Waldgasthaus Balsamine: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:BalsamineNeu.jpg | [[Datei:BalsamineNeu.jpg|400px|right]]So mancher Erfurter Geschichts- und Wanderfreund weiß, dass die Ausflugsgaststätte „Riechheimer Berg“ südlich unserer Stadt auf die große „Thüringische Gewerbe- und Industrieausstellung“ 1894 zurückgeht. Seinerzeit hatten sich auf dem späteren Stadtpark-Gelände nicht zuletzt die Gartenbauunternehmer der weltberühmten Blumenstadt präsentiert. Große Pavillons in Holz- bzw. Fachwerkbauweise boten Raum für Ausstellungen und Gastronomie. Eine der Attraktionen, ein Thüringer Bauernhaus, wanderte ein Jahr später auf den Riechheimer Berg und wandelte sich dort zur beliebten Ausflugsgaststätte. Die spektakuläre Schau steht übrigens ganz in der Traditionslinie der großen Erfurter Gartenbauausstellungen seit 1865, die in der „iga“ 1961 ihren Höhepunkt fanden und 2021 in der Bundesgartenschau erneut gipfeln sollen. | ||
Eine ähnliche Nachnutzung wie das Riechheimer-Bauernhaus fanden auch andere Baulichkeiten der Ausstellung von 1894. Weniger bekannt dürften diese Erfurter Wurzeln beim heutigen „Waldgasthaus Balsamine“ auf einer Anhöhe im Ilmtal bei Buchfart nahe Bad Berka sein. Wenige Jahre zuvor hatte der Thüringerwald-Verein die reizvolle Gegend für Wanderer erschlossen. Der Schlossberg oberhalb der Buchfarter Höhlen mit seinem herrlichen Ausblick erhielt einen Rastplatz, bekannt als „Güntsches Ruh“. 1895 kaufte Balduin Zorn, Pächter der Gemeindeschenke in Buchfart, in Erfurt einen der hölzernen Pavillons und ließ ihn dort als „Waldhaus Schlossberg“ aufstellen. Die sehr beliebte Gaststätte soll nach dem Vornamen ihres Pächters bald nur noch „Baldune“ und schließlich „Balsamine“ genannt worden sein. | Eine ähnliche Nachnutzung wie das Riechheimer-Bauernhaus fanden auch andere Baulichkeiten der Ausstellung von 1894. Weniger bekannt dürften diese Erfurter Wurzeln beim heutigen „Waldgasthaus Balsamine“ auf einer Anhöhe im Ilmtal bei Buchfart nahe Bad Berka sein. Wenige Jahre zuvor hatte der Thüringerwald-Verein die reizvolle Gegend für Wanderer erschlossen. Der Schlossberg oberhalb der Buchfarter Höhlen mit seinem herrlichen Ausblick erhielt einen Rastplatz, bekannt als „Güntsches Ruh“. 1895 kaufte Balduin Zorn, Pächter der Gemeindeschenke in Buchfart, in Erfurt einen der hölzernen Pavillons und ließ ihn dort als „Waldhaus Schlossberg“ aufstellen. Die sehr beliebte Gaststätte soll nach dem Vornamen ihres Pächters bald nur noch „Baldune“ und schließlich „Balsamine“ genannt worden sein. |
Version vom 7. Februar 2021, 11:07 Uhr
Waldgasthaus Balsamine
Waldgasthaus mit Erfurter Wurzeln
Die „Balsamine“ bei Bad Berka geht ebenso wie der „Riechheimer“ auf ein Gebäude der großen Gewerbeausstellung auf dem Stadtpark 1894 zurück.
So mancher Erfurter Geschichts- und Wanderfreund weiß, dass die Ausflugsgaststätte „Riechheimer Berg“ südlich unserer Stadt auf die große „Thüringische Gewerbe- und Industrieausstellung“ 1894 zurückgeht. Seinerzeit hatten sich auf dem späteren Stadtpark-Gelände nicht zuletzt die Gartenbauunternehmer der weltberühmten Blumenstadt präsentiert. Große Pavillons in Holz- bzw. Fachwerkbauweise boten Raum für Ausstellungen und Gastronomie. Eine der Attraktionen, ein Thüringer Bauernhaus, wanderte ein Jahr später auf den Riechheimer Berg und wandelte sich dort zur beliebten Ausflugsgaststätte. Die spektakuläre Schau steht übrigens ganz in der Traditionslinie der großen Erfurter Gartenbauausstellungen seit 1865, die in der „iga“ 1961 ihren Höhepunkt fanden und 2021 in der Bundesgartenschau erneut gipfeln sollen.
Eine ähnliche Nachnutzung wie das Riechheimer-Bauernhaus fanden auch andere Baulichkeiten der Ausstellung von 1894. Weniger bekannt dürften diese Erfurter Wurzeln beim heutigen „Waldgasthaus Balsamine“ auf einer Anhöhe im Ilmtal bei Buchfart nahe Bad Berka sein. Wenige Jahre zuvor hatte der Thüringerwald-Verein die reizvolle Gegend für Wanderer erschlossen. Der Schlossberg oberhalb der Buchfarter Höhlen mit seinem herrlichen Ausblick erhielt einen Rastplatz, bekannt als „Güntsches Ruh“. 1895 kaufte Balduin Zorn, Pächter der Gemeindeschenke in Buchfart, in Erfurt einen der hölzernen Pavillons und ließ ihn dort als „Waldhaus Schlossberg“ aufstellen. Die sehr beliebte Gaststätte soll nach dem Vornamen ihres Pächters bald nur noch „Baldune“ und schließlich „Balsamine“ genannt worden sein.
Allerdings war dem „Schlossberg“ alias „Balsamine“ anders als dem bis heute im Kern erhaltenen Bauernhaus auf den Riechheimer keine lange Existenz beschieden. Am 14. Januar 1927 brannte das Holzgebäude vollständig aus, nachdem die Gastwirtin eine Petroleumlampe hatte fallen lassen. Nur zwei Jahre später entstand die heutige „Balsamine“ als massiver Neubau. 1962 knüpften sich noch einmal enge Verbindungen nach Erfurt, als das Schuhkombinat „Paul Schäfer“ dort ein Betriebsferienheim mit Bungalows einrichtete. Nach 1989 kam die Balsamine an die Treuhand und wurde geschlossen. Dem allmählichen Verfall stemmten sich schließlich vor wenigen Jahren die Weimarer Steinmetze Stefan und Andreas Dospiel entgegen. Sie sanierten das Waldgasthaus samt Pension und neuen Bungalows liebevoll und machten es wieder zu einem beliebten Ausflugsziel (Foto: Alexander Raßloff).
(Dr. Steffen Raßloff in Thüringer Allgemeine vom 09.04.2016)
> Waldgasthaus Balsamine, Gartenbauausstellungen in Erfurt, Riechheimer Berg