Willy Brandt Denkmal Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 4. Februar 2012, 11:08 Uhr
Willy Brandt Leuchtschrift Erfurter Hof
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (03.08.2011)
Willy komm ans Fenster
DENKMALE IM ERFURT (3): Die Leuchtschrift des Berliner Künstlers David Mannstein für den Erfurter Hof entzündete 2007 bis 2009 den heftigen „Erfurter Denkmalstreit“. Seither ist es ruhig geworden um die Erinnerung an das Gipfeltreffen von 1970.
Der „Erfurter Denkmalstreit“ von 2007 bis 2009 dürfte als eine der heftigsten Kontroversen in die Stadtgeschichte eingehen und erregte seinerzeit große mediale Aufmerksamkeit. Auslöser war der Entwurf des Berliner Künstlers David Mannstein für ein Denkmal zur Würdigung des ersten deutsch-deutschen Gipfeltreffens mit Willy Brandt und Willi Stoph am 19. März 1970. Tausende Erfurter hatten seinerzeit die Absperrungen vor dem Hotel “Erfurter Hof” überrannt und „Willy Brandt ans Fenster!“ skandiert. Mannstein sah neben der Erleuchtung des „Willy-Brandt-Zimmers“ und einem Informationsterminal die Anbringung der Leuchtschrift „Willy komm ans Fenster“ auf dem Dach des “Erfurter Hofes” vor. Damit ging er am 5. März 2007 als Sieger aus einem Wettbewerb der Stadt Erfurt hervor.
Besonders der veränderte Wortlaut erregte jedoch sofort eine heftige Diskussion. Der Geschichtsverein wies auf den hohen Bedeutungsgehalt des originalen Rufes hin, der nicht verändert werden sollte. Hinzu kam eine Flut von Protesten handfester Art, die das Projekt grundsätzlich verwarfen. Auch Prominente wie Brigitte Seebacher-Brandt machten ihrem Unmut Luft. Zwei Wochen später vermittelte Oberbürgermeister Andreas Bausewein einen Kompromiss mit dem authentischen Ruf. Der Künstler räumte ein, erkannt zu haben, „wie wichtig und emotional wertvoll den Akteuren von damals die Spezifizierung ‚Brandt’ in ihren ‚Willy’-Rufen war“. Bis zur Einweihung sollten dennoch weitere gut zwei Jahre vergehen. Viele Stimmen forderten ein Denkmal in traditioneller Form, die Lokalpolitik schaltete sich ein und es gab langwierige Verhandlungen mit der Landesentwicklungsgesellschaft.
Nach der feierlichen Einweihung am 20. Mai 2009 auf dem Willy-Brandt-Platz, unterbrochen von einem unwetterartigen Regenguss, wurde es bald recht still um das Denkmal. Sicher lässt sich die erhoffte Wirkung, Denkanstöße in Richtung Erfurter Gipfeltreffen und Willy Brandt zu geben, nur schwer messen. Aber zumal am Tage, wenn die Schrift noch keine Strahlkraft im wahrsten Wortsinne entfalten kann, gehen doch recht selten die Blicke der Passanten in Richtung Dach, wo einst die Leuchtreklame „Erfurter Hof“ zu lesen war. Auch vor dem etwas versteckten Informationsterminal in der Tourist-Information bilden sich keine Schlagen. Gar aus einem erleuchteten Zimmer auf historische Ereignisse zu schließen, dürfte nur Eingeweihten gelingen. So wird man wohl niemandem die Frage verdenken können, ob eine Gedenktafel nicht mit deutlich geringerem finanziellem Aufwand die historische Erinnerungskultur mehr befördert hätte.
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