Christian Gotthilf Salzmann
Christian Gotthilf Salzmann
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (26.04.2014)
Pädagoge und Menschenfreund
DENKMALE IN ERFURT (146): Christian Gotthilf Salzmann wirkte einige Jahre als Pfarrer an der Andreaskirche.
Vielen ist Christian Gotthilf Salzmann (1744-1811) als Begründer der heute nach ihm benannten Eliteschule in Schnepfenthal bei Waltershausen bekannt. Der engagierte evangelische Theologe und Pionier einer modernen Pädagogik schuf dort 1784 mit Unterstützung von Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg eine wegweisende Erziehungsanstalt. Mitarbeiter Salzmanns waren hier u.a. der Pädagoge und Turn-Pionier Johann Christoph Friedrich GutsMuths, nach dem der beliebte Rennsteiglauf benannt ist. Neben der religiösen Erziehung, der körperlichen Ertüchtigung, dem Erwerb neuerer Sprachen war ihm die moralische Erziehung besonders wichtig. Auch das seinerzeit noch weitgehend verdrängte Problem der geschlechtlichen Unterweisung und Aufklärung lag den Schnepfenthalern am Herzen.
Wichtige Anregungen hatte sich Salzmann seit 1781 als Liturg und Religionslehrer an Johann Bernhard Basedows „Philanthropin“ in Dessau geholt, wo der studierte Theologe in pädagogischer Freiheit wirken konnte. Als sprichwörtlicher Philanthrop, als Menschenfreund, hatte er sich wie Basedow für seine Pädagogik humanistische Grundwerte zu Eigen gemacht. Im Zentrum stand die Überzeugung, dass der Schlüssel für eine bessere, menschlichere Gesellschaft in der richtigen kindlichen Erziehung zu finden sei. Es galt den Zöglingen nicht nur Fakten einzutrichtern, sondern Lernen sinnlich erfahrbar zu machen. Alles kam letztlich darauf an, dass sich Vernunft und Begabungen frei entfalten konnten. So würden nützliche Glieder der Gesellschaft heran gebildet.
Weniger bekannt ist es, dass Salzmann einige Jahre in der Erfurter Andreasgemeinde als Pfarrer tätig war und sich dort bereits als Autor einen Namen gemacht hatte. Nach dem Theologiestudium in Jena trat der gebürtige Sömmerdaer 1772 seinen Dienst in Erfurt an. Hier sammelte er wichtige seelsorgerliche und pädagogische Erfahrungen. 1778 erschienen seine „Unterhaltungen für Kinder und Kinderfreunde“, die kindgemäßen literarischen Stoff und Anregungen für das erzieherische Gespräch boten. 1780 folgte das „Krebsbüchlein“. Es sollte für typische elterliche Erziehungsfehler sensibilisieren. Mit der Schrift „Über die wirksamsten Mittel, den Kindern Religion beyzubringen“ (1780) brachte der Pfarrer eine religionspädagogische Auffassung in die Diskussion, die der Bildung der Gesinnung den Vorrang vor Wissen gab. Sie fand weithin Zustimmung unter Pädagogen, aber auch Kritik bei orthodoxen Kirchenoberen. Salzmann legte also in Erfurt wichtige theoretische Grundlagen für sein späteres Wirken. Am Pfarrhaus in der Andreasstraße erinnert heute eine Gedenktafel daran, das hier der „ev. Geistliche und Pädagoge“ Salzmann gewohnt hat. (Fotos: Alexander Raßloff)
Literaturtipp:
Steffen Raßloff: 100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten. Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Andreasgemeinde