Leipziger Teilung 1485 Wettiner
Leipziger Teilung 1485
Die Wettiner gehörten einst zu den mächtigsten Fürsten des Reiches. Die Leipziger Teilung 1485 brachte allerdings die Aufspaltung in eine ernestinische und albertinische Linie, von denen die historische Spur bis hin zu den Freistaaten Thüringen und Sachsen führt.
Die Wettiner herrschten im ausgehenden Mittelalter über weite Teile Mitteldeutschlands und bilden damit ein historisches Bindeglied der Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Ausgangspunkt dieses beeindruckenden Aufstiegs war der Erwerb der Markgrafschaft Meißen 1089 und der Machtausbau in Sachsen gewesen. Nach dem Aussterben der Ludowinger hatten sie sich 1247/64 die Landgrafschaft Thüringen gesichert und bauten ihren Besitz im Lande weiter aus.
1423 erlangten die Wettiner mit dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg sogar den prestigeträchtigen Status eines der sieben Kurfürsten des Reiches. Zusammen mit den Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier, dem König von Böhmen, Markgrafen von Brandenburg und Pfalzgrafen bei Rhein waren sie nunmehr für die Wahl des Kaisers verantwortlich. Die Wettiner führten fortan das Wappen des Herzogtums Sachsen mit dem neunmal Schwarz und Gold geteilten Schild mit grünem Rautenkranz.
Bei aller Machtfülle kam es allerdings nicht zur Festigung eines einheitlichen wettinischen Territorialstaates. Vielmehr spaltete die Leipziger Teilung zwischen den herzoglichen Brüdern Ernst und Albrecht 1485 den großen Länderkomplex dauerhaft in zwei Linien. Der jüngere Albrecht erhielt die Markgrafschaft Meißen, Gebiete um Leipzig sowie einen Landstreifen im nördlichen Thüringen bis hinter Bad Langensalza. Kurfürst Ernst übernahm das mit der Kurwürde verbundene Herzogtum Sachsen-Wittenberg, einen breiten Landstreifen bis nach Zwickau und ins Vogtland sowie die Gebiete in Thüringen um Altenburg, Weimar, Gotha, Eisenach und Coburg. Neben den Gebietsüberschneidungen verfügten beide gemeinsam u.a. über die wichtigen Einkünfte aus den Silberbergwerken des Erzgebirges.
Die Leipziger Teilung führte langfristig zu einer Schwächung der Wettiner. Zugleich handelt es sich um eine nachhaltige historische Zäsur. Denn die Entwicklungslinie der ernestinischen und albertinischen Territorien führt bis hin zu den heutigen Freistaaten Thüringen und Sachsen. Den Albertinern gelang zwar nach dem Sieg im Schmalkaldischen Krieg 1547, der den Ernestinern die Kurwürde und alle nichtthüringischen Gebiete kostete, die Entwicklung des Kurfürstentums und späteren Königreichs Sachsen zu einem Territorialstaat mit der Residenz Dresden. Sachsen geriet jedoch nach dem glanzvollen Zeitalter Augusts des Starken immer wieder auf die Verliererseite der Geschichte und büßte im Laufe der Zeit zwei Drittel seines Territoriums ein.
Die Ernestiner gar splitterten ihren Besitz seit dem 16. Jahrhundert in zahlreiche Herrschaften auf, was zur Ausbildung der sprichwörtlichen Kleinstaatenwelt in Thüringen mit beitrug. Sie nannten sich fortan Herzöge von Sachsen und führten ebenso wie die albertinischen Kurfürsten von Sachsen das Wappen mit dem grünen Rautenkranz. Rasch musste man spezifizieren in Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sachsen-Altenburg usw. Freilich gehörten die ernestinischen Herzöge aber auch zu den wichtigsten Schöpfern der einzigartigen Kulturlandschaft Thüringen. Mit einer sehr erfolgreichen Landesausstellung hat der Freistaat Thüringen 2016 in Weimar und Gotha jenes Fürstengeschlecht gewürdigt, das wesentlich zum Glanz des „Landes der Residenzen“ beigetragen hat. (Foto: ernestinisches Wappen in Weimar, Alexander Raßloff)
Steffen Raßloff: Folgenreiche Erbteilung. Die Leipziger Teilung der Wettiner 1485. In: Thüringen. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2018. S. 30 f.
Siehe auch: Geschichte Thüringens