Kajetan Arnold Chronik Erfurter Fuerstenkongress 1808

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Der arme Chronist

Beitrag der Serie Erfurter Fürstenkongress 1808 aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (2008)


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Der Erfurter Schriftsteller Theodor Ferdinand Kajetan Arnold schrieb noch im Jahre 1808 den ausführlichsten Bericht über Napoleons Erfurter Fürstenkongress. Er ist als kommentierter Faksimiledruck pünktlich zum 200. Jahrestag des Ereignisses wieder zugänglich.


“Erfurt in seinem höchsten Glanze” - so betitelte der Erfurter Schriftsteller, Jurist, Musiker und Philosoph Theodor Ferdinand Kajetan Arnold seinen zweibändigen Bericht über den Erfurter Fürstenkongress 1808. In 24 Briefen beschreibt er detailliert im Tagebuchstil das Treffen Napoleons mit Zar Alexander von Russland samt drei Duzend weiterer Monarchen in seiner “Kaiserlichen Domäne” Erfurt.

Die zwei Wochen vom 27. September bis zum 14. Oktober 1808 waren geprägt von ungeheurem kulturell-gesellschaftlichen Aufwand, der mit zum Kalkül des Kaisers der Franzosen gehörte. Noch lange erinnerte man sich in Erfurt an Napoleons Ausspruch: “Ich will Deutschland durch Pracht und Glanz in Erstaunen setzen.” Arnold hält jenes Feuerwerk an herrschaftlicher Prachtentfaltung in seiner 1808 erschienenen Chronik, die also noch unter dem unmittelbaren Eindruck der Ereignisse entstanden ist, am ausführlichsten fest.

200 Jahre später hat die Stadt Erfurt den Fürstenkongress zum kulturellen Jahresthema erhoben. Für den Verein “Stadt und Geschichte”, Herausgeber der gleichnamigen Zeitschrift, war dies Anlass, den Autor Arnold und sein Werk wieder dem weitgehenden Vergessen zu entreißen. Im Erfurter Ulenspiegel-Verlag erschien unlängst der Faksimiledruck der Ausgabe von 1808 “Erfurt in seinem höchsten Glanze während der Monate September und Oktober 1808". Er wird ergänzt von einem Aufsatz zum historischen Hintergrund des Erfurter Treffens und einer biographischen Skizze über Arnold.

Kaminski schreibt, dass sich Arnold in seiner Schrift keineswegs völlig vom Glanz der Ereignisse blenden lässt. Den Zeitgenossen dürfte vielmehr der Bezug auf die kritische Schrift “Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung” (1806) des Nürnberger Buchhändlers Johann Philipp Palm, der auf persönlichen Befehl Napoleons erschossen worden war, deutlich gewesen sein. In eine Bitte der Erfurter Bürgerschaft an den Kaiser gekleidet schildert auch Arnold die zahlreichen Beschwernisse für die Erfurter Bürger seit der französischen Besetzung 1806.

Hiervon war im übrigen auch Arnold selbst in hohem Maße betroffen. Der Universitäts-Dozent und Schriftsteller fristete mit seiner Familie ein zunehmend elenderes Dasein. Trotz enormer Produktivität mit geschätzten 80 Romanen und wissenschaftlichen Fachschriften reichte es kaum mehr zum Nötigsten. Am 13. Oktober 1812 starb Arnold mit nur 38 Jahren in seiner Heimatstadt. Ein amtlicher Bericht spricht davon, dass er “im eigentlichen Sinne verhungert” sei. Seine bekannteste Schrift aber lebt bis heute fort und ist nun wieder einer breiten Leserschaft zugänglich.


Lesetipp:

Theodor Ferdinand Kajetan Arnold: Erfurt in seinem höchsten Glanze während der Monate September und Oktober 1808. Erfurt 1808 (Nachdruck Erfurt/Waltershausen 2008).

Steffen Raßloff: Pracht und Glanz. Der Erfurter Fürstenkongress 1808. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 66 f.


Siehe auch: Literatur/Chroniken Stadtgeschichte