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Theodor Neubauer Denkmal Erfurt
Beitrag aus der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (2011)
Der rote Doktor
DENKMALE IN ERFURT (12): Die Büste auf dem Campus der Universität erinnert an den Kommunisten Theodor Neubauer, nach dem einst die Pädagogische Hochschule benannt war.
Mancher Student und Besucher des Campus an der Nordhäuser Straße mag sich schon gefragt haben, wen die Denkmal-Büste vor dem Hauptgebäude der Universität wohl ehren mag. Vielleicht den Gelehrten Alfred Weber, nach dem der parkartige Platz vor dem Haus benannt ist? Weit gefehlt. Das 1965 eingeweihte Werk von Walter Arnold ist dem Namensgeber der Pädagogischen Hochschule Erfurt gewidmet, Vorgängereinrichtung der heutigen Universität. Für sie war seit 1952 der Campus errichtet worden. Theodor Neubauer (1890-1945) galt in der DDR als kommunistischer Musterpädagoge, nach dem auch die höchste Auszeichnung in der Volksbildung benannt war.
Hat dieses offiziöse DDR-Denkmal noch eine Daseinsberechtigung, während dutzende ähnliche Denkmale nach 1989 verschwanden? Angesichts der unbeugsamen Persönlichkeit Neubauers und seiner wissenschaftlichen Verdienste kann man das durchaus bejahen. Der Widerstandskämpfer gegen die NS-Diktatur hat seine Wurzeln in Erfurt. Schon als junger Lehrer engagierte er sich für die Stadtgeschichte, der er seine Jenaer Dissertation „Die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Stadt Erfurt vor der Reformation“ (1913) widmete. Neben seinem Lehrer und Mentor Johannes Biereye gilt er als einer der wichtigsten Forscher zum mittelalterlichen Erfurt. Und bald gibt es sogar noch Neues aus der Feder Neubauers zu lesen. Denn der Erfurter Geschichtsverein und die Bibliothek des Augustinerklosters bereiten gerade eine Veröffentlichung von ungedruckten Schriften des Stadthistorikers vor.
Allerdings ging Theo Neubauer nicht den Weg des Bildungsbürgers, wie ihn die meisten seiner eher konservativen Kollegen beschritten. Der „rote Doktor“ sorgte nach 1918 für Unwillen, trat 1920 gar in die KPD ein. Der Lehrer für „höhere Töchter“ am Lyzeum wurde nach Elternprotesten und disziplinarischen Querelen 1920 aus dem Schuldienst im preußischen Erfurt entlassen. Anschließend Lehrer im benachbarten Freistaat Thüringen, trat er im Herbst 1923 in die SPD-KPD-„Volksfront“-Regierung in Weimar ein. Danach engagierte er sich als Reichstagsabgeordneter und Redakteur. Mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 nahm man ihn in Haft, zuletzt bis 1939 im KZ Buchenwald. Dennoch blieb Neubauer im Widerstand aktiv. Im Januar 1945 wurde er vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 5. Februar 1945 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet. Neben den öffentlichen Würdigungen aus der DDR-Zeit ist Neubauer auch eine der 96 Gedenktafeln für ermordete Reichstagsabgeordnete gewidmet, die 1992 vor dem Reichstag in Berlin aufgestellt wurden.