500. Reformationsjubilaeum Luther 2017: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 23. Oktober 2017, 07:48 Uhr
500. Reformationsjubiläum 2017
Die Lutherstadt Erfurt hat zum 500. Reformationsjubiläum 2017 historisch viel zu bieten, verpasst aber die Chance einer nachhaltigen kulturell-touristischen Profilierung.
Erfurt blickt auf eine große Stadtgeschichte zurück, deren bekannteste Persönlichkeit Martin Luther ist. Es ist die Stadt des Studenten und Magisters, des jungen Mönches und Theologen. Ohne den jungen Erfurter Luther wäre der Wittenberger Reformator nicht denkbar. In der weitgehend erhaltenen Altstadt kann man in die Zeit Luthers abtauchen.
Das Collegium maius war einst Hauptsitz der Universität, an der "Martinus Ludher ex Mansfeldt" von 1501 bis 1505 studierte und lehrte. Die älteste Universität im heutigen Deutschland galt als eine der renommiertesten Europas. Quartier bezog Luther in der nahen Georgenburse. Nach dem Abschluss als Magister Artium 1505 begann er das Studium der Juristerei. Dieses fand bald nach dem Stotternheimer Gewittererlebnis mit dem Eintritt ins Augustinerkloster ein Ende. Dort machte Luther sich bis 1511 auf die Suche nach seinem gnädigen Gott, die in die reformatorischen Grundüberzeugungen mündete. Auch zahlreiche Kirchen gelten als Luther- und Reformationsstätten; hinzu kommt eine Reihe von Denkmalen.
Während im Collegium maius heute das Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ansässig ist und die Georgenburse eine Pilgerherberge mit kleiner Ausstellung beherbergt, besitzt besonders das Augustinerkloster als Tagungs- und Begegnungsstätte hohe kulturell-touristische Bedeutung. Das Flaggschiff der Lutherstadt Erfurt bietet Führungen und die Dauerausstellung "Bibel – Kloster – Luther".
Die Stadt hat sich ebenfalls dem Jubiläum gewidmet. Ihr Hauptbeitrag, die Sonderausstellung Barfuss ins Himmelreich?, ist allerdings als pannenreiche und gestalterisch missglückte "Geflügelkäfig-Schau" Ziel von reichlich Spott geworden. Überhaupt galt das Jubiläumsprogramm, auch gemessen an früheren Anlässen wie der Lutherehrung 1983, als wenig ambitioniert. Nach sehr zurückhaltender Bewerbung wurde auch der UNESCO-Weltkulturerbe-Antrag für die Lutherstätte Augustinerkloster zurückgezogen. Nicht wenige Stimmen sprachen davon, dass die Stadt mit dem Jubiläum eine große Chance zur kulturell-touristischen Profilierung verpasst habe.
Impulse kamen so eher von anderer Seite. Die Erinnerungslandschaft dauerhaft bereichern soll auf Initiative des Rotary Clubs Erfurt eine Bronzefigur Martin Luthers am Rathaus. Das traditionelle ökumenische "Martini" am 10. November fungiert als Abschlussveranstaltung des Jubiläums im Freistaat Thüringen, die Evangelische Kirche veranstaltete im Mai ihren regionalen "Kirchentag auf dem Weg" unter dem Motto "Licht auf Luther".
Siehe auch: Leporello zu Lutherstadt Erfurt, Kurzfilm zu Luther und Erfurt, Kritik an Erfurter Kulturpolitik
Lesetipps
Steffen Raßloff, Volker Leppin, Thomas A. Seidel (Hg.): Orte der Reformation. Erfurt. Leipzig 2012.
Andreas Lindner/Steffen Raßloff: Reformation konkret. Luther auf Erfurter Kanzeln. Erfurt 2012 (2. Auflage 2016).
Steffen Raßloff: Geschichte der Stadt Erfurt. Erfurt 2012 (4. Auflage 2016).
Steffen Raßloff: Kleine Geschichte der Stadt Erfurt. Ilmenau 2016.
Kai Uwe Schierz (Hg.): Luther – Der Auftrag. Martin Luther und die Reformation in Erfurt. Rezeption und Reflexion. Erfurt 2017.
Thüringer Allgemeine vom 22.07.2017, 14.12.2016, 08.07.2016 (zum Lesen anklicken):