Gartenbauunternehmen Haage: Unterschied zwischen den Versionen
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Die feuchte, fruchtbare Gera-Niederung am Dreienbrunnenfeld gilt als „Wiege des Erfurter Gartenbaus“. Schon Gartenbau-Pionier Christian Reichart (1685-1775) hatte hier Kresseklingen angelegt, weil er der schmackhaften Wasserpflanze heilsame Wirkung gegen alle möglichen Krankheiten zusprach. Der prominenteste Kresse-Liebhaber war Kaiser Napoleon I., der 1808 Erfurter Gärtner nach Frankreich beorderte, um dort ebenfalls Kresse anzubauen. 1769 hatte Heinrich Haage im Dreienbrunnenfeld die lange Tradition des Unternehmens Haage begründet, dessen Ursprünge als Gärtnerfamilie bis ins Jahr 1685 zurückreichen. 1803 folgte ihm Sohn Joachim, 1830 Enkel Friedrich, 1863 Urenkel Gottfried, 1910 Ururenkel Fritz und 1953 Urururenkel Fritz Haage. Neben anderen Gemüse- und Obstkulturen blieb der Kresseanbau ein wichtiges Standbein. Fritz Haage junior effektivierte ihn in den 1930er-Jahren durch große Becken mit hölzernen Laufstegen und erntete bis zu 20 Tonnen Kresse jährlich. Die Klingen rund ums heutige „Kresseschlösschen“, 1880 als Wohnhaus der Haages errichtet, erinnern an dieses besondere Kapitel Geschichte der Blumenstadt Erfurt. | Die feuchte, fruchtbare Gera-Niederung am Dreienbrunnenfeld gilt als „Wiege des Erfurter Gartenbaus“. Schon Gartenbau-Pionier Christian Reichart (1685-1775) hatte hier Kresseklingen angelegt, weil er der schmackhaften Wasserpflanze heilsame Wirkung gegen alle möglichen Krankheiten zusprach. Der prominenteste Kresse-Liebhaber war Kaiser Napoleon I., der 1808 Erfurter Gärtner nach Frankreich beorderte, um dort ebenfalls Kresse anzubauen. 1769 hatte Heinrich Haage im Dreienbrunnenfeld die lange Tradition des Unternehmens Haage begründet, dessen Ursprünge als Gärtnerfamilie bis ins Jahr 1685 zurückreichen. 1803 folgte ihm Sohn Joachim, 1830 Enkel Friedrich, 1863 Urenkel Gottfried, 1910 Ururenkel Fritz und 1953 Urururenkel Fritz Haage. Neben anderen Gemüse- und Obstkulturen blieb der Kresseanbau ein wichtiges Standbein. Fritz Haage junior effektivierte ihn in den 1930er-Jahren durch große Becken mit hölzernen Laufstegen und erntete bis zu 20 Tonnen Kresse jährlich. Die Klingen rund ums heutige „Kresseschlösschen“, 1880 als Wohnhaus der Haages errichtet, erinnern an dieses besondere Kapitel Geschichte der Blumenstadt Erfurt. | ||
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'''[[Steffen Raßloff]]: Die großen Gartenbauunternehmen der Blumenstadt Erfurt (Teil 2): Kakteen-Haage.''' In: BUGA - Mitschnitt des Jahres 2019. Hg. Verein Freunde der Bundesgartenschau Erfurt 2021 e.V. und BUGA Erfurt 2021 gGmbH. Erfurt 2020. S. 62 f. | '''[[Steffen Rassloff|Steffen Raßloff]]: Die großen Gartenbauunternehmen der Blumenstadt Erfurt (Teil 2): Kakteen-Haage.''' In: BUGA - Mitschnitt des Jahres 2019. Hg. Verein Freunde der Bundesgartenschau Erfurt 2021 e.V. und BUGA Erfurt 2021 gGmbH. Erfurt 2020. S. 62 f. | ||
Aktuelle Version vom 1. Oktober 2022, 09:35 Uhr
Gartenbauunternehmen Kakteen-Haage
Das traditionsreiche Gartenbauunternehmen Kakteen-Haage gehört zu den wichtigsten Unternehmen der einst Weltruf genießenden Blumenstadt Erfurt, Ausrichter der Bundesgartenschau 2021.
Die Entwicklung des modernen Erwerbsgartenbaus erreichte im 19. und frühen 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Die Gartenbauunternehmen der weltweit bekannten „Blumenstadt“ erlangten in einigen Bereichen eine internationale Spitzenstellung. Das traditionsreiche Familienunternehmen Haage steht hierbei für zwei Besonderheiten des Erfurter Gartenbaus: Brunnenkresse und Kakteen. Seit dem 18. Jahrhundert bauten Haages am Dreienbrunnenfeld jene sehr geschätzte Wasserpflanze an. Die stacheligen Gewächse brachten einem anderen Zweig der Familie den Namen „Kakteen-Haage“ ein.
Die feuchte, fruchtbare Gera-Niederung am Dreienbrunnenfeld gilt als „Wiege des Erfurter Gartenbaus“. Schon Gartenbau-Pionier Christian Reichart (1685-1775) hatte hier Kresseklingen angelegt, weil er der schmackhaften Wasserpflanze heilsame Wirkung gegen alle möglichen Krankheiten zusprach. Der prominenteste Kresse-Liebhaber war Kaiser Napoleon I., der 1808 Erfurter Gärtner nach Frankreich beorderte, um dort ebenfalls Kresse anzubauen. 1769 hatte Heinrich Haage im Dreienbrunnenfeld die lange Tradition des Unternehmens Haage begründet, dessen Ursprünge als Gärtnerfamilie bis ins Jahr 1685 zurückreichen. 1803 folgte ihm Sohn Joachim, 1830 Enkel Friedrich, 1863 Urenkel Gottfried, 1910 Ururenkel Fritz und 1953 Urururenkel Fritz Haage. Neben anderen Gemüse- und Obstkulturen blieb der Kresseanbau ein wichtiges Standbein. Fritz Haage junior effektivierte ihn in den 1930er-Jahren durch große Becken mit hölzernen Laufstegen und erntete bis zu 20 Tonnen Kresse jährlich. Die Klingen rund ums heutige „Kresseschlösschen“, 1880 als Wohnhaus der Haages errichtet, erinnern an dieses besondere Kapitel Geschichte der Blumenstadt Erfurt.
Begründer der Kakteen-Linie in der weit verzweigten Familie war Friedrich Adolph Haage (1796-1866). Seine Ausbildung erhielt er am Hofe von König Friedrich August I. von Sachsen, wo er auch mit der Pflege von Kakteen betraut war. Nach Erfurt zurückgekehrt, gründete er 1822 eine Gärtnerei. Dank großer fachlicher und kaufmännischer Fähigkeiten wuchs diese zu einem der erfolgreichsten Unternehmen. Haages Leidenschaft für die Kakteen mündete in eine weithin beachtete Sammlung, die prominente Besucher wie Johann Wolfgang von Goethe, Franz Liszt und Alexander von Humboldt anzog. Friedrich Adolph Haage gehörte auch zur bürgerlichen Führungsschicht der Stadt. Er war Mitbegründer des Erfurter Gartenbauvereins (1838) und später dessen Ehrendirektor.
Nach Gustav Ferdinand Haage (1830-1921) führte Ferdinand Friedrich Adolf Haage (1859-1930) auf dem Höhepunkt des Erfurter Erwerbsgartenbaus die Spezialisierung auf Kakteen mit großem Erfolg weiter. Haages Produkte genossen Weltruf, das Handbuch „Haages Kakteen-Kultur“ galt als Standardwerk. 1904 entstand an der Blumenstraße in der Andreasflur das neue Firmengelände mit seinen Gewächshäusern. Zwar beeinträchtigten die beiden Weltkriege die Entwicklung, doch selbst in der schweren Nachkriegszeit nach 1945 konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden. Zudem brach die Familientradition in der DDR-Zeit nicht ab. Zwar ging Walther Haages (1899-1992) Firma 1972 in Volkseigentum über. Die Leitung der „Brigade Kakteenzucht“ des VEG Saatzucht Zierpflanzen wurde jedoch Sohn Hans-Friedrich Haage (*1942) übertragen, Walther Haage behielt als Saatzuchtleiter einen gewissen Einfluss auf den Betrieb.
Nach der friedlichen Revolution und deutschen Wiedervereinigung 1989/90 bekam Hans-Friedrich Haage, anerkannter Kakteen-Experte und Autor zahlreicher Bücher, das Unternehmen von der Treuhand rückübertragen. Der klangvolle Name „Kakteen-Haage“ mag mitgeholfen haben, dass seit 1990 wieder erfolgreich Kakteen und andere Pflanzen bzw. Samen von Erfurt aus in alle Welt versendet werden. Seit 1996 wird die Tradition des Unternehmens mit der ältesten Kakteenzucht weltweit durch Ulrich Haage (*1970) fortgesetzt. Neben internationalen Auszeichnungen und Kontakten in die großen Gärten und Gärtnereien der Welt hat er wie viele Haages vor ihm u.a. mit den beliebten „Kakteenessen“ und seinem Kochbuch „Kakteen zum Anbeißen“ neue Wege beschritten. Letzteres ist im 2005 gegründeten HAAGE-Kakteen-Verlag erschienen, der weitere Bücher rund um die ebenso dekorative, wie schmackhafte Pflanze veröffentlicht hat.
Steffen Raßloff: Die großen Gartenbauunternehmen der Blumenstadt Erfurt (Teil 2): Kakteen-Haage. In: BUGA - Mitschnitt des Jahres 2019. Hg. Verein Freunde der Bundesgartenschau Erfurt 2021 e.V. und BUGA Erfurt 2021 gGmbH. Erfurt 2020. S. 62 f.
Lesetipps:
Steffen Raßloff: Die Blumenstadt. Erfurt und der Gartenbau. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 86 f.
Martin Baumann/Steffen Raßloff (Hg.): Blumenstadt Erfurt. Waid - Gartenbau - iga/egapark. Erfurt 2011.
Siehe auch Kakteen-Haage, Gartenbauunternehmen, Blumenstadt, iga/egapark, Bundesgartenschau 2021, Geschichte Erfurts