Cyriakskloster

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Das Cyriakskloster

Die Gründung des Klosters der Benediktinerinnen soll bereits im Jahre 743 durch Bonifatius erfolgt sein. Sein Standort war auf dem Severihügel, neben der Severikirche.

Hier lebten die Nonnen, mehr oder weniger streng, nach den Regeln ihres Ordens bis zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Auch wenn man ihnen zu diesem Zeitpunkt nachsagt, dass sie sich "wie Edeldamen" kleideten, ihre "Schleier mit Perlen und Gold" durchwirkten, "üppig" lebten und "öffentlich Gastmähler" abhielten, war dies nicht der Grund, warum man sie von ihrem angestammten Platz verwies.

Erzbischof Adalbert I. weilte ab 1123 häufig in Erfurt, wo er eine rege kirchliche Bautätigkeit entfaltete. Er reorganisierte die Dombergschulen und förderte das Wasser-, Mühlen- und Gärtnereiwesen. Die Mittel für die Bauten suchte er durch eine rigorose Eintreibung des Zehnten zu gewinnen. Die thüringischen Bauern antworteten darauf 1123 mit einem Aufstand und versuchten in die Stadt Erfurt einzudringen, wurden jedoch durch geschicktes Verhandeln des Erzbischofs umgestimmt:

"1123 hat Ertzbischoff Albrecht zu Meintz, des Zehenden halben, hart auff die Düringer gedrungen, und denselbigen von allen Früchten mit Gewalt haben wollen. Als sich nun die armen Leute in der Ditterstetter Marckt, darinnen etwar gesperret, sind sie von den Meintzischen uberfallen, und ir etzliche erschlagen, etzliche verwundet, auch ir ein teils gefenglich hinweg geführt worden, welchs die andern Düringischen Bauren beweget, und verursachet, weil sie sich gleiches zubefahren gehabt, das sie sind zusammen gelauffen, und von allen Orten her, zu Tretteburg, zuhauffen kommen, sind also in die 20.000 starck, fur Erffurdt gezogen, in willens, den Ertzbischoff, so gleich dainnen gewesen, zu uberfallen, und also dermal eins, des beschwerlichen Zehendens sich zu entledigen. Und hettens auch in das Werck, wo sie nicht der Ertzbischof mit seinen listigen hette abgewandt, das sie sich uberreden lassen, abgezogen, und wiederumb zu frieden gegeben hetten."

Ganz sicher schien sich Adalbert jedoch nicht zu sein, denn er ließ daraufhin das Krummhaus auf dem Severiberg zu einer festen Burg ausbauen, nachdem die Nonnen auf den nahen Berg vor den Toren der Stadt umgesiedelt waren.

Das Kloster wurde dem heiligen Cyriakus geweiht und so erhielt der Berg seinen Namen, den er auch noch heute trägt: Cyriaksberg.

Das neue Kloster muss einen recht beachtlichen Umfang gehabt haben wie aus einer Chronik des 15. Jahrhunderts zu entnehmen ist. Es umfasste neben einer Kirche mit zwei Türmen das Schlafhaus, das Siechenhaus und Schule, das Haus der Äbtissin, den Kreuzgang und den Remter, Badestube, Brauhaus, Backhaus, Kelterhaus, landwirtschaftliche Bauten und ein Gesindehaus.

Da der Cyriaksberg bis 1480 nicht in das Verteidigungssystem der Stadt einbezogen war, bot er auf Grund seiner strategischen Bedeutung allen feindlichen Heeren günstige Belagerungsmöglichkeiten. So besetzten 1375 Kaiser Karl IV. und der Thüringer Landgraf Friedrich der Strenge mit ihren Truppen den Cyriaksberg und das Kloster, um die Acht zu vollstrecken, die neben dem päpstlichen Bann über Erfurt verhängt worden war, weil es sich der Wahl des Bruders Friedrich des Strengen, des Bamberger Bischofs Ludwig, widersetzt hatte und statt dessen zu Adolf von Nassau hielt.

"Da man schrieb 1374, da ward Adolf, des Grafen Adolf von Nassau Sohn, Bischof zu Speyer, ein von dem Kapitel erwählter Bischof zu Mainz. Er nahm alle Schlösser in dem Lande und Bistum zu Mainz und hatte sie in seiner Gewalt. Der Papst Gregor XI. aber gab das Bistum zu Mainz Herrn Ludwig, eines Markgrafen von Meissen Sohn, Bischof zu Bamberg. Und die zwei Bischöfe lagerten sich gegenüber, um sich mit dem Schwerte zu bekriegen. Der von Nassau wollte dem Markgrafen von Meissen nicht weichen und zog an sich den Herzog Otto von Braunschweig, den Grafen von Waldeck, einen Grafen von Schwarzburg, Graf Johann von Nassau, Herrn zu Dillenburg, den Grafen von Ziegenhain, einen Herrn zu Eppstein und einen Grafen von Katzenelnbogen. Diese selbst und dazu mancher andere, Grafen und Herren, zogen miteinander in die Stadt Erfurt und hatten mehr denn sechzehnhundert Ritter und Knechte ohne der Erfurter große Macht. Sie lagerten allda und unterstanden sich, die Markgrafen von Meissen zu überwältigen und sein Land zu gewinnen. Und da boten die Markgrafen von Meissen mit ihren Freunden ein Heer auf und kamen vor Erfurt mit sechstausend Rittern und Knechten auserlesenen Volkes ohne andere Bürger, die sie da hatten. Sie lagerten sich um Erfurt und fügten ihnen großen Schaden zu; sie zerhieben ihre Weingärten und bedrängten sie gar sehr. Und da sie vierzehn Tage und Nächte vor Erfurt gelegen hatten, da kam der römische Kaiser Karl IV., König von Böhmen, und sein Sohn Wenzeslaus mit vielem Volk, Rittern und Knechten, und legten sich auch vor Erfurt mit den Markgrafen von Meissen und lagen allda ganze acht Wochen nach einander mit großen Ehren und großer Gewalt. Sie hätten gern gestritten mit den Herren und mit der Stadt Erfurt, doch gelang es ihnen nicht. Denn was zu Erfurt drinnen war von Herren, Rittern und Knechten, das ritt bei Nacht zwischen zwei Tagen größtenteils alles von dannen und ließen den Markgrafen und den Kaiser allda liegen. So behielt der genannte Bischof Adolf das Bistum zu Mainz gänzlich mit allen Schlössern, Ländern und Leuten mit rechter Gewalt wider den Papst, den Kaiser und alle Markgrafen von Meissen, ließ sie alle ihr Bestes suchen und regierte das Stift zu Mainz als ein kühner, energischer Fürst in trefflicher Weise und vollführte er das, was der Metriker in der Schule sagt: "Audaces fortuna iuvat non omnibus horis". Das heißt: Das Glück hilft den kühnen Leuten nicht zu aller Zeit, das lass dir gedeuten!"

Durch die kriegerischen Auseinandersetzungen wird Erfurt schwer geschädigt. Wohl schleuderten die Erfiurter Steine auf den Cyriaksberg, doch befanden sich die dortigen Belagerer im Vorteil. Landgraf Friedrich der Strenge ließ nach einem Ausfall der Erfurter Truppen Teile der Klostergebäude zerstören. Die Auseinandersetzungen um das neue Mainzer Schisma zogen sich bis 1381 hin und wurden vor allem in Thüringen mit Waffengewalt ausgetragen. 1382 hebt König Wenzel Acht und Aberacht über Erfurt auf.

Um 1400 wird das Sibyllentürmchen, eine mittelalterliche Betsäule, am Fuße des Cyriaksberges errichtet. Die Reliefs stellen Christus am Ölberg, die Judaskussszene, die Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes sowie Maria mit dem Leichnam Christi zwischen Johannes und Nikodemus dar.

Um einen besseren Schutz des Cyriaksberges zu erreichen, errichtete die Stadt 1378 den Pförtchenturm, auch das Neue Tor genannt. 1391 folgte der Brühlerturm, der den Cyriaksberg beherrschen sollte. Doch blieben diese Verteidigungsmaßnahmen nur ein Notbehelf.

1471 entstand im Kloster Brand, dem fast alle Gebäude zum Opfer fielen. Am 23. Dezember 1471 "in der nacht umbe Dy elffte stunde begunste das closter Sancti Ciriaci ynewendigk zou bornen; unde hatte eyn anhebin von der badestobin .... unde brante gancz usß." Die Nonnen wurden vorübergehend im Martinskloster im Brühl untergebracht. Ein gutes Einvernehmen scheint allerdings nicht allzulange bestanden zu haben, denn die Nonnen von St.Martin beschwerten sich, dass sie mehr verzehrten als in ihrem eigenen Kloster. Doch schon kurze Zeit später bestand für die Nonnen des Cyriaksklosters Gelegenheit, sich für die Gastfreundschaft erkenntlich zu zeigen. Bei dem großen Brand vom 19. Juni 1472, nur vierzehn Tage nachdem Kloster und Kirche nach ihrer Wiederherstellung neu geweiht wurden, brannte das Martinskloster bis auf den Turm der Martinskirche nieder.

Doch lange sollten sich die Nonnen an ihrem neuen Kloster nicht erfreuen können, denn schon um 1480 begann man es planmäßig abzureißen, um an seine Stelle eine neue Befestigungsanlage der Stadt, die Cyriaksburg (auch "das Schloss" genannt) zu errichten.

Am Ende des 15. Jahrhunderts war die Stadt mächtig genug, um ohne Erlaubnis des Erzbischofs den ganzen Berg zu befestigen. Sie schickte den an der Erfurter Universität tätigen Professor Henning Goede nach Rom und erlangte 1478 die Genehmigung des Papstes Sixtus IV. für den Abbruch und die Verlegung des Nonnenklosters. Diese Verlegung war 1482 abgeschlossen, die Nonnen waren, während ihr altes Kloster abgerissen und das neue errichtet wurde, im so genannten "Elendshaus" im Brühl untergebracht.

Zu dieser Zeit am Ende des 15. Jahrhunderts hielten sich im Kloster neben der Äbtissin Margaretha Zcigelernn 24 Nonnen auf. Außerhalb des Klosters wohnten die Dienstleute, der Probst, der Kaplan, der Kirchenr und der Schreiber, sowie Gäste, die das Kloster aufsuchten.

Die Nonnen erhielten ihr neues Domizil am Fuße des Petersberges am so genannten Schusterberg, gegenüber der Andreaskirche. Diese war übrigens schon 1399 aufgrund eines päpstlichen Erlasses dem Cyriakskloster inkorporiert wurden, und blieb unter dem Patronat der Nonnen bis 1687.

Den Nonnen wurde darüber hinaus der Volkenroder Hof, ehedem eine Niederlassung der Zisterzienser aus Volkenrode (heute Volkenroda) bei Mühlhausen in Erfurt, überlassen. Er befand sich in der Nähe der Andreaskirche, dort wo sich heute die Kleine Ackerhofsgasse erstreckt.

Die Zisterzienser verkauften den Hof 1480 an die Stadt, die es den Benediktinerinnen des Cyriaksklosters zur Verfügung stellte.

1484 wurde in der Andreaskirche ein neuer Chor für die Nonnen geweiht. Seit dieser Zeit war die Kirche mit einer Spitztonne ausgestattet. Das am Hang des Petersberges neu gebaute Kloster wurde durch einen großen Schwibbogen über die Andreasstraße hinweg mit der Andreaskirche verbunden und die Westmauer dazu durchbrochen. Bis zur erneuten Verlegung des Nonnenklosters 1688 wurde die Kirche noch von den Nonnen mitgenutzt. Und das, obwohl die Kirche bereits 1522 evangelisch geworden war.

Die Bestrebungen Erfurts zur Erlangung von Unabhängigkeit von Mainz scheiterten letztlich bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden 1648. Das Zeitalter des Absolutismus brachte neben Erfurt eine Reihe weiterer bisher autonomer Städte (Münster 1661, Magdeburg 1666, Braunschweig 1671) in die Abhängigkeit ihres Landesherren. Nach langjährigen Reibereien konnte Erzbischof Johann Philipp von Schönborn die belagerte Stadt 1664 zur Kapitulation zwingen.

Die Zeit nach der Mainzer "Reduktion" war gekennzeichnet durch die Unterwerfung unter das Regiment des Erzbischofes. Oberste Behörde war fortan das Vizedomamt, seit 1675 Regierung genannt. Ihr stand der Vizedom bzw. Statthalter vor. Ein Mittel seiner Herrschaftssicherung war die von 1665 bis 1726 errichtete Zitadelle auf dem Petersberg.

Dies aber hatte auch Folgen für das Kloster des hl. Cyriakus. 1687 mussten die Nonnen erneut ein neues Domizil beziehen, weil die Lage des Klosters die Errichtung der Zitadelle störte. Sie zogen deshalb an den Hügel, wo sie bis zur Aufhebung des Klosters verblieben. Das den Nonnen dort zugewiesene Gelände reichte von der Lehmannsbrücke bis zur Weidengasse.