Reichart Büste

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Christian Reichart Büste

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (11.08.2012)


Gartenbau-Pionier mit Humor

DENKMALE IN ERFURT (58): Auf dem Gelände der Fachhochschule in der Leipziger Straße befindet sich ein wenig bekanntes Denkmal für Christian Reichart.


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Christian Reichart (1685-1775) gilt als der Begründer des Erfurter Erwerbsgartenbaus, der im 19. Jahrhundert den Weltruf der Blumenstadt Erfurt begründete. Als Autor zahlreicher Fachpublikationen und unermüdlicher Praktiker erwarb er sich große Verdienste. Im Dreienbrunnengebiet kultivierte Reichart die für Erfurt so charakteristische Brunnenkresse. Ein weiterer Exportschlager der Erfurter Gärtner, der Blumenkohl, wurde aus Zypern kommend von Reichart an der Gera heimisch gemacht. Zugleich galt der Musikliebhaber und Organist der Reglerkirche mit seinen vielen Funktionen in Gesellschaft und Kommunalpolitik als leuchtendes Vorbild.

Anlässlich seines 300. Geburtstages stiftete der Rat der Stadt Erfurt 1985 eine Bronzebüste. Sie wurde auf dem Vorplatz der nach ihm benannten Ingenieurschule für Gartenbau in der Leipziger Straße postiert. Nach der friedlichen Revolution 1989 ging diese traditionsreiche Ausbildungsstätte in der Fachhochschule Erfurt auf. Trägt deren heutige Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst auch nicht mehr Reicharts Namen, so weiß man sich doch dort besonders in der Fachrichtung Gartenbau diesem renommierten Vertreter der Zunft verpflichtet. Nach wie vor begrüßt der „Wegbereiter des Erfurter Gartenbaus“ die Mitarbeiter, Studenten und Besucher. Der etwas versteckte Standort erklärt sich auch daraus, dass Reichart bereits im 19. Jahrhundert das erste Denkmal für einen verdienstvollen Bürger errichtet worden war. Jacob Samuel Beck hatte Reichart um 1760 als würdigen Mann gemalt und nach dieser Vorlage der Bildhauer Georg Carl Kölling 1867 eine Sandstein-Statue geschaffen. Errichtet am heutigen Karl-Marx-Platz, musste sie 1899 dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal an ihren Standort in den Pförtchenanlagen weichen.

1985 stand Kerstin Stöckel, eine junge Bildhauerin aus Kapellendorf, vor der Aufgabe einer Neuinterpretation. Sie hat sich für eine bronzene Portraitbüste entschieden, die auf einem schlichten rechteckigen Steinsockel mit Namen und Lebensdaten ruht. Damit sollte der Namenspatron der Ingenieurschule gewürdigt werden. Die Büste zeigt aber nicht nur den energischen, lebenstüchtigen Quereinsteiger ins Gartengeschäft, der zu einem der angesehensten Fachleute mit Kontakten in ganz Europa aufstieg. Sie lässt in den Gesichtszügen auch ausgeprägten Humor erahnen. So hat Reichart seinen Mitmenschen manchen derben Streich gespielt. In seinen Erinnerungen schildert er, wie er mit dem Saft des spanischen Pfeffers das Mundstück einer Tabakspfeife bestrichen hat und beschreibt die Reaktion des Rauchers: „So schwüllet ihm die Lippe auf wie eine Bratwurst, und er bekommt Blasen noch ärger als von der heißesten Brenn-Nessel.“ (Foto: Dr. Steffen Raßloff)


Literaturtipp:

Steffen Raßloff: 100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten. Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.

Martin Baumann/Steffen Raßloff (Hg.): Blumenstadt Erfurt. Waid - Gartenbau - iga/egapark. Erfurt 2011.


Siehe auch: Christian Reichart, Reichart-Denkmal, Blumenstadt Erfurt, Geschichte der Stadt Erfurt