Buchenwaldblick Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Beitrag der Serie [[Denkmale in Erfurt|Denkmale in Erfurt]] aus der Thüringer Allgemeine von [[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]] (10.12.2011)'''
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[[Datei:BuchenwaldblickEgapark.jpg|330px|right]]Die Zitadelle Cyriaksburg geht in die Zeit der zunehmenden Bedrohung Erfurts durch den  Mainzer Erzbischof und die sächsischen Kurfürsten in den 1480er Jahren zurück. Im 19. Jahrhundert bauten die Preußen die strategisch wichtige Festung oberhalb der Stadt noch einmal aus. Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 kam sie schließlich in zivile Hände. Damit begann der weitere Ausbau des Geländes zu einer beliebten Parkanlage, die 1961 in der Internationalen Gartenbauausstellung iga auf ging. An die einstige militärische Verwendung erinnert auch noch im heutigen egapark die Cyriaksburg, in der das Deutsche Gartenbaumuseum untergebracht ist.
[[Datei:BuchenwaldblickEgapark.jpg|310px|right]]Die Zitadelle Cyriaksburg geht in die Zeit der zunehmenden Bedrohung Erfurts durch den  Mainzer Erzbischof und die sächsischen Kurfürsten in den 1480er Jahren zurück. Im 19. Jahrhundert bauten die Preußen die strategisch wichtige Festung oberhalb der Stadt noch einmal aus. Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 kam sie schließlich in zivile Hände. Damit begann der weitere Ausbau des Geländes zu einer beliebten Parkanlage, die 1961 in der Internationalen Gartenbauausstellung iga auf ging. An die einstige militärische Verwendung erinnert auch noch im heutigen egapark die Cyriaksburg, in der das Deutsche Gartenbaumuseum untergebracht ist.


Auf die ehemaligen Festungswerke rund um die Kernfestung macht etwa das Restaurant „Caponniere“ aufmerksam. Nicht weit von hier befand sich eine Terrassenbatterie mit Geschützen, mit denen das Geratal und der Steiger beschossen werden konnten. Nach der Aufgabe solcher Außenanlagen der Zitadelle lag die Umwidmung des kriegerischen Ortes zum Aussichtspunkt nahe. Zunächst bezeichnete man ihn wohl auch mit Blick auf seine Geschichte als Grolmannshöhe. General Wilhelm von Grolman war von 1882 bis 1888 Kommandeur der 8. Division in Erfurt. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Teilfreigabe des Geländes nach der Entfestigung Erfurts 1873, so dass in den 1880er Jahren erste Grünanlagen angelegt werden konnten.  
Auf die ehemaligen Festungswerke rund um die Kernfestung macht etwa das Restaurant „Caponniere“ aufmerksam. Nicht weit von hier befand sich eine Terrassenbatterie mit Geschützen, mit denen das Geratal und der Steiger beschossen werden konnten. Nach der Aufgabe solcher Außenanlagen der Zitadelle lag die Umwidmung des kriegerischen Ortes zum Aussichtspunkt nahe. Zunächst bezeichnete man ihn wohl auch mit Blick auf seine Geschichte als Grolmannshöhe. General Wilhelm von Grolman war von 1882 bis 1888 Kommandeur der 8. Division in Erfurt. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Teilfreigabe des Geländes nach der Entfestigung Erfurts 1873, so dass in den 1880er Jahren erste Grünanlagen angelegt werden konnten.  


In Vorbereitung der „iga ´61“ wurde auch dieser Bereich umgestaltet. Seitdem steht hier als Mahnmal der „Rufer“ von Fritz Cremer. Es handelt sich dabei um die verkleinerte Replik einer Plastik, die der renommierte Bildhauer ursprünglich für die Figurengruppe des Buchenwald-Denkmals auf dem Ettersberg geschaffen hatte. Im Führer für die iga von 1961 wird der etwas abseits der Besucherströme liegende Aussichtspunkt jetzt als Buchenwaldblick bezeichnet, lässt sich doch östlich in der Ferne der Gedenkstätten-Glockenturm auf dem Ettersberg erkennen. Dieser Bezug spiegelt die große Bedeutung der wenige Jahre zuvor eröffneten KZ-Gedenkstätte für den antifaschistischen Gründungsmythos der DDR. Er ist aber bis heute auch eine Verneigung vor den 56.000 Opfern des NS-Terrorortes. Dies gilt umso mehr, als das Wissen um die Verstrickung des Erfurter Unternehmens „Topf & Söhne“ in den Holocaust in den letzten Jahren gewachsen ist. Auch im Krematorium des KZ Buchenwald findet sich auf den Leichen-Verbrennungsöfen das Logo jener Erfurter Firma, die als „Ofenbauer von Auschwitz“ traurige Bekanntheit erlangt hat.
In Vorbereitung der „iga ´61“ wurde auch dieser Bereich umgestaltet. Seitdem steht hier als Mahnmal der „Rufer“ von Fritz Cremer. Es handelt sich dabei um die verkleinerte Replik einer Plastik, die der renommierte Bildhauer ursprünglich für die Figurengruppe des Buchenwald-Denkmals auf dem Ettersberg geschaffen hatte. Im Führer für die iga von 1961 wird der etwas abseits der Besucherströme liegende Aussichtspunkt jetzt als Buchenwaldblick bezeichnet, lässt sich doch östlich in der Ferne der Gedenkstätten-Glockenturm auf dem Ettersberg erkennen. Dieser Bezug spiegelt die große Bedeutung der wenige Jahre zuvor eröffneten KZ-Gedenkstätte für den antifaschistischen Gründungsmythos der DDR. Er ist aber bis heute auch eine Verneigung vor den 56.000 Opfern des NS-Terrorortes. Dies gilt umso mehr, als das Wissen um die Verstrickung des Erfurter Unternehmens „Topf & Söhne“ in den Holocaust in den letzten Jahren gewachsen ist. Auch im Krematorium des KZ Buchenwald findet sich auf den Leichen-Verbrennungsöfen das Logo jener Erfurter Firma, die als „Ofenbauer von Auschwitz“ traurige Bekanntheit erlangt hat. (Foto: Dr. Steffen Raßloff)





Aktuelle Version vom 1. Oktober 2022, 12:32 Uhr

Buchenwaldblick Erfurt

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (10.12.2011)


Der Buchenwaldblick

DENKMALE IN ERFURT (23): Auf einer ehemaligen Batterie der Festung Cyriaksburg findet sich ein etwas verstecktes Mahnmal mit Blick zur Gedenkstätte Buchenwald.


BuchenwaldblickEgapark.jpg

Die Zitadelle Cyriaksburg geht in die Zeit der zunehmenden Bedrohung Erfurts durch den Mainzer Erzbischof und die sächsischen Kurfürsten in den 1480er Jahren zurück. Im 19. Jahrhundert bauten die Preußen die strategisch wichtige Festung oberhalb der Stadt noch einmal aus. Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 kam sie schließlich in zivile Hände. Damit begann der weitere Ausbau des Geländes zu einer beliebten Parkanlage, die 1961 in der Internationalen Gartenbauausstellung iga auf ging. An die einstige militärische Verwendung erinnert auch noch im heutigen egapark die Cyriaksburg, in der das Deutsche Gartenbaumuseum untergebracht ist.

Auf die ehemaligen Festungswerke rund um die Kernfestung macht etwa das Restaurant „Caponniere“ aufmerksam. Nicht weit von hier befand sich eine Terrassenbatterie mit Geschützen, mit denen das Geratal und der Steiger beschossen werden konnten. Nach der Aufgabe solcher Außenanlagen der Zitadelle lag die Umwidmung des kriegerischen Ortes zum Aussichtspunkt nahe. Zunächst bezeichnete man ihn wohl auch mit Blick auf seine Geschichte als Grolmannshöhe. General Wilhelm von Grolman war von 1882 bis 1888 Kommandeur der 8. Division in Erfurt. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Teilfreigabe des Geländes nach der Entfestigung Erfurts 1873, so dass in den 1880er Jahren erste Grünanlagen angelegt werden konnten.

In Vorbereitung der „iga ´61“ wurde auch dieser Bereich umgestaltet. Seitdem steht hier als Mahnmal der „Rufer“ von Fritz Cremer. Es handelt sich dabei um die verkleinerte Replik einer Plastik, die der renommierte Bildhauer ursprünglich für die Figurengruppe des Buchenwald-Denkmals auf dem Ettersberg geschaffen hatte. Im Führer für die iga von 1961 wird der etwas abseits der Besucherströme liegende Aussichtspunkt jetzt als Buchenwaldblick bezeichnet, lässt sich doch östlich in der Ferne der Gedenkstätten-Glockenturm auf dem Ettersberg erkennen. Dieser Bezug spiegelt die große Bedeutung der wenige Jahre zuvor eröffneten KZ-Gedenkstätte für den antifaschistischen Gründungsmythos der DDR. Er ist aber bis heute auch eine Verneigung vor den 56.000 Opfern des NS-Terrorortes. Dies gilt umso mehr, als das Wissen um die Verstrickung des Erfurter Unternehmens „Topf & Söhne“ in den Holocaust in den letzten Jahren gewachsen ist. Auch im Krematorium des KZ Buchenwald findet sich auf den Leichen-Verbrennungsöfen das Logo jener Erfurter Firma, die als „Ofenbauer von Auschwitz“ traurige Bekanntheit erlangt hat. (Foto: Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipps:

Steffen Raßloff: Die Welt der Blumen. Von der iga '61 zur Buga 2021. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 106 f.

Martin Baumann/Steffen Raßloff (Hg.): Blumenstadt Erfurt. Waid - Gartenbau - iga/egapark. Erfurt 2011.

Steffen Raßloff: Verführung und Gewalt. Erfurt im Nationalsozialismus. In: Stadt und Geschichte 24 (2004). S. 3-5.


Siehe auch Geschichte der Stadt Erfurt, Blumenstadt Erfurt, iga/egapark, Erfurt im Nationalsozialismus, Topf und Söhne