Cyriaksburg: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Cyriaksburgmuseum.jpg|300|rechts]]Bereits im 8. Jahrhundert unterhielt der Orden der [[Benediktiner]] ein [[Cyriakskloster|Nonnenkloster]] auf dem [[Domberg]], neben der [[Severikirche]]. Da der Erzbischof Adalbert I. dieses Gelände aber für eigenen Zwecke benötigte - er errichtete hier das so genannte Krummhaus -, wurde das Kloster ab 1123 vor die Mauern der Stadt, auf die westlich gelegenen Anhöhe des Cyriaksbergs verlegt. Da das Kloster dem heiligen Cyriakus geweiht wurde, erhielt auch die Anhöhe seinen Namen.
'''Beitrag der Serie [[Denkmale in Erfurt|Denkmale in Erfurt]] aus der Thüringer Allgemeine von [[Steffen Rassloff|Dr. Steffen Raßloff]] (28.06.2014)'''


Die Nonnen errichteten in den Jahren eine stattliche Anlage, zu der eine Kirche mit zwei Türmen, Kreuzgang, Äbtissinhaus, Schule, Siechenhaus, Brauhaus, Kelterhaus, Backhaus, Badestube, Schlafhaus, Gesindehaus und verschiedenen landwirtschaftliche Zweckbauten gehörten. Rings um den Berg entstanden Äcker und Weinberge.


Die aufstrebende Stadt Erfurt streckte aber schon dreihundert Jahre später die Hände nach diesem Gelände, um es in die strategische Verteidigung der Stadt einzubeziehen. Die reiche und mächtige Stadt erhielt [[Jahr1478|1478]] von Papst [[SixtusIV|Sixtus]] schließlich die Zustimmung zur Verlegung des Klosters in die Stadt. Es wurde innerhalb der Stadtmauern am Fuße des [[Petersberg]]es im Bereich der heutigen [[Andreasstraße]] angesiedelt. [[Jahr1482|1482]] war die Umsiedlung abgeschlossen und die ehemalige Klosteranlage auf dem Cyriaksberg wurde in das Verteidigungssystem der Stadt einbezogen und im Laufe der Zeit mehrfach verstärkt.
'''Wehrhaftes Museum im Grünen'''


Die Festung Cyriaksburg wurde Mitte des 16. Jahrhunderts auf dem Erfurter Cyriaksberg als eine der ersten Festungsanlagen Deutschlands errichtet. [[Gustav Adolf Denkmal|Gustav Adolf II von Schweden]] erkannte bei einer Besichtigung der Verteidigungsanlagen Erfurts, den strategisch wichtigen Standort der Festung und ließ sie von dem Erfurter Festungsbaumeister [[VogelCaspar|Caspar Vogel]] und dem Ingenieur Otto von Guericke zur Zitadelle ausbauen.
DENKMALE IN ERFURT (155): Die Cyriaksburg wandelte sich vom Militärobjekt zum Deutschen Gartenbaumuseum im egapark.  


Die heute benachbarte [[ZitadellePetersberg|Zitadelle Petersberg]] bestand zu dieser Zeit noch nicht. Die so genannte Cyriaksburg war eine vierseitige trapezartige Anlage, die noch starken Burgcharakter hatte. Sie war kaum größer als eine durchschnittliche mittelalterliche Burg. Die Festung war bis ins 19. Jahrhundert in militärischer Nutzung durch Preußen. Sie hatte aber wohl seit dem Ausbau der erheblich größeren [[ZitadellePetersberg|Zitadelle Petersberg]] ihre militärische Bedeutung verloren.


Im 19. Jahrhundert erfolgte ein Teilabriss.  
[[Datei:CyriaksburgLuft.jpg|350px|rechts]]Die einstige Zitadelle Cyriaksburg verleiht dem egapark ein ganz besonderes Flair. Eingebettet in eine blühende Gartenlandschaft erfüllen ihre historischen Gebäude und Außenanlagen wichtige Funktionen. Allen voran die große Defensionskaserne bietet dem in seiner Form einmaligen Deutschen Gartenbaumuseum eine Heimstatt. Die beiden Festungstürme beherbergen eine Sternwarte, eine Ausstellung zur Geschichte der Zitadelle und eine beliebte Aussichtsplattform. Dazwischen erstreckt sich der Skulpturengarten mit zahlreichen Werken führender DDR-Künstler. In der südlichen Caponniere, einem vorgelagerten Verteidigungsbauwerk, lässt sich im gleichnamigen Weinrestaurant speisen. Eine der einstigen Terrassenbatterien bietet unweit hiervon als „Buchenwaldblick“ die Aussicht zum Ettersberg mit dem markanten Denkmal der KZ-Gedenkstätte.


Die sehenswerten Reste der Anlage sind heute restauriert und für Besucher auf dem Areal der Erfurter Gartenbauausstellung [[Iga / egapark Erfurt|egapark]] (früher [[Iga / egapark Erfurt|iga]]) ständig von außen zugängig. Erhalten sind zwei Türme, ein Festungsgebäude und auf einer Seite der Anlage die Festungsmauer, des weiteren Reste der Wall-und Grabenanlage. In einem der Türme befindet sich eine Sternwarte, in dem anderen ein kleines Museum.
Die friedliche Nutzung des harmonisch in die Parklandschaft eingepassten Zitadellen-Komplexes erinnert kaum noch an dessen militärische Ursprünge. Allerdings lässt der Blick vom Aussichtsturm die einstige strategische Bedeutung erahnen (siehe Abb.). Von jenem Hügel konnte man das gesamte ummauerte Stadtgebiet überblicken und im Kriegsfalle natürlich auch beschießen. Deshalb ließ der Stadtrat der autonomen Mittelaltermetropole anstelle des Cyriaksklosters ab 1480 hier eine Burg errichten. Allerdings zog sich der Bau über Jahrzehnte hin, nicht zuletzt wegen des Widerstandes des Mainzer Erzbischofs und der sächsischen Herzöge. Nach der Unterwerfung unter den kurmainzischen Landesherrn 1664 besaß die mehrfach modernisierte Zitadelle ebenso große militärische Bedeutung wie seit 1802 unter den Preußen. Letztere veranlassten zahlreiche Um- und Neubauten, insbesondere die 1826 fertiggestellte Defensionskaserne.  
[[Jahr2000|2000]] wurde auf diesen Turm eine moderne Aussichtsplattform montiert.  


Die Cyriaksburg beherbergt heute das [[Gartenbaumuseum|Deutsche Gartenbaumuseum]].
Mit der Entfestigung der Stadt Erfurt nach der deutschen Reichsgründung ab 1873 begann die schrittweise Umnutzung. In den 1880er Jahren entstanden die ersten Grünanlagen, während in der Zitadelle selbst noch Einheiten des 3. Thüringischen Infanterieregimentes Nr. 71 untergebracht waren. Nach dem Ersten Weltkrieg kaufte die Stadt 1919 das gesamte Gelände vom preußischen Staat auf und gestaltete es zum öffentlichen Park, den man seit 1935 vom Aussichtsturm überblicken konnte. Mit der Gartenschau „Erfurt blüht“ 1950 begann die Integration in beliebte Gartenschauen, die seit Eröffnung der iga, der „Internationalen Gartenbauausstellung der sozialistischen Länder“, 1961 dauerhaft dort beheimatet sind. 1961 öffnete auch das Gartenbaumuseum erstmals seine Pforten. Einem weiteren Höhepunkt sieht die Zitadelle mit der Bundesgartenschau 2021 entgegen, deren Herzstück der heutige egapark werden wird. (Foto: Alexander Raßloff)
 
'''''>''' Für die Bundesgartenschau 2021 eröffnete im Aussichtsturm eine '''[[Cyriaksburg_Erfurt_Ausstellung|Ausstellung zur Geschichte der Cyriaksburg]]'''''
 
 
'''Lesetipps:'''
 
Steffen Raßloff: '''Die Welt der Blumen. Von der iga '61 zur Buga 2021.''' In: '''[[Erfurt 55 Highlights aus der Geschichte|Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte]].''' Erfurt 2021. S. 106 f.
 
Martin Baumann/Steffen Raßloff (Hg.): '''[[Blumenstadt Erfurt|Blumenstadt Erfurt. Waid - Gartenbau - iga/egapark]]'''. Erfurt 2011.
 
 
Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Geschichte Cyriakskloster Cyriaksburg|Geschichte Cyriaksberg]]''', '''[[Iga / egapark Erfurt|iga/egapark]]''', '''[[Deutsches Gartenbaumuseum Erfurt|Gartenbaumuseum]]''', '''[[Bundesgartenschau Erfurt 2021|Buga 2021]]''', '''[[Petersberg|Zitadelle Petersberg]]'''
 
 
'''Thüringer Allgemeine''' vom 11.06.2021
 
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Aktuelle Version vom 6. Januar 2023, 17:13 Uhr

Cyriaksburg

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (28.06.2014)


Wehrhaftes Museum im Grünen

DENKMALE IN ERFURT (155): Die Cyriaksburg wandelte sich vom Militärobjekt zum Deutschen Gartenbaumuseum im egapark.


CyriaksburgLuft.jpg

Die einstige Zitadelle Cyriaksburg verleiht dem egapark ein ganz besonderes Flair. Eingebettet in eine blühende Gartenlandschaft erfüllen ihre historischen Gebäude und Außenanlagen wichtige Funktionen. Allen voran die große Defensionskaserne bietet dem in seiner Form einmaligen Deutschen Gartenbaumuseum eine Heimstatt. Die beiden Festungstürme beherbergen eine Sternwarte, eine Ausstellung zur Geschichte der Zitadelle und eine beliebte Aussichtsplattform. Dazwischen erstreckt sich der Skulpturengarten mit zahlreichen Werken führender DDR-Künstler. In der südlichen Caponniere, einem vorgelagerten Verteidigungsbauwerk, lässt sich im gleichnamigen Weinrestaurant speisen. Eine der einstigen Terrassenbatterien bietet unweit hiervon als „Buchenwaldblick“ die Aussicht zum Ettersberg mit dem markanten Denkmal der KZ-Gedenkstätte.

Die friedliche Nutzung des harmonisch in die Parklandschaft eingepassten Zitadellen-Komplexes erinnert kaum noch an dessen militärische Ursprünge. Allerdings lässt der Blick vom Aussichtsturm die einstige strategische Bedeutung erahnen (siehe Abb.). Von jenem Hügel konnte man das gesamte ummauerte Stadtgebiet überblicken und im Kriegsfalle natürlich auch beschießen. Deshalb ließ der Stadtrat der autonomen Mittelaltermetropole anstelle des Cyriaksklosters ab 1480 hier eine Burg errichten. Allerdings zog sich der Bau über Jahrzehnte hin, nicht zuletzt wegen des Widerstandes des Mainzer Erzbischofs und der sächsischen Herzöge. Nach der Unterwerfung unter den kurmainzischen Landesherrn 1664 besaß die mehrfach modernisierte Zitadelle ebenso große militärische Bedeutung wie seit 1802 unter den Preußen. Letztere veranlassten zahlreiche Um- und Neubauten, insbesondere die 1826 fertiggestellte Defensionskaserne.

Mit der Entfestigung der Stadt Erfurt nach der deutschen Reichsgründung ab 1873 begann die schrittweise Umnutzung. In den 1880er Jahren entstanden die ersten Grünanlagen, während in der Zitadelle selbst noch Einheiten des 3. Thüringischen Infanterieregimentes Nr. 71 untergebracht waren. Nach dem Ersten Weltkrieg kaufte die Stadt 1919 das gesamte Gelände vom preußischen Staat auf und gestaltete es zum öffentlichen Park, den man seit 1935 vom Aussichtsturm überblicken konnte. Mit der Gartenschau „Erfurt blüht“ 1950 begann die Integration in beliebte Gartenschauen, die seit Eröffnung der iga, der „Internationalen Gartenbauausstellung der sozialistischen Länder“, 1961 dauerhaft dort beheimatet sind. 1961 öffnete auch das Gartenbaumuseum erstmals seine Pforten. Einem weiteren Höhepunkt sieht die Zitadelle mit der Bundesgartenschau 2021 entgegen, deren Herzstück der heutige egapark werden wird. (Foto: Alexander Raßloff)

> Für die Bundesgartenschau 2021 eröffnete im Aussichtsturm eine Ausstellung zur Geschichte der Cyriaksburg


Lesetipps:

Steffen Raßloff: Die Welt der Blumen. Von der iga '61 zur Buga 2021. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 106 f.

Martin Baumann/Steffen Raßloff (Hg.): Blumenstadt Erfurt. Waid - Gartenbau - iga/egapark. Erfurt 2011.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Geschichte Cyriaksberg, iga/egapark, Gartenbaumuseum, Buga 2021, Zitadelle Petersberg


Thüringer Allgemeine vom 11.06.2021

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