Christian Reichart
Christian Reichart
Christian Reichart gilt als "Vater der Blumenstadt Erfurt" und Begründer des modernen Gartenbaus. Ihm errichtete man 1867 das erste Denkmal für einen verdienten Bürger der Stadt.
Idyllisch im Grünen, aber doch ziemlich versteckt vor neugierigen Blicken, steht das Reichart-Denkmal in der Grünanlage an der Pförtchenbrücke. Der verdienstvolle Gartenbau-Pionier, der "Vater der Blumenstadt Erfurt", Christian Reichart (1685-1775), hätte eigentlich einen exponierteren Platz verdient. Tatsächlich hat man dieses erste Denkmal für einen Bürger vor 150 Jahren auch auf einem belebten Platz in der Stadt eingeweiht – dem heutigen Karl-Marx-Platz.
1867 errichtete die Stadt Erfurt für den Gartenbauunternehmer, Stadtrat und engagierten Bürger das Denkmal von Georg Friedrich Carl Kölling auf dem "Platz am Wassertor". Der Platz selbst wurde ihm zu Ehren in Reichartplatz umbenannt. Bis dahin waren derartige Ehrungen nur Monarchen, Feldherren oder sonstigen Großen der Geschichte vorbehalten. Das verweist auf das wachsende Selbstbewusstsein der Bürgerschaft und auf das große Ansehen Reicharts. Man sah ihn nicht zu Unrecht am Beginn des Aufstiegs von Erfurt zu einem internationalen Zentrum des Gartenbaus stehen.
Ein Monarch war es dann aber auch, der Reichart 1899 an seinen heutigen Standort in der damals noch ganz frisch angelegten Grünanlage am Flutgraben verdrängte. Er musste dem 1900 eingeweihten Kaiser-Wilhelm-Denkmal weichen, wobei auch der Platz in Kaiserplatz umbenannt wurde. Immerhin hatte man 1886 in der Nähe der Pförtchenanlage die Reichartstraße angelegt, die den Namen bis heute im Stadtbild bewahrt. Der Kaiserplatz dagegen wurde 1945 in Karl-Marx-Platz umbenannt, das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. (1871-1888) war kurz zuvor für Kriegszwecke eingeschmolzen worden.
Übrigens gibt es ein weiteres Denkmal für Reichart. Das ist freilich ähnlich gut versteckt. Es findet sich vor der einstigen Ingenieurschule für Gartenbau "Christian Reichart" in der Leipziger Straße, die heute zur Fachhochschule Erfurt gehört. 1985 hat dort Kerstin Stöckel eine Bronzebüste auf rechteckigem Steinsockel geschaffen. Die von ihr abgebildeten Gesichtszüge orientieren sich an dem bekannten Gemälde des Erfurter Barockmalers J. S. Beck, der jüngst im Angermuseum mit einer großen Ausstellung gewürdigt wurde. Schließlich erinnert noch eine Gedenktafel nahe der Reglerkirche an den einstigen Wohnsitz Reicharts.
Mit Blick auf die vielfältigen Vorbereitungen zur Bundesgartenschau 2021 sollte man vielleicht auch über eine etwas wirksamere Würdigung Christian Reicharts im öffentlichen Raum nachdenken. Ohne sein Wirken in einer wichtigen Schwellenzeit am Beginn der Moderne würde Erfurt heute vermutlich nicht den noch immer weitreichenden Ruf einer Blumen- und Gartenbaustadt genießen. Und dies wiederum war 2011 ein wichtiges Argument für die segensreiche Entscheidung der Bundesgartenschau-Gesellschaft zugunsten Erfurts. (Foto: Alexander Raßloff)
Literaturtipps:
Steffen Raßloff: 100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten. Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.
Martin Baumann/Steffen Raßloff (Hg.): Blumenstadt Erfurt. Waid - Gartenbau - iga/egapark. Erfurt 2011.
Siehe auch: Reichartdenkmal, Reichart-Büste Fachhochschule, Geschichte der Stadt Erfurt, Erfurt - Der "Gärtner des Reiches", Blumenstadt Erfurt, Bundesgartenschau 2021, Johann Hieronymus Kniphof