Barfuss ins Himmelreich
Barfuß ins Himmelreich?
Das Stadtmuseum Erfurt präsentiert zum 500. Reformationsjubiläum die umstrittene Sonderausstellung "Barfuß ins Himmelreich? Martin Luther und die Bettelorden in Erfurt" (18.05.-12.11.2017).
Die Bettelorden der Barfüßer, Dominikaner und Augustiner-Eremiten prägen mit ihren bedeutenden Kirchenbauten noch heute das Erfurter Stadtbild. Ohne die Erfahrungen seiner Erfurter Jahre als Augustiner-Eremit wäre Martin Luthers Weg zur Reformation so nicht möglich gewesen. Luthers Abwendung vom mönchischen Lebenskonzept und der im Ablasshandel gipfelnden Heilsökonomie lässt sich an keinem anderen Ort so überzeugend erleben.
Die laut Museumsdirektor und Kurator Dr. Anselm Hartinger bewusst "verstörende" Gestaltung der Sonderausstellung "Barfuss ins Himmelsreich? Martin Luther und die Bettelorden in Erfurt" mit dominierenden bunten Gitterboxen ist freilich zumindest auf ein geteiltes Echo getroffen. Sie soll als als "Metapher für das mittelalterliche Klosterwesen" dienen und Bezüge zur Gegenwart herstellen.
Auf Kritik ist es gestoßen, dass für die "etwas zu groß ausgefallene" Sonderausstellung (Kulturdirektor Dr. Tobias J. Knoblich) die viel gelobte Dauerausstellung "Tolle Jahre - An der Schwelle der Reformation" beseitigt wurde. Der Vorsitzende des Kulturausschusses im Erfurter Stadtrat, Dr. Wolfgang Beese, bezeichnete dies als Skandal. Die überraschende Maßnahme wird vom Stadtrat fraktionsübergreifend scharf kritisiert und trifft in Fachwelt wie Öffentlichkeit auf breites Unverständnis.
Siehe auch: 500. Reformationsjubiläum 2017, Stadtmuseum Erfurt, Beseitigung der Dauerausstellung "Tolle Jahre"
Thüringer Allgemeine vom 28. April 2017