Rosa-Luxemburg-Straße: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Bezeichnung seit:''' 1945
'''Bezeichnung seit:''' 1945


'''vorherige Bezeichnung:''' Yorkstraße, nach Hans David York von Wartenburg (1759-1830), preußischer Feldmarschall der Befreiungskriege 1813/14
'''vorherige Bezeichnung:''' 1887-1945 '''Yorkstraße'''. Die Straße war benannt nach Hans David York von Wartenburg (1759-1830), preußischer Feldmarschall der Befreiungskriege 1813/14.


'''Bedeutung:''' benannt nach '''[[Rosa Luxemburg Denkmal|Rosa Luxemburg]]''' (1871-1919), sozialistische Politikerin und marxistische Theoretikerin, Mitbegründerin des Spartakusbundes und der KPD, 1919 von Freikorpssoldaten in Berlin ermordet, gilt bei der heutigen Linken als Symbolfigur eines demokratischen Sozialismus, häufig unter Verweis auf das Zitat "Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden"
'''Bedeutung:''' Die Straße ist benannt nach '''[[Rosa Luxemburg Denkmal|Rosa Luxemburg]]''' (1871-1919), sozialistische Politikerin und Theoretikerin, Mitbegründerin des Spartakusbundes und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Sie wurde 1919 von Freikorpssoldaten in Berlin ermordet und gilt bei der heutigen Linken als Symbolfigur eines demokratischen Sozialismus, häufig unter Verweis auf das Zitat "Freiheit ist immer nur Freiheit des anders Denkenden." ("Zur russischen Revolution", 1918).


Im Rahmen der Forderungen der Bewegung Decolonize Erfurt nach einer Umbenennung des '''[[Nettelbeckufer|Nettelbeckufers]]''' seit 2020 wurde darauf aufmerksam gemacht, dass der Erfurter Stadtrat seit den frühen 1990er-Jahren keine Umbenennungen aus historisch-politischen Gründen mehr vorgenommen hat. Das Nettelbeckufer wäre damit ein Präzedenzfall, der auch die kritische Betrachtung weiterer Straßennamen, etwa der '''[[Thaelmannstrasse|Thälmannstraße]]''' aus der DDR-Zeit, nach sich ziehen würde. Auch ihnen kommt keine "Vorbildfunktion" für unsere heutige Gesellschaft zu. Das wirft letztlich für den Stadtrat die Frage auf, ob man gerade in schwiertigen Zeiten eine emotionale und polariserende Debatte über historische Straßennamen anstoßen oder diese samt Nettelbeckufer und Thälmannstraße als kritisch reflektierten Teil der Stadtgeschichte beibehalten sollten.  
Im Rahmen der Forderungen der Bewegung Decolonize Erfurt nach einer Umbenennung des '''[[Nettelbeckufer|Nettelbeckufers]]''' wurde darauf aufmerksam gemacht, dass der Erfurter Stadtrat seit den frühen 1990er-Jahren keine Umbenennungen aus historisch-politischen Gründen mehr vorgenommen hat. Das Nettelbeckufer wäre damit ein Präzedenzfall, der auch die kritische Betrachtung weiterer Straßennamen, etwa der '''[[Thaelmannstrasse|Thälmannstraße]]''' aus der DDR-Zeit, nach sich ziehen würde. Auch ihnen kommt keine "Vorbildfunktion" für unsere heutige Gesellschaft zu. Das wirft letztlich für den Stadtrat die Frage auf, ob man eine emotionale und polariserende Debatte über historische Straßennamen anstoßen oder diese samt Nettelbeckufer und Thälmannstraße als kritisch reflektierten Teil der '''[[Geschichte der Stadt Erfurt|Stadtgeschichte]]''' beibehalten sollte.  


Dies Frage gilt auch für die Rosa-Luxemburg-Straße. Die vielzitierte "Freiheit der Andersdenkenden" hatte enge Grenzen, die nicht mit unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung in Übereinklar zu bringen sind. Ihr Ziel war keine Demokratie, sondern eine mit Gewalt zu erkämpfende "Diktatur des Proletariats", in der lediglich für die linke Arbeiterbewegung ein gewisser Pluralismus gelten sollte: "Der Sozialismus hat zur Voraussetzung eine Reihe von Gewaltmaßnahmen. Wer sich dem Sturmwagen der sozialistischen Revolution entgegenstellt, wird mit zertrümmerten Gliedern am Boden liegenbleiben."
Diese Frage gilt auch für die Rosa-Luxemburg-Straße. Die vielzitierte "Freiheit des anders Denkenden", in der Schrift "Zur russischen Revolution" von 1918 als Randnotiz enthalten, hatte enge Grenzen, die nicht mit unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung in Übereinklar zu bringen sind. Luxemburgs Ziel war mit den Worten der gleichen Schrift "nicht etwa Sicherung der bürgerlichen Demokratie, sondern Diktatur des Proletariats zum Zwecke der Verwirklichung des Sozialismus", in dem lediglich für die linke Arbeiterbewegung ein gewisser Pluralismus gelten sollte. Zur Erreichung dieses politischen Zieles befürwortete Rosa Luxemburg ausdrücklich auch Gewalt.  




Siehe: '''[[Straßen-Geschichte|Geschichte der Erfurter Straßennamen]]''', '''[[Rosa-Luxemburg-Platz]]'''
Siehe: '''[[Strassennamen Geschichte Erfurt|Erfurter Straßennamen]]''', '''[[Rosa-Luxemburg-Platz]]''', '''[[Rosa Luxemburg Denkmal|Luxemburgdenkmal]]''', '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]'''

Aktuelle Version vom 4. November 2024, 11:39 Uhr

Rosa-Luxemburg-Straße

Ortsteil: Johannesvorstadt

Bezeichnung seit: 1945

vorherige Bezeichnung: 1887-1945 Yorkstraße. Die Straße war benannt nach Hans David York von Wartenburg (1759-1830), preußischer Feldmarschall der Befreiungskriege 1813/14.

Bedeutung: Die Straße ist benannt nach Rosa Luxemburg (1871-1919), sozialistische Politikerin und Theoretikerin, Mitbegründerin des Spartakusbundes und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Sie wurde 1919 von Freikorpssoldaten in Berlin ermordet und gilt bei der heutigen Linken als Symbolfigur eines demokratischen Sozialismus, häufig unter Verweis auf das Zitat "Freiheit ist immer nur Freiheit des anders Denkenden." ("Zur russischen Revolution", 1918).

Im Rahmen der Forderungen der Bewegung Decolonize Erfurt nach einer Umbenennung des Nettelbeckufers wurde darauf aufmerksam gemacht, dass der Erfurter Stadtrat seit den frühen 1990er-Jahren keine Umbenennungen aus historisch-politischen Gründen mehr vorgenommen hat. Das Nettelbeckufer wäre damit ein Präzedenzfall, der auch die kritische Betrachtung weiterer Straßennamen, etwa der Thälmannstraße aus der DDR-Zeit, nach sich ziehen würde. Auch ihnen kommt keine "Vorbildfunktion" für unsere heutige Gesellschaft zu. Das wirft letztlich für den Stadtrat die Frage auf, ob man eine emotionale und polariserende Debatte über historische Straßennamen anstoßen oder diese samt Nettelbeckufer und Thälmannstraße als kritisch reflektierten Teil der Stadtgeschichte beibehalten sollte.

Diese Frage gilt auch für die Rosa-Luxemburg-Straße. Die vielzitierte "Freiheit des anders Denkenden", in der Schrift "Zur russischen Revolution" von 1918 als Randnotiz enthalten, hatte enge Grenzen, die nicht mit unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung in Übereinklar zu bringen sind. Luxemburgs Ziel war mit den Worten der gleichen Schrift "nicht etwa Sicherung der bürgerlichen Demokratie, sondern Diktatur des Proletariats zum Zwecke der Verwirklichung des Sozialismus", in dem lediglich für die linke Arbeiterbewegung ein gewisser Pluralismus gelten sollte. Zur Erreichung dieses politischen Zieles befürwortete Rosa Luxemburg ausdrücklich auch Gewalt.


Siehe: Erfurter Straßennamen, Rosa-Luxemburg-Platz, Luxemburgdenkmal, Geschichte der Stadt Erfurt