Steigerwaldstadion Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 22. Januar 2017, 10:48 Uhr
Steigerwaldstadion
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (11.01.2014)
Denkmal der Sportgeschichte
DENKMALE IN ERFURT (132): Das Steigerwaldstadion hat Sternstunden des Sports erlebt und darf auf eine Zukunft als Multifunktionsarena hoffen.
Ein Jahrhundertbauwerk, das der Stadt Erfurt wichtige Impulse verleihen wird – so handelten die Medien im Mai 1931 die feierlich eingeweihte „Mitteldeutsche Kampfbahn“, das heutige Steigerwaldstadion. Tatsächlich zählte das neue Erfurter Stadion damals zu den modernsten und größten der Region. In der schwierigen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wollte man so neben anderen ambitionierten städtebaulichen Projekten die Rolle als eine der Metropolen Mitteldeutschlands untermauern. Trotz aller Zerstrittenheit der politischen Lager während der Weimarer Republik war man sich hierüber im Stadtrat einig. Für das Areal rund um das Stadion waren zudem noch weitere Sportstätten sowie eine Stadthalle mit Kongresszentrum geplant (siehe Abb.). Die Weltwirtschaftskrise ab 1929 machte allerdings den Planern einen Strich durch die Rechnung.
Dennoch hat das Stadion Sternstunden der Sportgeschichte erlebt. Hier wurde Turbine Erfurt, Vorgänger des FC Rot-Weiß, 1954 und 1955 DDR-Meister im Fußball. In Spitzenspielen wie gegen Chemie Leipzig zog es fast 50.000 Zuschauer an den Steigerrand. 1935 fand dort das erste Länderspiel statt, das Deutschland gegen Rumänien 4:2 gewann. Im Georgij-Dimitroff-Stadion, wie die Sportstätte in der DDR-Zeit hieß, gab es weitere Länderspiele gegen Marokko, Polen, Bulgarien und die Tschechoslowakei. Nach 1990 fanden im jetzigen Steigerwaldstadion mehrere Frauen-Länderspiele bis hin zur Europameisterschaft 2001 statt. Doch sorgte keineswegs der Fußball allein für Stimmung. Immer wieder gab es hochkarätige Wettkämpfe, zuletzt die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 1994, 1999 und 2007. Unvergessen sind auch Etappenankünfte der Friedensfahrt mit Radsport-Idol Gustav-Adolf „Täve“ Schur. Das Stadion war zugleich Heimstätte von Olympiasiegern wie Fünfkämpferin Sigrun Siegl, Hürdenläufer Volker Beck und Geher Hartwig Gauder.
Nach 1990 wurden aber die baulichen Defizite immer deutlicher sichtbar. Einzige nennenswerte Modernisierungsmaßnahme war die neue Haupttribüne 1994. Der Blick nach Leipzig, Dresden, Halle und Magdeburg mit ihren schicken Fußballarenen machte dies umso schmerzlicher deutlich. Als einstiger Vorreiter in Sachen Stadion drohte Erfurt ins Abseits zu geraten. Der Stadtrat hat deshalb nach langer Diskussion am 29. Februar 2012 mit klarer Mehrheit die Weichen für eine Multifunktionsarena gestellt, die überwiegend mit Fördergeldern finanziert werden soll. Das Konzept verbindet Fußball und Leichtathletik mit einem Kongresszentrum, womit man auch an die Pläne der Weimarer Republik anknüpft. So besteht für das bedeutendste Denkmal der Erfurter Sportgeschichte die Hoffnung, auch zukünftig als lebendige Wettkampf- und Trainingsstätte erhalten zu bleiben. (Fotos: TomKidd; Alfred Overmann: Erfurt in zwölf Jahrhunderten)
Literaturtipp:
Steffen Raßloff: 100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten. Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.
> 2016 wurde das Stadion als moderne Multifunktionsarena neu eröffnet und kann seinen Namen behalten
> Interview zur Stadiongeschichte anlässlich der Arena-Fertigstellung 2016 mit Dr. Steffen Raßloff bei Radio FREI
Siehe auch: Geschichte Erfurts, Weimarer Republik, Geschichte des Stadions, FC Rot-Weiß Erfurt, Radrennbahn Andreasried