Slowakei gelegen - ist ein Zentrum ihres Kultes.


Siehe auch: Geschichte Thüringens