Preussische Garnison Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

Aus erfurt-web.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 13: Zeile 13:
Am deutlichsten wird die preußische Vergangenheit auf dem Petersberg. Die gewaltige Zitadelle erfuhr mehrfache Modernisierungen, die Militärbauten prägen bis heute das Bild (Abb. Neue Wache, nach 1900). Mittlerweile sind die meisten Gebäude einer zivilen Nutzung zugeführt worden, für die Denkmalpflege, die Stasi-Behörde, als Wohnungen und Freizeittreffs. Auch die 1831 errichtete große Defensionskaserne soll eine neue Perspektive bekommen – ob mit oder ohne das Mansarddach von 1913. Der Torso der Peterskirche, nach der Zerstörung des Klosters 1813 zur Lagerhalle umfunktioniert, könnte ebenfalls eine optische Aufwertung gebrauchen. Große Teile der Zitadelle sind bereits dank der Bauhütte Petersberg und engagierter Denkmalpfleger wie Karsten Grobe wieder erlebbar. Ein Beispiel ist das 2000 rekonstruierte Anselmi-Hilfstor mit Zugbrücke von 1829 am westlichen Fuß der Befestigungen. Über dem Tor prangt der schwarze Adler, das Hoheitszeichen des Königreiches Preußen (siehe Abb.).  
Am deutlichsten wird die preußische Vergangenheit auf dem Petersberg. Die gewaltige Zitadelle erfuhr mehrfache Modernisierungen, die Militärbauten prägen bis heute das Bild (Abb. Neue Wache, nach 1900). Mittlerweile sind die meisten Gebäude einer zivilen Nutzung zugeführt worden, für die Denkmalpflege, die Stasi-Behörde, als Wohnungen und Freizeittreffs. Auch die 1831 errichtete große Defensionskaserne soll eine neue Perspektive bekommen – ob mit oder ohne das Mansarddach von 1913. Der Torso der Peterskirche, nach der Zerstörung des Klosters 1813 zur Lagerhalle umfunktioniert, könnte ebenfalls eine optische Aufwertung gebrauchen. Große Teile der Zitadelle sind bereits dank der Bauhütte Petersberg und engagierter Denkmalpfleger wie Karsten Grobe wieder erlebbar. Ein Beispiel ist das 2000 rekonstruierte Anselmi-Hilfstor mit Zugbrücke von 1829 am westlichen Fuß der Befestigungen. Über dem Tor prangt der schwarze Adler, das Hoheitszeichen des Königreiches Preußen (siehe Abb.).  


Aber der Petersberg war keineswegs der einzige Standort der Garnison. In den ersten Jahrzehnten war die Einquartierung in Bürgerhäusern noch allgegenwärtig. Seit dem späten 19. Jahrhundert entstanden besonders im Brühl neben der Gewehrfabrik größere Kasernenkomplexe bis zur Rudolfstraße. 1910 kam im Süden ein Kasernenkomplex für die Kavallerie hinzu. Vor dem Ersten Weltkrieg waren schließlich drei Regimenter der großen Waffengattungen in Erfurt stationiert: das 3. Thüringische Infanterieregiment Nr. 71 auf dem Petersberg, das 1. Thüringische Feldartillerie-Regiment Nr. 19 im Brühl und das Jägerregiment zu Pferde Nr. 6 am Südfriedhof. An diese Einheiten erinnern neben den erhaltenen Baulichkeiten auch originale Uniformen und Ausrüstungsstücke im Stadtmuseum in der Johannesstraße. (Foto: Dr. Steffen Raßloff)
Aber der Petersberg war keineswegs der einzige Standort der Garnison. In den ersten Jahrzehnten war die Einquartierung in Bürgerhäusern noch allgegenwärtig. Seit dem späten 19. Jahrhundert entstanden besonders im Brühl neben der Gewehrfabrik größere Kasernenkomplexe bis zur Rudolfstraße. 1910 kam im Süden ein Kasernenkomplex für die Kavallerie hinzu. Vor dem Ersten Weltkrieg waren schließlich drei Regimenter der großen Waffengattungen in Erfurt stationiert: das 3. Thüringische Infanterieregiment Nr. 71 auf dem Petersberg, das 1. Thüringische Feldartillerie-Regiment Nr. 19 im Brühl und das Jägerregiment zu Pferde Nr. 6 am Südfriedhof. An diese Einheiten erinnern neben den erhaltenen Baulichkeiten auch originale Uniformen und Ausrüstungsstücke im Stadtmuseum in der Johannesstraße. (Fotos: Stadtarchiv Erfurt, Dr. Steffen Raßloff)





Version vom 25. Juli 2014, 14:59 Uhr

Preußische Garnison Erfurt

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (05.04.2014)


Echte Preußen

DENKMALE IN ERFURT (143): Preußen und sein Militär prägten lange die Stadt Erfurt.


Petersberg.Neue.Wache.jpg
Anselmitor3.jpg

Von der Napoleonischen Zeit 1802/14 bis 1945 gehörte Erfurt zu Preußen. Viele Zeitgenossen sahen dies, trotz aller politischen Schattenseiten, als Vorteil im kleinstaatlichen Thüringen. Insbesondere den Aufstieg zur modernen Industriegroßstadt glaubte man dem größten deutschen Staat zu verdanken. Deutlich wurde dies bei den Feierlichkeiten zum 100. Jubiläum 1902. Der „Erfurter Allgemeine Anzeiger“ verkündete: „All` deine Bürger echte Preußen bleiben!“ Stadtarchivar Alfred Overmann schrieb, Erfurt feiere „einen Jubeltag, der einzig dasteht in der Geschichte der Stadt. Für Erfurt brach mit der Vereinigung mit dem Königreich Preußen eine neue Geschichte an, segensreicher als alle früheren Zeitläufe.“ Nicht zuletzt die Garnison war in den Augen vieler Bürger eine Bereicherung – von wirtschaftlichen Vorteilen bis hin zum beliebten Sonntagskonzert. Zudem besaß das Militär im Kaiserreich von 1871 als Sieger der Reichseinigungskriege hohes Ansehen.

Am deutlichsten wird die preußische Vergangenheit auf dem Petersberg. Die gewaltige Zitadelle erfuhr mehrfache Modernisierungen, die Militärbauten prägen bis heute das Bild (Abb. Neue Wache, nach 1900). Mittlerweile sind die meisten Gebäude einer zivilen Nutzung zugeführt worden, für die Denkmalpflege, die Stasi-Behörde, als Wohnungen und Freizeittreffs. Auch die 1831 errichtete große Defensionskaserne soll eine neue Perspektive bekommen – ob mit oder ohne das Mansarddach von 1913. Der Torso der Peterskirche, nach der Zerstörung des Klosters 1813 zur Lagerhalle umfunktioniert, könnte ebenfalls eine optische Aufwertung gebrauchen. Große Teile der Zitadelle sind bereits dank der Bauhütte Petersberg und engagierter Denkmalpfleger wie Karsten Grobe wieder erlebbar. Ein Beispiel ist das 2000 rekonstruierte Anselmi-Hilfstor mit Zugbrücke von 1829 am westlichen Fuß der Befestigungen. Über dem Tor prangt der schwarze Adler, das Hoheitszeichen des Königreiches Preußen (siehe Abb.).

Aber der Petersberg war keineswegs der einzige Standort der Garnison. In den ersten Jahrzehnten war die Einquartierung in Bürgerhäusern noch allgegenwärtig. Seit dem späten 19. Jahrhundert entstanden besonders im Brühl neben der Gewehrfabrik größere Kasernenkomplexe bis zur Rudolfstraße. 1910 kam im Süden ein Kasernenkomplex für die Kavallerie hinzu. Vor dem Ersten Weltkrieg waren schließlich drei Regimenter der großen Waffengattungen in Erfurt stationiert: das 3. Thüringische Infanterieregiment Nr. 71 auf dem Petersberg, das 1. Thüringische Feldartillerie-Regiment Nr. 19 im Brühl und das Jägerregiment zu Pferde Nr. 6 am Südfriedhof. An diese Einheiten erinnern neben den erhaltenen Baulichkeiten auch originale Uniformen und Ausrüstungsstücke im Stadtmuseum in der Johannesstraße. (Fotos: Stadtarchiv Erfurt, Dr. Steffen Raßloff)


Literaturtipp:

Steffen Raßloff: 100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten. Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Militär in Erfurt, Gefallenendenkmale Erster Weltkrieg, Erfurt in Preußen, Petersberg, Stadtmuseum