Mohrengasse: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Mohr ist als Motiv in zahlreichen Kunstwerken zu finden. Oft geht er auf den Heiligen Mauritius, dem in Erfurt die ehemalige Moritzkirche in der Moritzstraße geweiht war, oder auf einen der Heiligen Drei Könige zurück. Große Verehrung genossen Schwarze Madonnen. Dieser im christlich-mittelalterlichen Kontext durchaus positiv belegte Begriff ist vom abschätzigen Begriff Neger des modernen Kolonialzeitalters zu unterscheiden. Das gilt ebenso für jüngere Stereotype wie den Mohren als Werbeträger. | Der Mohr ist als Motiv in zahlreichen Kunstwerken zu finden. Oft geht er auf den Heiligen Mauritius, dem in Erfurt die ehemalige Moritzkirche in der Moritzstraße geweiht war, oder auf einen der Heiligen Drei Könige zurück. Große Verehrung genossen Schwarze Madonnen. Dieser im christlich-mittelalterlichen Kontext durchaus positiv belegte Begriff ist vom abschätzigen Begriff Neger des modernen Kolonialzeitalters zu unterscheiden. Das gilt ebenso für jüngere Stereotype wie den Mohren als Werbeträger. | ||
Der Vorgang spiegelt den "neuen Erinnerungsfuror", der sich laut Sprachwissenschaftler Helmut Glück vielerorts | Der Vorgang spiegelt den "neuen Erinnerungsfuror", der sich laut Sprachwissenschaftler Helmut Glück vielerorts an den Mohren-Benennungen festmacht: "Der 'Mohr' ist altertümlich, aber nicht rassistisch, doch das will eine kleine, aber lautstarke Minderheit nicht wahrhaben." (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23.07.2020) Das Ganze erinnert an die zeitgleiche Initiative, den Mohren aus dem Coburger Stadtwappen zu entfernen. Dabei handelt es sich auch hier nicht um ein Zeugnis der "Kolonialzeit", sondern um den Heiligen Mauritius, der seit dem Mittelalter das Stadtwappen ziert. Dieser gilt als Stadtpatron und Namensgeber der großen Morizkirche. Die Initiative führt die Ziele der Antirassismusbewegung geradezu ins Absurde, verschwand der Mohr doch schon einmal aus dem Wappen - aus rassistischen Gründen durch die Nationalsozialisten von 1934 bis 1945. (Steffen Raßloff: Der "Coburger Mohr". In: Orte der Reformation - Coburg. Leipzig 2014, S. 24 f.) | ||
Version vom 25. Juli 2020, 07:13 Uhr
Mohrengasse
Ortsteil: Altstadt
Bezeichnung seit: Mittelalter
vorherige Bezeichnung/en: keine
Bedeutung: benannt nach dem "Haus zum Mohrenkopf" in der Johannesstraße (1607-1610 anstelle eines älteren Vorgängerbaus errichtet)
2020 forderten die Erfurter Grünen im Rahmen der Debatten um das Nettelbeckufer, die Mohrengasse solle als "rassistisches Überbleibsel" (TA vom 17. Juni) umbenannt werden. Der mit Rassismus begründete Vorschlag ist jedoch ein historischer Anachronismus. Die Mohrengasse ist nach dem mittelalterlichen "Haus zum Mohrenkopf" benannt. Es gibt in Europa unzählige solcher weit zurückreichenden Mohren-Namen für Häuser, Geschäfte, Gasthöfe, Brauereien, Apotheken usw., die nichts mit neuzeitlichem Rassismus oder Kolonialismus zu tun haben.
Der Mohr ist als Motiv in zahlreichen Kunstwerken zu finden. Oft geht er auf den Heiligen Mauritius, dem in Erfurt die ehemalige Moritzkirche in der Moritzstraße geweiht war, oder auf einen der Heiligen Drei Könige zurück. Große Verehrung genossen Schwarze Madonnen. Dieser im christlich-mittelalterlichen Kontext durchaus positiv belegte Begriff ist vom abschätzigen Begriff Neger des modernen Kolonialzeitalters zu unterscheiden. Das gilt ebenso für jüngere Stereotype wie den Mohren als Werbeträger.
Der Vorgang spiegelt den "neuen Erinnerungsfuror", der sich laut Sprachwissenschaftler Helmut Glück vielerorts an den Mohren-Benennungen festmacht: "Der 'Mohr' ist altertümlich, aber nicht rassistisch, doch das will eine kleine, aber lautstarke Minderheit nicht wahrhaben." (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23.07.2020) Das Ganze erinnert an die zeitgleiche Initiative, den Mohren aus dem Coburger Stadtwappen zu entfernen. Dabei handelt es sich auch hier nicht um ein Zeugnis der "Kolonialzeit", sondern um den Heiligen Mauritius, der seit dem Mittelalter das Stadtwappen ziert. Dieser gilt als Stadtpatron und Namensgeber der großen Morizkirche. Die Initiative führt die Ziele der Antirassismusbewegung geradezu ins Absurde, verschwand der Mohr doch schon einmal aus dem Wappen - aus rassistischen Gründen durch die Nationalsozialisten von 1934 bis 1945. (Steffen Raßloff: Der "Coburger Mohr". In: Orte der Reformation - Coburg. Leipzig 2014, S. 24 f.)
Siehe: Geschichte der Erfurter Straßennamen
Thüringer Allgemeine vom 23.06.2020 (zum Lesen anklicken)