Cyriaksburg: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 9: | Zeile 9: | ||
[[Datei:CyriaksburgLuft.jpg| | [[Datei:CyriaksburgLuft.jpg|420px|rechts]]Die einstige Zitadelle Cyriaksburg verleiht dem egapark ein ganz besonderes Flair. Eingebettet in eine blühende Gartenlandschaft erfüllen ihre historischen Gebäude und Außenanlagen wichtige Funktionen. Allen voran die große Defensionskaserne bietet dem in seiner Form einmaligen Deutschen Gartenbaumuseum eine Heimstatt. Die beiden Festungstürme beherbergen eine Sternwarte, eine Ausstellung zur Geschichte der Zitadelle und eine beliebte Aussichtsplattform. Dazwischen erstreckt sich der Skulpturengarten mit zahlreichen Werken führender DDR-Künstler. In der südlichen Caponniere, einem vorgelagerten Verteidigungsbauwerk, lässt sich im gleichnamigen Weinrestaurant speisen. Eine der einstigen Terrassenbatterien bietet unweit hiervon als „Buchenwaldblick“ die Aussicht zum Ettersberg mit dem markanten Denkmal der KZ-Gedenkstätte. | ||
Die friedliche Nutzung des harmonisch in die Parklandschaft eingepassten Zitadellen-Komplexes erinnert kaum noch an dessen militärische Ursprünge. Allerdings lässt der Blick vom Aussichtsturm die einstige strategische Bedeutung erahnen (siehe Abb. 1). Von jenem Hügel konnte man das gesamte ummauerte Stadtgebiet überblicken und im Kriegsfalle natürlich auch beschießen. Deshalb ließ der Stadtrat der autonomen Mittelaltermetropole anstelle des Cyriaksklosters ab 1480 hier eine Burg errichten. Allerdings zog sich der Bau über Jahrzehnte hin, nicht zuletzt wegen des Widerstandes des Mainzer Erzbischofs und der sächsischen Herzöge. Nach der Unterwerfung unter den kurmainzischen Landesherrn 1664 besaß die mehrfach modernisierte Zitadelle ebenso große militärische Bedeutung wie seit 1802 unter den Preußen. Letztere veranlassten zahlreiche Um- und Neubauten, insbesondere die 1826 fertiggestellte Defensionskaserne. | Die friedliche Nutzung des harmonisch in die Parklandschaft eingepassten Zitadellen-Komplexes erinnert kaum noch an dessen militärische Ursprünge. Allerdings lässt der Blick vom Aussichtsturm die einstige strategische Bedeutung erahnen (siehe Abb. 1). Von jenem Hügel konnte man das gesamte ummauerte Stadtgebiet überblicken und im Kriegsfalle natürlich auch beschießen. Deshalb ließ der Stadtrat der autonomen Mittelaltermetropole anstelle des Cyriaksklosters ab 1480 hier eine Burg errichten. Allerdings zog sich der Bau über Jahrzehnte hin, nicht zuletzt wegen des Widerstandes des Mainzer Erzbischofs und der sächsischen Herzöge. Nach der Unterwerfung unter den kurmainzischen Landesherrn 1664 besaß die mehrfach modernisierte Zitadelle ebenso große militärische Bedeutung wie seit 1802 unter den Preußen. Letztere veranlassten zahlreiche Um- und Neubauten, insbesondere die 1826 fertiggestellte Defensionskaserne. | ||
Mit der Entfestigung der Stadt Erfurt nach der deutschen Reichsgründung ab 1873 begann die schrittweise Umnutzung. In den 1880er Jahren entstanden die ersten Grünanlagen, während in der Zitadelle selbst noch Einheiten des 3. Thüringischen Infanterieregimentes Nr. 71 untergebracht waren. Nach dem Ersten Weltkrieg kaufte die Stadt 1919 das gesamte Gelände vom preußischen Staat auf und gestaltete es zum öffentlichen Park, den man seit 1935 vom Aussichtsturm überblicken konnte. Mit der Gartenschau „Erfurt blüht“ 1950 begann die Integration in beliebte Gartenschauen, die seit Eröffnung der iga, der „Internationalen Gartenbauausstellung der sozialistischen Länder“, 1961 dauerhaft dort beheimatet sind. 1961 öffnete auch das Gartenbaumuseum erstmals seine Pforten. Einem weiteren Höhepunkt sieht die Zitadelle mit der Bundesgartenschau 2021 entgegen, deren Herzstück der heutige egapark werden wird. ( | Mit der Entfestigung der Stadt Erfurt nach der deutschen Reichsgründung ab 1873 begann die schrittweise Umnutzung. In den 1880er Jahren entstanden die ersten Grünanlagen, während in der Zitadelle selbst noch Einheiten des 3. Thüringischen Infanterieregimentes Nr. 71 untergebracht waren. Nach dem Ersten Weltkrieg kaufte die Stadt 1919 das gesamte Gelände vom preußischen Staat auf und gestaltete es zum öffentlichen Park, den man seit 1935 vom Aussichtsturm überblicken konnte. Mit der Gartenschau „Erfurt blüht“ 1950 begann die Integration in beliebte Gartenschauen, die seit Eröffnung der iga, der „Internationalen Gartenbauausstellung der sozialistischen Länder“, 1961 dauerhaft dort beheimatet sind. 1961 öffnete auch das Gartenbaumuseum erstmals seine Pforten. Einem weiteren Höhepunkt sieht die Zitadelle mit der Bundesgartenschau 2021 entgegen, deren Herzstück der heutige egapark werden wird. (Foto: Alexander Raßloff) | ||
Version vom 29. Juni 2014, 11:25 Uhr
Cyriaksburg
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (28.06.2014)
Wehrhaftes Museum im Grünen
DENKMALE IN ERFURT (155): Die Cyriaksburg wandelte sich vom Militärobjekt zum Deutschen Gartenbaumuseum im egapark.
Die einstige Zitadelle Cyriaksburg verleiht dem egapark ein ganz besonderes Flair. Eingebettet in eine blühende Gartenlandschaft erfüllen ihre historischen Gebäude und Außenanlagen wichtige Funktionen. Allen voran die große Defensionskaserne bietet dem in seiner Form einmaligen Deutschen Gartenbaumuseum eine Heimstatt. Die beiden Festungstürme beherbergen eine Sternwarte, eine Ausstellung zur Geschichte der Zitadelle und eine beliebte Aussichtsplattform. Dazwischen erstreckt sich der Skulpturengarten mit zahlreichen Werken führender DDR-Künstler. In der südlichen Caponniere, einem vorgelagerten Verteidigungsbauwerk, lässt sich im gleichnamigen Weinrestaurant speisen. Eine der einstigen Terrassenbatterien bietet unweit hiervon als „Buchenwaldblick“ die Aussicht zum Ettersberg mit dem markanten Denkmal der KZ-Gedenkstätte.
Die friedliche Nutzung des harmonisch in die Parklandschaft eingepassten Zitadellen-Komplexes erinnert kaum noch an dessen militärische Ursprünge. Allerdings lässt der Blick vom Aussichtsturm die einstige strategische Bedeutung erahnen (siehe Abb. 1). Von jenem Hügel konnte man das gesamte ummauerte Stadtgebiet überblicken und im Kriegsfalle natürlich auch beschießen. Deshalb ließ der Stadtrat der autonomen Mittelaltermetropole anstelle des Cyriaksklosters ab 1480 hier eine Burg errichten. Allerdings zog sich der Bau über Jahrzehnte hin, nicht zuletzt wegen des Widerstandes des Mainzer Erzbischofs und der sächsischen Herzöge. Nach der Unterwerfung unter den kurmainzischen Landesherrn 1664 besaß die mehrfach modernisierte Zitadelle ebenso große militärische Bedeutung wie seit 1802 unter den Preußen. Letztere veranlassten zahlreiche Um- und Neubauten, insbesondere die 1826 fertiggestellte Defensionskaserne.
Mit der Entfestigung der Stadt Erfurt nach der deutschen Reichsgründung ab 1873 begann die schrittweise Umnutzung. In den 1880er Jahren entstanden die ersten Grünanlagen, während in der Zitadelle selbst noch Einheiten des 3. Thüringischen Infanterieregimentes Nr. 71 untergebracht waren. Nach dem Ersten Weltkrieg kaufte die Stadt 1919 das gesamte Gelände vom preußischen Staat auf und gestaltete es zum öffentlichen Park, den man seit 1935 vom Aussichtsturm überblicken konnte. Mit der Gartenschau „Erfurt blüht“ 1950 begann die Integration in beliebte Gartenschauen, die seit Eröffnung der iga, der „Internationalen Gartenbauausstellung der sozialistischen Länder“, 1961 dauerhaft dort beheimatet sind. 1961 öffnete auch das Gartenbaumuseum erstmals seine Pforten. Einem weiteren Höhepunkt sieht die Zitadelle mit der Bundesgartenschau 2021 entgegen, deren Herzstück der heutige egapark werden wird. (Foto: Alexander Raßloff)
Lesetipp:
Steffen Raßloff: 100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten. Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Geschichte Cyriakskloster und Cyriaksburg, iga/egapark, Gartenbaumuseum, Bundesgartenschau 2021, Zitadelle Petersberg