Nordpark Erfurt

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Nordpark

Ein Volkspark für den Norden

1913 fiel die Entscheidung für die Anlage des Nordparks, eines modernen Erholungsparks für die Nordvorstädte, der von 1919 bis 1927 angelegt wurde.


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Der Nordpark mit dem Nordbad wird meist als eines der großen städtebaulichen Projekte aus der Zeit der Weimarer Republik angesehen. Das ist auch nicht falsch, hat man die Anlage doch ab 1919 realisiert und 1925 dort das beliebte Freibad eröffnet. Der Park steht damit für die „Goldenen Zwanziger“ mit ihrer kurzen Aufbruchstimmung und der Durchsetzung von sozialen Anschauungen im Bereich von Städtebau und Architektur. Dabei wird aber meist übersehen, dass die Planungen für den Park in die Zeit des späten Kaiserreiches zurück gehen. Bereits 1913, also vor genau 100 Jahren, war die Entscheidung der städtischen „Promenaden-Kommission“ zur Schaffung eines Nordparkes gefallen. 1914 bewilligte die Stadtverordnetenversammlung die nötigen Gelder und begannen erste Arbeiten. Es war der im August 1914 ausbrechende Erste Weltkrieg, der das ehrgeizige Projekt erst fünf Jahre später zur Realisierung gelangen ließ.

Dr. Martin Baumann vom Landesamt für Denkmalpflege hat die historischen Hintergründe für die Entstehung der Nordpark-Pläne im Band 69 der "Mitteilungen" des Erfurter Geschichtsvereins 2008 nachgezeichnet. Bereits im späten 19. Jahrhundert war das Bewusstsein dafür gewachsen, besonders in den Großstädten mit ihren dicht bebauten Arbeitervierteln durch neue Volksparks mehr Lebensqualität zu schaffen. Dies korrespondierte auch mit den Bemühungen von Stadtrat und bürgerlichen Honoratioren, die Arbeiterschaft durch Wohnungsbauprojekte zu „befrieden“ und von der „roten“ Sozialdemokratie fernzuhalten. Hierfür war 1911 das Quartier des Erfurter Spar- und Bauvereins in der Auenstraße unmittelbar am südlichen Beginn des heutigen Parkgeländes entstanden. Hieran erinnert die Gedenktafel für Bauunternehmer und Stadtrat Ferdinand Schmidt am Eckhaus Adalbert- und Karlstraße mit seinem markanten Uhrenturm.

Als „Vater des Nordparks“ kann man den reformfreudigen Gartenbaudirektor Max Bromme ansehen. Die Anlage entstand, abgesehen von einigen späteren Umplanungen und Veränderungen, weitgehend nach seinem Entwurf von 1912. Bromme war ganz vom Geist der sozialen Verantwortung des Gartenarchitekten erfüllt. Hierzu appellierte er an die zunächst wegen der Kosten noch zögerlichen Stadtväter: „Der Zweck des Nordparkes wird sein, für die Bevölkerung der dem Steigerwald abgewendeten Stadtteile freie Erholungs- und Bewegungsmöglichkeiten zu geben.“ Und bei dieser Bevölkerung handelte es sich überwiegend um die unterprivilegierten Arbeiter des sogenannten Blechbüchsenviertels. Nach dem Krieg konnte der Park besonders durch den Einsatz von Arbeiterlosen von 1919 bis 1927 fertig gestellt werden. Mit der Einweihung des modernen Eingangsgebäudes am Nordbad 1929 war die heutige Gestalt im Wesentlichen erreicht.

(Dr. Steffen Raßloff in: Thüringer Allgemeine vom 14.02.2013)