Christian Reichart: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:ReichartAl.jpg|300px|right]]Idyllisch im Grünen, aber doch ziemlich versteckt vor neugierigen Blicken, steht das Reichartdenkmal in der Grünanlage an der Pförtchenbrücke. (Foto: Alexander Raßloff) Der verdienstvolle Gartenbau-Pionier, der "Vater der Blumenstadt Erfurt", Christian Reichart (1685-1775), hätte eigentlich einen exponierteren Platz verdient. Tatsächlich hat man dieses erste Denkmal für einen Bürger vor 150 Jahren auch auf einem belebten Platz in der Stadt eingeweiht – dem heutigen Karl-Marx-Platz. | [[Datei:ReichartAl.jpg|300px|right]]Idyllisch im Grünen, aber doch ziemlich versteckt vor neugierigen Blicken, steht das '''[[Christian Reichart Denkmal|Reichartdenkmal]]''' in der Grünanlage an der Pförtchenbrücke. (Foto: Alexander Raßloff) Der verdienstvolle Gartenbau-Pionier, der "Vater der Blumenstadt Erfurt", Christian Reichart (1685-1775), hätte eigentlich einen exponierteren Platz verdient. Tatsächlich hat man dieses erste Denkmal für einen Bürger vor 150 Jahren auch auf einem belebten Platz in der Stadt eingeweiht – dem heutigen Karl-Marx-Platz. | ||
1867 errichtete die Stadt Erfurt für den Gartenbauunternehmer, Stadtrat und engagierten Bürger das Denkmal von Georg Friedrich Carl Kölling auf dem "Platz am Wassertor". Der Platz selbst wurde ihm zu Ehren in Reichartplatz umbenannt. Bis dahin waren derartige Ehrungen nur Monarchen, Feldherren oder sonstigen Großen der Geschichte vorbehalten. Das verweist auf das wachsende Selbstbewusstsein der Bürgerschaft und auf das große Ansehen Reicharts. Man sah ihn nicht zu Unrecht am Beginn des Aufstiegs von Erfurt zu einem internationalen Zentrum des Gartenbaus stehen. | 1867 errichtete die '''[[Geschichte der Stadt Erfurt|Stadt Erfurt]]''' für den Gartenbauunternehmer, Stadtrat und engagierten Bürger das Denkmal von Georg Friedrich Carl Kölling auf dem "Platz am Wassertor". Der Platz selbst wurde ihm zu Ehren in Reichartplatz umbenannt. Bis dahin waren derartige Ehrungen nur Monarchen, Feldherren oder sonstigen Großen der Geschichte vorbehalten. Das verweist auf das wachsende Selbstbewusstsein der Bürgerschaft und auf das große Ansehen Reicharts. Man sah ihn nicht zu Unrecht am Beginn des Aufstiegs von Erfurt zu einem internationalen Zentrum des Gartenbaus stehen. | ||
Ein Monarch war es dann aber auch, der Reichart 1899 an seinen heutigen Standort in der damals noch ganz frisch angelegten Grünanlage am Flutgraben verdrängte. Er musste dem 1900 eingeweihten Kaiser-Wilhelm-Denkmal weichen, wobei auch der Platz in Kaiserplatz umbenannt wurde. Immerhin hatte man 1886 in der Nähe der Pförtchenanlage die Reichartstraße angelegt, die den Namen bis heute im Stadtbild bewahrt. Der Kaiserplatz dagegen wurde 1945 in Karl-Marx-Platz umbenannt, das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. (1871-1888) war kurz zuvor für Kriegszwecke eingeschmolzen worden. | Ein Monarch war es dann aber auch, der Reichart 1899 an seinen heutigen Standort in der damals noch ganz frisch angelegten Grünanlage am Flutgraben verdrängte. Er musste dem 1900 eingeweihten Kaiser-Wilhelm-Denkmal weichen, wobei auch der Platz in Kaiserplatz umbenannt wurde. Immerhin hatte man 1886 in der Nähe der Pförtchenanlage die Reichartstraße angelegt, die den Namen bis heute im Stadtbild bewahrt. Der Kaiserplatz dagegen wurde 1945 in Karl-Marx-Platz umbenannt, das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. (1871-1888) war kurz zuvor für Kriegszwecke eingeschmolzen worden. | ||
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Übrigens gibt es ein weiteres Denkmal für Reichart. Das ist freilich ähnlich gut versteckt. Es findet sich vor der einstigen Ingenieurschule für Gartenbau "Christian Reichart" in der Leipziger Straße, die heute zur Fachhochschule Erfurt gehört. 1985 hat dort Kerstin Stöckel eine Bronzebüste auf rechteckigem Steinsockel geschaffen. Die von ihr abgebildeten Gesichtszüge orientieren sich an dem bekannten Gemälde des Erfurter Barockmalers J. S. Beck, der jüngst im Angermuseum mit einer großen Ausstellung gewürdigt wurde. Schließlich erinnert noch eine Gedenktafel nahe der Reglerkirche an den einstigen Wohnsitz Reicharts. | Übrigens gibt es ein weiteres Denkmal für Reichart. Das ist freilich ähnlich gut versteckt. Es findet sich vor der einstigen Ingenieurschule für Gartenbau "Christian Reichart" in der Leipziger Straße, die heute zur Fachhochschule Erfurt gehört. 1985 hat dort Kerstin Stöckel eine Bronzebüste auf rechteckigem Steinsockel geschaffen. Die von ihr abgebildeten Gesichtszüge orientieren sich an dem bekannten Gemälde des Erfurter Barockmalers J. S. Beck, der jüngst im Angermuseum mit einer großen Ausstellung gewürdigt wurde. Schließlich erinnert noch eine Gedenktafel nahe der Reglerkirche an den einstigen Wohnsitz Reicharts. | ||
Mit Blick auf die vielfältigen Vorbereitungen zur Bundesgartenschau 2021 sollte man vielleicht auch über eine etwas wirksamere Würdigung Christian Reicharts im öffentlichen Raum nachdenken. Ohne sein Wirken in einer wichtigen Schwellenzeit am Beginn der Moderne würde Erfurt heute vermutlich nicht den noch immer weitreichenden Ruf einer Blumen- und Gartenbaustadt genießen. Und dies wiederum war 2011 ein wichtiges Argument für die segensreiche Entscheidung der Bundesgartenschau-Gesellschaft zugunsten Erfurts. | Mit Blick auf die vielfältigen Vorbereitungen zur '''[[Bundesgartenschau Erfurt 2021|Bundesgartenschau 2021]]''' sollte man vielleicht auch über eine etwas wirksamere Würdigung Christian Reicharts im öffentlichen Raum nachdenken. Ohne sein Wirken in einer wichtigen Schwellenzeit am Beginn der Moderne würde Erfurt heute vermutlich nicht den noch immer weitreichenden Ruf einer Blumen- und Gartenbaustadt genießen. Und dies wiederum war 2011 ein wichtiges Argument für die segensreiche Entscheidung der Bundesgartenschau-Gesellschaft zugunsten Erfurts. | ||
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'''Martin Baumann/Steffen Raßloff (Hg.): [[Blumenstadt Erfurt|Blumenstadt Erfurt. Waid - Gartenbau - iga/egapark]]'''. Erfurt 2011. | '''Martin Baumann/Steffen Raßloff (Hg.): [[Blumenstadt Erfurt|Blumenstadt Erfurt. Waid - Gartenbau - iga/egapark]]'''. Erfurt 2011. | ||
'''Steffen Raßloff: [[Kleine Geschichte der Stadt Erfurt]]'''. Ilmenau 2016. ''(mit einem Kapitel zur Blumenstadt Erfurt)'' | |||
Version vom 9. März 2017, 11:27 Uhr
Christian Reichart
Christian Reichart gilt als "Vater der Blumenstadt Erfurt". Ihm errichtete man vor 150 Jahren das erste Denkmal für einen verdienten Bürger.
Idyllisch im Grünen, aber doch ziemlich versteckt vor neugierigen Blicken, steht das Reichartdenkmal in der Grünanlage an der Pförtchenbrücke. (Foto: Alexander Raßloff) Der verdienstvolle Gartenbau-Pionier, der "Vater der Blumenstadt Erfurt", Christian Reichart (1685-1775), hätte eigentlich einen exponierteren Platz verdient. Tatsächlich hat man dieses erste Denkmal für einen Bürger vor 150 Jahren auch auf einem belebten Platz in der Stadt eingeweiht – dem heutigen Karl-Marx-Platz.
1867 errichtete die Stadt Erfurt für den Gartenbauunternehmer, Stadtrat und engagierten Bürger das Denkmal von Georg Friedrich Carl Kölling auf dem "Platz am Wassertor". Der Platz selbst wurde ihm zu Ehren in Reichartplatz umbenannt. Bis dahin waren derartige Ehrungen nur Monarchen, Feldherren oder sonstigen Großen der Geschichte vorbehalten. Das verweist auf das wachsende Selbstbewusstsein der Bürgerschaft und auf das große Ansehen Reicharts. Man sah ihn nicht zu Unrecht am Beginn des Aufstiegs von Erfurt zu einem internationalen Zentrum des Gartenbaus stehen.
Ein Monarch war es dann aber auch, der Reichart 1899 an seinen heutigen Standort in der damals noch ganz frisch angelegten Grünanlage am Flutgraben verdrängte. Er musste dem 1900 eingeweihten Kaiser-Wilhelm-Denkmal weichen, wobei auch der Platz in Kaiserplatz umbenannt wurde. Immerhin hatte man 1886 in der Nähe der Pförtchenanlage die Reichartstraße angelegt, die den Namen bis heute im Stadtbild bewahrt. Der Kaiserplatz dagegen wurde 1945 in Karl-Marx-Platz umbenannt, das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. (1871-1888) war kurz zuvor für Kriegszwecke eingeschmolzen worden.
Übrigens gibt es ein weiteres Denkmal für Reichart. Das ist freilich ähnlich gut versteckt. Es findet sich vor der einstigen Ingenieurschule für Gartenbau "Christian Reichart" in der Leipziger Straße, die heute zur Fachhochschule Erfurt gehört. 1985 hat dort Kerstin Stöckel eine Bronzebüste auf rechteckigem Steinsockel geschaffen. Die von ihr abgebildeten Gesichtszüge orientieren sich an dem bekannten Gemälde des Erfurter Barockmalers J. S. Beck, der jüngst im Angermuseum mit einer großen Ausstellung gewürdigt wurde. Schließlich erinnert noch eine Gedenktafel nahe der Reglerkirche an den einstigen Wohnsitz Reicharts.
Mit Blick auf die vielfältigen Vorbereitungen zur Bundesgartenschau 2021 sollte man vielleicht auch über eine etwas wirksamere Würdigung Christian Reicharts im öffentlichen Raum nachdenken. Ohne sein Wirken in einer wichtigen Schwellenzeit am Beginn der Moderne würde Erfurt heute vermutlich nicht den noch immer weitreichenden Ruf einer Blumen- und Gartenbaustadt genießen. Und dies wiederum war 2011 ein wichtiges Argument für die segensreiche Entscheidung der Bundesgartenschau-Gesellschaft zugunsten Erfurts.
Literaturtipp:
Martin Baumann/Steffen Raßloff (Hg.): Blumenstadt Erfurt. Waid - Gartenbau - iga/egapark. Erfurt 2011.
Steffen Raßloff: Kleine Geschichte der Stadt Erfurt. Ilmenau 2016. (mit einem Kapitel zur Blumenstadt Erfurt)