Schreibkaestchen Martin Luther Stadtmuseum Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 6: | Zeile 6: | ||
[[Datei:Lutherkasten.jpg|370px|right]]Die letzte Reise seines Lebens führt den Reformator zurück in die Geburtsstadt Eisleben. Ein Saale-Hochwasser zwingt ihn jedoch zu einem Aufenthalt in Halle. Wenige Tage später, am 18. Februar 1546, verstirbt Martin Luther in seinem Geburtsort. In Halle bleiben Teile seines Gepäcks zurück, zu denen auch das Schreibkästchen gehört. Luthers Erben werden sie nicht mehr abholen. | [[Datei:Lutherkasten.jpg|370px|right]]Die letzte Reise seines Lebens führt den Reformator zurück in die Geburtsstadt Eisleben. Ein Saale-Hochwasser zwingt ihn jedoch zu einem Aufenthalt in Halle. Wenige Tage später, am 18. Februar 1546, verstirbt Martin Luther in seinem Geburtsort. In Halle bleiben Teile seines Gepäcks zurück, zu denen auch das Schreibkästchen gehört. Luthers Erben werden sie nicht mehr abholen. | ||
Über 200 Jahre später gelangt das Kästchen über die damals in Erfurt ansässige Wissenschaftsakademie Leopoldina in das Augustinerkloster, wo es bis 1952 ausgestellt wird. Danach wird es in die Sammlungen des Angermuseums eingeordnet und gerät in Vergessenheit. Seine "Wiederentdeckung" verdankt das Kästchen den Recherchearbeiten zur neuen Dauerausstellung des Stadtmuseums 2012. In Vorbereitung der zentralen Veranstaltungen zum "Luther-Jahr" 2017 in Wittenberg bekommt die fast lückenlose Provenienz eine naturwissenschaftliche Bestätigung. | Über 200 Jahre später gelangt das Kästchen über die damals in Erfurt ansässige Wissenschaftsakademie Leopoldina in das Augustinerkloster, wo es bis 1952 ausgestellt wird. Danach wird es in die Sammlungen des Angermuseums eingeordnet und gerät in Vergessenheit. Seine "Wiederentdeckung" verdankt das Kästchen den Recherchearbeiten zur neuen Dauerausstellung des Stadtmuseums "Haus zum Stockfisch" 2012. In Vorbereitung der zentralen Veranstaltungen zum "Luther-Jahr" 2017 in Wittenberg bekommt die fast lückenlose Provenienz eine naturwissenschaftliche Bestätigung. | ||
Dendrochronologische Untersuchungen ergeben ein Fälldatum des Buchenholzes "nach 1500". Zudem ergibt sich eine Materialübereinstimmung mit verschiedenen Holztafeln aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä., die zwischen 1526 und 1528 angefertigt wurden. Die Hölzer der Gemälde und des Kästchens stammen vom selben Wittenberger Tischler. Es handelt sich tatsächlich um Luthers Schreibkästchen! Umso bemerkenswerter, da aus Luthers Privatbesitz nur sehr wenige authentische Objekte erhalten sind. | Dendrochronologische Untersuchungen ergeben ein Fälldatum des Buchenholzes "nach 1500". Zudem ergibt sich eine Materialübereinstimmung mit verschiedenen Holztafeln aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä., die zwischen 1526 und 1528 angefertigt wurden. Die Hölzer der Gemälde und des Kästchens stammen vom selben Wittenberger Tischler. Es handelt sich also tatsächlich um Luthers Schreibkästchen! Umso bemerkenswerter, da aus Luthers Privatbesitz nur sehr wenige authentische Objekte erhalten sind. Das Kästchen wird im Stadtmuseum im Kontext der ältesten Universität Deutschlands präsentiert, an der Luther als Student und Lehrer wirkte. | ||
('''Hardy Eidam'''/'''[[Steffen Rassloff|Dr. Steffen Raßloff]]''') | ('''Hardy Eidam'''/'''[[Steffen Rassloff|Dr. Steffen Raßloff]]''') |
Version vom 1. Mai 2023, 10:50 Uhr
Auf dem Weg zu LUTHER 2017
Das Stadtmuseum Erfurt präsentiert Martin Luthers Schreibkästchen, einer der wenigen erhaltenen persönlichen Gegenstände des Reformators.
Die letzte Reise seines Lebens führt den Reformator zurück in die Geburtsstadt Eisleben. Ein Saale-Hochwasser zwingt ihn jedoch zu einem Aufenthalt in Halle. Wenige Tage später, am 18. Februar 1546, verstirbt Martin Luther in seinem Geburtsort. In Halle bleiben Teile seines Gepäcks zurück, zu denen auch das Schreibkästchen gehört. Luthers Erben werden sie nicht mehr abholen.
Über 200 Jahre später gelangt das Kästchen über die damals in Erfurt ansässige Wissenschaftsakademie Leopoldina in das Augustinerkloster, wo es bis 1952 ausgestellt wird. Danach wird es in die Sammlungen des Angermuseums eingeordnet und gerät in Vergessenheit. Seine "Wiederentdeckung" verdankt das Kästchen den Recherchearbeiten zur neuen Dauerausstellung des Stadtmuseums "Haus zum Stockfisch" 2012. In Vorbereitung der zentralen Veranstaltungen zum "Luther-Jahr" 2017 in Wittenberg bekommt die fast lückenlose Provenienz eine naturwissenschaftliche Bestätigung.
Dendrochronologische Untersuchungen ergeben ein Fälldatum des Buchenholzes "nach 1500". Zudem ergibt sich eine Materialübereinstimmung mit verschiedenen Holztafeln aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä., die zwischen 1526 und 1528 angefertigt wurden. Die Hölzer der Gemälde und des Kästchens stammen vom selben Wittenberger Tischler. Es handelt sich also tatsächlich um Luthers Schreibkästchen! Umso bemerkenswerter, da aus Luthers Privatbesitz nur sehr wenige authentische Objekte erhalten sind. Das Kästchen wird im Stadtmuseum im Kontext der ältesten Universität Deutschlands präsentiert, an der Luther als Student und Lehrer wirkte.
(Hardy Eidam/Dr. Steffen Raßloff)
> Stadtmuseum Erfurt, Luther und Erfurt, Kurzfilm zur Luther-Ausstellung