Preussische Garnison Erfurt

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Preußische Garnison Erfurt

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (05.04.2014)


Echte Preußen

DENKMALE IN ERFURT (143): Preußen und sein Militär prägten lange die Stadt Erfurt.


Petersberg-Wache.jpg

Von der Napoleonischen Zeit 1802/14 bis 1945 gehörte Erfurt zu Preußen. Viele Zeitgenossen sahen dies, trotz aller politischen Schattenseiten, als Vorteil im kleinstaatlichen Thüringen. Insbesondere den Aufstieg zur modernen Industriegroßstadt glaubte man dem größten deutschen Staat zu verdanken. Deutlich wurde dies bei den Feierlichkeiten zum 100. Jubiläum 1902. Der „Erfurter Allgemeine Anzeiger“ verkündete: „All` deine Bürger echte Preußen bleiben!“ Stadtarchivar Alfred Overmann schrieb, Erfurt feiere „einen Jubeltag, der einzig dasteht in der Geschichte der Stadt. Für Erfurt brach mit der Vereinigung mit dem Königreich Preußen eine neue Geschichte an, segensreicher als alle früheren Zeitläufe.“ Nicht zuletzt die Garnison war in den Augen vieler Bürger eine Bereicherung – von wirtschaftlichen Vorteilen bis hin zum beliebten Sonntagskonzert. Zudem besaß das Militär im Kaiserreich von 1871 als Sieger der Reichseinigungskriege hohes Ansehen.

Am deutlichsten wird die preußische Vergangenheit auf dem Petersberg. Die gewaltige Zitadelle erfuhr mehrfache Modernisierungen, die Militärbauten prägen bis heute das Bild. Mittlerweile sind die meisten Gebäude einer zivilen Nutzung zugeführt worden, für die Denkmalpflege, die Stasi-Behörde, als Wohnungen und Freizeittreffs. Auch die 1831 errichtete große Defensionskaserne soll eine neue Perspektive bekommen – ob mit oder ohne das Mansarddach von 1913. Der Torso der Peterskirche, nach der Zerstörung des Klosters 1813 zur Lagerhalle umfunktioniert, könnte ebenfalls eine optische Aufwertung gebrauchen. Große Teile der Zitadelle sind bereits dank der Bauhütte Petersberg und engagierter Denkmalpfleger wie Karsten Grobe wieder erlebbar. Ein Beispiel ist das 2000 rekonstruierte Anselmi-Hilfstor mit Zugbrücke von 1829 am westlichen Fuß der Befestigungen. Über dem Tor prangt der schwarze Adler, das Hoheitszeichen des Königreiches Preußen.

Aber der Petersberg war keineswegs der einzige Standort der Garnison. In den ersten Jahrzehnten war die Einquartierung in Bürgerhäusern noch allgegenwärtig. Seit dem späten 19. Jahrhundert entstanden besonders im Brühl neben der Gewehrfabrik größere Kasernenkomplexe bis zur Rudolfstraße. 1910 kam im Süden ein Kasernenkomplex für die Kavallerie hinzu. Vor dem Ersten Weltkrieg waren schließlich drei Regimenter der großen Waffengattungen in Erfurt stationiert: das 3. Thüringische Infanterieregiment Nr. 71 auf dem Petersberg, das 1. Thüringische Feldartillerie-Regiment Nr. 19 im Brühl und das Jägerregiment zu Pferde Nr. 6 am Südfriedhof. An diese Einheiten erinnern neben den erhaltenen Baulichkeiten auch originale Uniformen und Ausrüstungsstücke im Stadtmuseum in der Johannesstraße. (Foto: Alexander Raßloff, Neue Wache auf dem Petersberg)


Lesetipps:

Steffen Raßloff: Unterm mächtigen Zollernhaus. Das preußische Erfurt. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 68 f.

Steffen Raßloff: Landesbewusstsein und Geschichtsbild im preußischen Thüringen. Das Erfurter Bürgertum 1871-1918. In: Mathias Werner (Hg.): Im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik. 150 Jahre Landesgeschichtsforschung in Thüringen. Köln/Weimar/Wien 2005. S. 45-64.


Siehe auch: Geschichte Erfurt, Militär in Erfurt, Gefallenendenkmale, Erfurt und Preußen, Petersberg, Defensionskaserne, Stadtmuseum