Stadtwappen Rathaus Erfurt

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Historisches Stadtwappen

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (19.05.2012)


Symbol des „Landes Erfurt“

DENKMALE IN ERFURT (46): Man sprach im Mittelalter vom „Land Erfurt“, dessen Territorium sich mit allen Fürsten der Region messen konnte. Hierfür steht das Wappen im Rathaus-Innenhof.


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Das Große Wappen der Stadt Erfurt war im späten Mittelalter Ausdruck des Selbstbewusstseins der „Metropolis Thuringiae“, der Metropole Thüringens. Sie war nicht nur mit fast 20.000 Einwohnern eine der größten Städte im Reich, sondern verfügte auch über ein ausgedehntes Landgebiet. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts umfasste es zwei Städte, Erfurt und Sömmerda, sowie rund 80 Dörfer und Burgen. Deshalb sprach man auch vom „Land Erfurt“, das sich zumal mit den Kleinstaaten-Fürsten in Thüringen messen konnte. Die wichtigsten Ländereien sind im Stile der Fürstenwappen auf dem Großen Stadtwappen festgehalten. Es zeigt in der Mitte das eigentliche Erfurter Wappen mit dem sechsspeichigen Rad und darum die vier Besitzungen Kapellendorf, Vippach, Vieselbach und Vargula.

Seit 1418 prangte das Große Stadtwappen stolz an der Außenfassade des alten Rathauses unmittelbar neben dem Haupteingang. Das reich geschmückte Wappenschild zeigt die üblichen fünf Wappen, wobei das Erfurter Stadtwappen von zwei Engeln präsentiert wird. Bekrönt wird es von einem Helm mit Helmzier in Form des Erfurter Rates. Die Denkmalpflegerin Rosita Peterseim bescheinigt dem 2,60 m breiten Wappen aus Seeberger Sandstein „eine technisch reife und ausgewogene Bildhauerarbeit“ zu sein. Die Stadtherren legten seinerzeit also großen Wert auf dieses demonstrative Statussymbol. Offenbar war das bei der Errichtung des Neuen Rathauses 1869-75 nicht mehr so ausgeprägt. Jedenfalls fand das immerhin beim Abbruch des alten Rathauses gerettete Wappen seinen Platz nun an der Fassade im Innenhof. Das wichtige Denkmal für die mittelalterliche Blütezeit des „Landes Erfurt“ erreicht dort kaum öffentliche Wirkung.

Das große Wappen der Mittelalter-Metropole Erfurt findet sich auf zahlreichen Abbildungen, auf Schilden, Fenstern und Fassaden. Es ist auch auf dem prächtigen Portal des alten Rathauses zu sehen, das ab morgen in der neuen Dauerausstellung des Stadtmuseums zu bewundern ist. Ein weiteres dieser steinernen Wappen wurde an der Kemenate der Wasserburg Kapellendorf zwischen Weimar und Jena angebracht. Es erinnert daran, dass die Burg einst als Reichslehen das Juwel des Erfurter Landgebietes darstellte. Von 1348 bis 1508 befand sie sich im Besitz der Stadt Erfurt und sicherte dieser das Ansehen einer Quasi-Reichsstadt, die seit dem 13. Jahrhundert weitgehende Autonomie von ihrem Landesherrn Mainz genoss. Allerdings stammt der Stein ursprünglich vom 1948 auf Befehl der Sowjetischen Besatzer abgerissenen Schloss Vippach. Geschichtsbewusste Bürger haben seine Umsetzung nach Kapellendorf veranlasst, dessen Burgmuseum heute vom Erfurter Stadtmuseum betreut wird. (Foto: Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipp:

Steffen Raßloff: Die Quasi-Reichsstadt. Rat, Rathaus und Bürgerschaft. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 16 f.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Altes Rathaus, Rathaus, Stadtmuseum Erfurt, Wasserburg Kapellendorf