Jubilaeum 25 Jahre Wiedergruendung Universitaet Erfurt 2019
25 Jahre Wiedergründung Uni Erfurt 2019
1379 erhielt Erfurt das erste Gründungsprivileg für eine Universität im heutigen Deutschland. Dort holte sich auch Martin Luther sein akademisches Rüstzeug. Mit der Wiedergründung 1994 ist die Universität Erfurt zugleich die jüngste in Deutschland.
Erfurt ist Sitz der ältesten und jüngsten Universität Deutschlands. Das mag auf den ersten Blick wie ein paradoxer Werbeslogan klingen. Jene Feststellung verweist aber vielmehr auf die lange und wechselhafte Geschichte jener Hohen Schule an Gera, der Hierana. Sie gilt mit ihrem päpstlichen Gründungsprivileg von 1379 als die älteste Universität vor Heidelberg (1385) und Köln (1388) – ein echtes historisches Highlight. An der mittelalterlichen Volluniversität wurde an allen vier üblichen Fakultäten gelehrt: Philosophie, Medizin, Jura und Theologie. Im 15. Jahrhundert gehörte die Alma Mater Erfordensis zu den renommiertesten und meistbesuchten Universitäten Mitteleuropas.
Zugleich kann sich Erfurt aber auch der jüngsten deutschen Universität rühmen, dank ihrer Wiedergründung im Jahre 1994. Wie kam es hierzu? Zwischen dem spätmittelalterlichen Bildungszentrum, an dem Martin Luther von 1501 bis 1505 seine geistigen Grundlagen legte, und dem ambitionierten Reformprojekt der jüngsten Vergangenheit liegt viel Schatten bis hin zur Schließung der Universität durch die Preußen 1816. Aber ihr Andenken blieb stets lebendig, zumal in den 1950er-Jahren mit dem Philosophisch-Theologischen Studium, der Pädagogischen Hochschule und der Medizinischen Akademie wieder akademisches Leben in Erfurt einzog.
Die Universität Erfurt verbindet so jahrhundertealte Tradition mit lebendiger Gegenwart. Im Stadtbild verdichtet sich dies im historischen Hauptgebäude Collegium maius in der Altstadt und im modernen Campus an der Nordhäuser Straße. Auf letzterem fusionierte die wiedergegründete Universität mit der dort seit 1953 ansässigen Pädagogischen Hochschule. Für das Nebeneinander von gestern und heute steht auch das Kulturzentrum Engelsburg als einstige Heimstatt des bedeutenden Erfurter Humanistenkreises um „Poetenkönig“ Helius Eobanus Hessus, der an den „Dunkelmännerbriefen“ (1515/17) mitschrieb. Zum Flair der Hochschulstadt Erfurt trägt auch die Fachhochschule mit ihrem modernen Campus in der Altonaer Straße bei.
Und schließlich ist die Universität Erfurt eine echte Bürgeruniversität. Ihre Gründung ging zum einen vom Stadtrat der mächtigen Mittelaltermetropole aus, während die meisten anderen frühen Universitäten von Fürsten ins Leben gerufen wurden. Zum anderen gab die heutige Universitätsgesellschaft Erfurt den Anstoß für die Wiedergründung durch den Freistaat Thüringen. Jene 1987 gegründete DDR-Bürgerbewegung verlieh darüber hinaus auch der friedlichen Revolution 1989 wichtige Impulse. Ein bleibendes Verdienst der heute als Förderer der Universität aktiven Gesellschaft ist die Initiative zur Wiedererrichtung des Collegium maius. Das einstige Herzstück des nach der mittelalterlichen Gelehrtensprache benannten „lateinischen Viertels“ rund um die Michaelisstraße war bei einem Luftangriff 1945 zerstört worden. 2011 konnte hier das Kirchenamt der Evangelischen Kirche für Mitteldeutschland einziehen.
Steffen Raßloff: Älteste und jüngste Universität. Die Alma Mater Erfordensis. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 36 f.
> Universität Erfurt, Universitätsgesellschaft Erfurt, Plakatausstellung zur Geschichte der Universität (2019)
Thüringer Allgemeine vom 23.07.2019 (zum Lesen anklicken)