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Version vom 23. Juni 2020, 09:27 Uhr
Mohrengasse
Ortsteil: Altstadt
Bezeichnung seit: Mittelalter
vorherige Bezeichnung/en: keine
Bedeutung: benannt nach dem "Haus zum Mohrenkopf" in der Johannesstraße
2020 forderten die Erfurter Grünen im Rahmen der Debatten um das Nettelbeckufer, die Mohrengasse solle als "rassistisches Überbleibsel" (TA vom 17. Juni) umbenannt werden. Der mit Rassismus begründete Vorschlag ist jedoch ein historischer Anachronismus. Die Mohrengasse ist nach dem mittelalterlichen "Haus zum Mohrenkopf" benannt. Es gibt in Europa unzählige solcher weit zurückreichenden Mohren-Namen für Häuser, Geschäfte, Gasthöfe, Brauereien, Apotheken usw., die nichts mit neuzeitlichem Rassismus oder Kolonialismus zu tun haben.
Der Mohr ist als Motiv in zahlreichen Kunstwerken zu finden. Oft geht er auf den Heiligen Mauritius, dem in Erfurt die ehemalige Moritzkirche in der Moritzstraße geweiht war, oder auf einen der Heiligen Drei Könige zurück. Große Verehrung genossen Schwarze Madonnen. Dieser im christlich-mittelalterlichen Kontext durchaus positiv belegte Begriff ist vom abschätzigen Begriff Neger des modernen Kolonialzeitalters zu unterscheiden. Das gilt ebenso für jüngere Stereotype wie den Mohren als Werbeträger.
Siehe: Geschichte der Erfurter Straßennamen
Thüringer Allgemeine und Thüringische Landeszeitung vom 23.06.2020 (zum Lesen anklicken)