Topf und Söhne Denkmal: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:Topfstein.jpg| | [[Datei:Topfgebäude.jpg|380px|right]][[Datei:Topfstein.jpg|380px|right]]1878 eröffnete der Erfurter Johannes Andreas Topf ein kleines feuerungstechnisches Baugeschäft. Als Vertreter der sogenannten Gründergeneration brachten er und seine Nachkommen es aus bescheidenen Anfängen zu großem Erfolg, der drei Generationen als Firma „J. A. Topf & Söhne“ Bestand haben sollte. Der Hersteller von Heizungs-, Brauerei- und Mälzereianlagen in der Weimarischen Straße lieferte in alle Welt seine Produkte. Auch nach 1945 blieb der VEB Erfurter Mälzerei- und Speicherbau, kurz EMS, einer der großen Industriebetriebe in Erfurt. Tausende Beschäftige haben dort ihr Berufsleben verbracht. Erst nach der Wiedervereinigung endete die Firmengeschichte wie so viele andere in den neuen Bundesländern 1996 im Konkurs. | ||
Soweit könnte man meinen, es mit einem ganz normalen Betrieb zu tun zu haben. Allerdings sollte sich aus einem nicht einmal besonders großen Geschäftsfeld, dem Bau von Krematorien, im Dritten Reich eine fatale Verbindung zum Massenmord an rassisch und politisch ausgegrenzten Menschen herstellen. Mit viel Eigeninitiative, insbesondere von Ingenieur Kurt Prüfer, perfektionierte Topf & Söhne in Konkurrenz mit einer Berliner Firma die Krematorien und Gaskammern für die Konzentrationslager der SS. Die industrialisierte Vernichtung von Millionen Opfern des Nationalsozialismus, allen voran rund sechs Millionen Juden, wäre ohne die technische Unterstützung von Topf nicht möglich gewesen. Ingenieure und Monteure waren in Auschwitz und anderen Lagern vor Ort. Ingenieur Fritz Sander meldete sogar ein Patent für einen „kontinuierlich arbeitenden Leichenverbrennungsofen für Massenbetrieb“ an. | Soweit könnte man meinen, es mit einem ganz normalen Betrieb zu tun zu haben. Allerdings sollte sich aus einem nicht einmal besonders großen Geschäftsfeld, dem Bau von Krematorien, im Dritten Reich eine fatale Verbindung zum Massenmord an rassisch und politisch ausgegrenzten Menschen herstellen. Mit viel Eigeninitiative, insbesondere von Ingenieur Kurt Prüfer, perfektionierte Topf & Söhne in Konkurrenz mit einer Berliner Firma die Krematorien und Gaskammern für die Konzentrationslager der SS. Die industrialisierte Vernichtung von Millionen Opfern des Nationalsozialismus, allen voran rund sechs Millionen Juden, wäre ohne die technische Unterstützung von Topf nicht möglich gewesen. Ingenieure und Monteure waren in Auschwitz und anderen Lagern vor Ort. Ingenieur Fritz Sander meldete sogar ein Patent für einen „kontinuierlich arbeitenden Leichenverbrennungsofen für Massenbetrieb“ an. | ||
Lange Zeit hat man dieses dunkle Kapitel Firmengeschichte verdrängt. Ein Förderkreis stieß mit seinem Bemühen, die Geschichte von Topf aufzuarbeiten und auf dem Firmengelände daran zu erinnern, anfangs auf viel Skepsis. So mancher ehemalige Topf- bzw. EMS-Mitarbeiter sah sich sogar persönlich angegriffen. Ziel des 2011 errichteten „Erinnerungsortes Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz“ ist es aber vielmehr, die Verbindung von Wirtschaft und Gesellschaft mit den Verbrechen des Nationalsozialismus deutlich zu machen. Damit stellt sich auch die durchaus aktuelle Frage nach der Verantwortung jedes Einzelnen in seinem beruflichen Alltag. Da heute nur das Topf-Verwaltungsgebäude mit der dort untergebrachten Ausstellung erhalten ist, hat man davor ein gusseisernes Modell des Firmengeländes aufgestellt. Ein breiter „Stein der Erinnerung“ (siehe Abb.) liegt vor dem Hauptzugang und dient als Ort des Gedenkens für die Opfer in den Konzentrationslagern Buchenwald, Dachau, Mauthausen, Gusen, Mogilev, Groß-Rosen und Auschwitz. | Lange Zeit hat man dieses dunkle Kapitel Firmengeschichte verdrängt. Ein Förderkreis stieß mit seinem Bemühen, die Geschichte von Topf aufzuarbeiten und auf dem Firmengelände daran zu erinnern, anfangs auf viel Skepsis. So mancher ehemalige Topf- bzw. EMS-Mitarbeiter sah sich sogar persönlich angegriffen. Ziel des 2011 errichteten „Erinnerungsortes Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz“ ist es aber vielmehr, die Verbindung von Wirtschaft und Gesellschaft mit den Verbrechen des Nationalsozialismus deutlich zu machen. Damit stellt sich auch die durchaus aktuelle Frage nach der Verantwortung jedes Einzelnen in seinem beruflichen Alltag. Da heute nur das Topf-Verwaltungsgebäude mit der dort untergebrachten Ausstellung erhalten ist, hat man davor ein gusseisernes Modell des Firmengeländes aufgestellt. Ein breiter „Stein der Erinnerung“ (siehe Abb.) liegt vor dem Hauptzugang und dient als Ort des Gedenkens für die Opfer in den Konzentrationslagern Buchenwald, Dachau, Mauthausen, Gusen, Mogilev, Groß-Rosen und Auschwitz. (Fotos: Dr. Steffen Raßloff) | ||
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Version vom 26. März 2013, 16:55 Uhr
Erinnerungsort Topf & Söhne
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (22.09.2012)
Ein ganz normales Unternehmen …
DENKMALE IN ERFURT (64): Das traditionsreiche Familienunternehmen Topf & Söhne wurde zum Ofenbauer für Buchenwald und Auschwitz.
1878 eröffnete der Erfurter Johannes Andreas Topf ein kleines feuerungstechnisches Baugeschäft. Als Vertreter der sogenannten Gründergeneration brachten er und seine Nachkommen es aus bescheidenen Anfängen zu großem Erfolg, der drei Generationen als Firma „J. A. Topf & Söhne“ Bestand haben sollte. Der Hersteller von Heizungs-, Brauerei- und Mälzereianlagen in der Weimarischen Straße lieferte in alle Welt seine Produkte. Auch nach 1945 blieb der VEB Erfurter Mälzerei- und Speicherbau, kurz EMS, einer der großen Industriebetriebe in Erfurt. Tausende Beschäftige haben dort ihr Berufsleben verbracht. Erst nach der Wiedervereinigung endete die Firmengeschichte wie so viele andere in den neuen Bundesländern 1996 im Konkurs.
Soweit könnte man meinen, es mit einem ganz normalen Betrieb zu tun zu haben. Allerdings sollte sich aus einem nicht einmal besonders großen Geschäftsfeld, dem Bau von Krematorien, im Dritten Reich eine fatale Verbindung zum Massenmord an rassisch und politisch ausgegrenzten Menschen herstellen. Mit viel Eigeninitiative, insbesondere von Ingenieur Kurt Prüfer, perfektionierte Topf & Söhne in Konkurrenz mit einer Berliner Firma die Krematorien und Gaskammern für die Konzentrationslager der SS. Die industrialisierte Vernichtung von Millionen Opfern des Nationalsozialismus, allen voran rund sechs Millionen Juden, wäre ohne die technische Unterstützung von Topf nicht möglich gewesen. Ingenieure und Monteure waren in Auschwitz und anderen Lagern vor Ort. Ingenieur Fritz Sander meldete sogar ein Patent für einen „kontinuierlich arbeitenden Leichenverbrennungsofen für Massenbetrieb“ an.
Lange Zeit hat man dieses dunkle Kapitel Firmengeschichte verdrängt. Ein Förderkreis stieß mit seinem Bemühen, die Geschichte von Topf aufzuarbeiten und auf dem Firmengelände daran zu erinnern, anfangs auf viel Skepsis. So mancher ehemalige Topf- bzw. EMS-Mitarbeiter sah sich sogar persönlich angegriffen. Ziel des 2011 errichteten „Erinnerungsortes Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz“ ist es aber vielmehr, die Verbindung von Wirtschaft und Gesellschaft mit den Verbrechen des Nationalsozialismus deutlich zu machen. Damit stellt sich auch die durchaus aktuelle Frage nach der Verantwortung jedes Einzelnen in seinem beruflichen Alltag. Da heute nur das Topf-Verwaltungsgebäude mit der dort untergebrachten Ausstellung erhalten ist, hat man davor ein gusseisernes Modell des Firmengeländes aufgestellt. Ein breiter „Stein der Erinnerung“ (siehe Abb.) liegt vor dem Hauptzugang und dient als Ort des Gedenkens für die Opfer in den Konzentrationslagern Buchenwald, Dachau, Mauthausen, Gusen, Mogilev, Groß-Rosen und Auschwitz. (Fotos: Dr. Steffen Raßloff)
Siehe auch: Erinnerungsort Topf & Söhne, Stadtmuseum Erfurt, Geschichte der Stadt Erfurt