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Steffen Raßloff: '''Eindrucksvoller Torso. Die Peterskirche auf dem Petersberg.''' In: '''[[Erfurt 55 Highlights aus der Geschichte|Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte]].''' Erfurt 2021. S. 28 f. | Steffen Raßloff: '''Eindrucksvoller Torso. Die Peterskirche auf dem Petersberg.''' In: '''[[Erfurt 55 Highlights aus der Geschichte|Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte]].''' Erfurt 2021. S. 28 f. | ||
'''Kloster und Festung. Beiträge zur Geschichte des Erfurter Petersbergs''' (Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Bd. 15). Petersberg 2022. | |||
'''Die Klosterkirche St. Peter und Paul in Erfurt. Neue Forschungen zu den Wandmalereien und zur Baugeschichte''' (Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Bd. 13). Petersberg 2015. | '''Die Klosterkirche St. Peter und Paul in Erfurt. Neue Forschungen zu den Wandmalereien und zur Baugeschichte''' (Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Bd. 13). Petersberg 2015. |
Version vom 12. Februar 2023, 09:20 Uhr
Peterskloster Erfurt
Beitrag der TA-Serie 350 Jahre Zitadelle Petersberg von Dr. Steffen Raßloff (09.05.2015)
Strahlende Stadtkrone
350 Jahre Zitadelle Petersberg (2) Das Peterskloster mit seiner Kirche überragte die Stadt und war ein bedeutendes politisch-kulturelles Zentrum
Die Geschichte des Petersberges reicht weit über die 350-jährige Zitadelle zurück. Vermutlich seit der Unterwerfung des Königreiches der Thüringer durch die Franken 531 befand sich ein wehrhafter Verwaltungssitz auf dem Petersberg. Die große Bedeutung des Zentralortes Erfurt wird in der Erwähnung eines „palatio publico“ im Jahre 802 erstmals greifbar. Hierbei handelte es sich um eine Königspfalz, die sich allerdings wegen der späteren Überbauung des Plateaus nicht mehr archäologisch nachweisen lässt.
Im Laufe der Zeit wurde die Funktion als repräsentativer Aufenthaltsort der fränkisch-deutschen Könige und Kaiser dann vom Peterskloster übernommen. Auf dem Berg soll sich einer Legende nach bereits im frühen 8. Jahrhundert ein von König Dagobert gegründetes Kanonikerstift befunden haben. 1060 wandelte der Mainzer Erzbischof Siegfried I. das Stift urkundlich verbrieft in ein Benediktinerkloster um. Es war das erste und angesehenste Kloster in Erfurt. Von 1103 bis 1147 ließ der Konvent die Peterskirche errichten, die über Jahrhunderte gemeinsam mit dem Domhügel die Stadtkrone bildete.
Die gewaltige dreischiffige Pfeilerbasilika St. Peter und Paul gehörte zu den großartigen romanischen Gotteshäusern im Hirsauischen Reformstil. Zu ihrer Baugeschichte hat der Erfurter Historiker Tim Erthel im Jahrbuch der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten jüngst neue Erkenntnisse veröffentlicht. So wies das Gebäude neben einer Vorhalle wohl bis ins späte 15. Jahrhundert auch zwei Westtürme auf. Erst nach deren Abbruch übernahmen die beiden Osttürme die Funktion von aufgestockten Glockentürmen. Das Peterskloster war jedoch nicht allein für seine architektonischen Leistungen berühmt. Es galt auch als Zentrum von Kunst und Wissenschaft. Die Klosterschule fertigte seit 1078 die bekannten Peterschroniken an. Unter großen Ereignissen der Reichsgeschichte, die sich im Kloster abgespielt haben, ragen die Unterwerfung Heinrichs des Löwen unter Kaiser Barbarossa 1181 und der lange Aufenthalt König Rudolfs von Habsburg 1289/90 heraus.
Mit dem Baubeginn der Zitadelle 1665 veränderte sich das Umfeld des Klosters radikal. Bis dahin war es von Weinbergen umgeben und durch eine breite Treppe hinter dem Dom erreichbar. Nur nach außen hatte man die alte Stadtmauer durch moderne Bastionen erweitert. Nunmehr wuchsen rund um das Kloster gewaltige Verteidigungsanlagen, die den Petersberg zur Festung innerhalb der Festungsstadt Erfurt machten. Diese neue Funktion sollte dem 1803 säkularisierten Kloster zum Verhängnis werden. Bei der Beschießung durch die Preußen während der Befreiungskriege am 6. November 1813 brannte der Gebäudekomplex größtenteils nieder. Die beschädigte Kirche wurde von den Preußen wenig später auf die Höhe der Seitenschiffe zurückgebaut, ihrer beiden Türme beraubt und fortan als Lagerhalle mit massiver Zwischendecke genutzt. Neben historischen Stadtansichten lässt ein Modell im Stadtmuseum (siehe Abb.) die Pracht des verschwundenen Klosters erahnen. Allein der Torso der Peterskirche erinnert an die strahlende Stadtkrone von einst. Hierfür gibt es auch Ideen mit Blick auf die Bundesgartenschau 2021. Der Tourismusverein Erfurt schlägt die Ertüchtigung als lebendiges Kulturzentrum und stilisierte Nachbauten der Osttürme vor.
Lesetipps
Steffen Raßloff: Eindrucksvoller Torso. Die Peterskirche auf dem Petersberg. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 28 f.
Kloster und Festung. Beiträge zur Geschichte des Erfurter Petersbergs (Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Bd. 15). Petersberg 2022.
Die Klosterkirche St. Peter und Paul in Erfurt. Neue Forschungen zu den Wandmalereien und zur Baugeschichte (Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Bd. 13). Petersberg 2015.
Jürgen Valdeig/Steffen Raßloff: Die Peterskirche. 900 Jahre Stadtkrone im Wandel der Zeit. Leporello mit sieben Ansichten zur Geschichte der Peterskirche. Erfurt 2014.
Siehe auch: Peterskirche, Petersberg, Glocke Peterskloster, Geschichte der Stadt Erfurt