Museum Neue Muehle Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen
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Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Mühle 1259, als Graf Ernst von Gleichen sie als Lehen an einen Erfurter Bürger übergab. Als Grafen-, Hirsch- oder Martinsmühle mit wechselnden Eigentümern und Pächtern überstand sie den Lauf der Zeiten, ehe der verheerende Stadtbrand von 1736 die Mühle zerstörte. Bereits ein Jahr später erfolgte 30 Meter flussabwärts der Wiederaufbau unter dem Namen „Neue Mühle“. Drei Wasserräder trieben nun drei Paar Mahlsteine an. Am anderen Ufer lag übrigens bis zu ihrem Abriss wegen Brandgefahr im Sommer 1944 die Schlössermühle. Die Neue Mühle entging dem Schicksal der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, obwohl sie bei einem Luftangriff am 26. November 1944 ebenfalls schwere Schäden davon trug. 1950 erwarb Eduard Gruhn die immer wieder umgebaute Getreidemühle. Auf die Schließung im Jahre 1982 durch den letzten Müllermeister Heinrich Gruhn folgte zehn Jahre später die Eröffnung als Museum. Über vier Etagen konnte in der Nebeneinrichtung des Stadtmuseums sowohl die originale Technik, als auch eine Ausstellung zur allgemeinen Mühlengeschichte betrachtet werden. Führungen vermittelten technisch akkurate Information und Mühlenromantik pur. Viele Veranstaltungen und Sonderausstellungen brachten Leben in das historische Gemäuer. | Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Mühle 1259, als Graf Ernst von Gleichen sie als Lehen an einen Erfurter Bürger übergab. Als Grafen-, Hirsch- oder Martinsmühle mit wechselnden Eigentümern und Pächtern überstand sie den Lauf der Zeiten, ehe der verheerende Stadtbrand von 1736 die Mühle zerstörte. Bereits ein Jahr später erfolgte 30 Meter flussabwärts der Wiederaufbau unter dem Namen „Neue Mühle“. Drei Wasserräder trieben nun drei Paar Mahlsteine an. Am anderen Ufer lag übrigens bis zu ihrem Abriss wegen Brandgefahr im Sommer 1944 die Schlössermühle. Die Neue Mühle entging dem Schicksal der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, obwohl sie bei einem Luftangriff am 26. November 1944 ebenfalls schwere Schäden davon trug. 1950 erwarb Eduard Gruhn die immer wieder umgebaute Getreidemühle. Auf die Schließung im Jahre 1982 durch den letzten Müllermeister Heinrich Gruhn folgte zehn Jahre später die Eröffnung als Museum. Über vier Etagen konnte in der Nebeneinrichtung des Stadtmuseums sowohl die originale Technik, als auch eine Ausstellung zur allgemeinen Mühlengeschichte betrachtet werden. Führungen vermittelten technisch akkurate Information und Mühlenromantik pur. Viele Veranstaltungen und Sonderausstellungen brachten Leben in das historische Gemäuer. |
Version vom 26. September 2023, 08:25 Uhr
Museum Neue Mühle
Das Museum Neue Mühle ist die letzte funktionsfähige Mühle der Erfurter Altstadt. Wegen ausstehender Sanierung durch die Stadt ist das beliebte Technische Denkmal jedoch seit 2016 geschlossen.
Heutzutage sind die Erneuerbare Energien in aller Munde. Mit Sonne, Wind und Wasser soll der Raubbau an der Umwelt überflüssig gemacht werden. Zumindest in dieser Hinsicht waren unsere Vorfahren im Mittelalter schon einmal sehr viel weiter. Ein Großteil der Energie für die Erfurter Wirtschaft kam über Jahrhunderte aus ca. 60 umweltfreundlichen Mühlen. Dabei dominierten angesichts der Gera mit ihren vielen Flussarmen die Wassermühlen. Dies spiegelt sich sogar in der Sage wider, dass ein Müller Erph oder Erpho Namensgeber der Stadt sein soll. An dieses wichtige Kapitel Erfurter Wirtschafts- und Technikgeschichte erinnert das 1992 eröffnete Museum Neue Mühle an der Schlösserbrücke. Es ist neben der Heiligen Mühle im Norden der Stadt eine der beiden letzten funktionstüchtigen Mühlen in Erfurt und damit ein herausragendes technisches Denkmal. Zugleich ist die Neue Mühle ein Ort lebendiger Geschichtsvermittlung.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Mühle 1259, als Graf Ernst von Gleichen sie als Lehen an einen Erfurter Bürger übergab. Als Grafen-, Hirsch- oder Martinsmühle mit wechselnden Eigentümern und Pächtern überstand sie den Lauf der Zeiten, ehe der verheerende Stadtbrand von 1736 die Mühle zerstörte. Bereits ein Jahr später erfolgte 30 Meter flussabwärts der Wiederaufbau unter dem Namen „Neue Mühle“. Drei Wasserräder trieben nun drei Paar Mahlsteine an. Am anderen Ufer lag übrigens bis zu ihrem Abriss wegen Brandgefahr im Sommer 1944 die Schlössermühle. Die Neue Mühle entging dem Schicksal der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, obwohl sie bei einem Luftangriff am 26. November 1944 ebenfalls schwere Schäden davon trug. 1950 erwarb Eduard Gruhn die immer wieder umgebaute Getreidemühle. Auf die Schließung im Jahre 1982 durch den letzten Müllermeister Heinrich Gruhn folgte zehn Jahre später die Eröffnung als Museum. Über vier Etagen konnte in der Nebeneinrichtung des Stadtmuseums sowohl die originale Technik, als auch eine Ausstellung zur allgemeinen Mühlengeschichte betrachtet werden. Führungen vermittelten technisch akkurate Information und Mühlenromantik pur. Viele Veranstaltungen und Sonderausstellungen brachten Leben in das historische Gemäuer.
Das am 30. Oktober 1992 feierlich eröffnete Museum und Technische Denkmal ist neben der Heiligen Mühle der Familie Naue im Norden der Stadt eine der beiden letzten funktionstüchtigen Mühlen in Erfurt. Wesentlicher Initiator für diese einzigartige Einrichtung war neben Stadtmuseums-Direktor Hardy Eidam der ebenfalls 1992 gegründete Förderverein Stadtmuseum Erfurt e.V. Er hat sich in vielfältiger Weise eingebracht, Fördergelder gesammelt, selbst Hand angelegt und am fachlichen Profil gefeilt. Ein Höhepunkt war die Sanierung des über 100 Jahre alten Mühlrades 2006, mit dessen Hilfe die Neue Mühle sogar sauberen Strom erzeugte. Um all dies hat sich insbesondere der langjährige Vereinsvorsitzende Otto Ronneberger verdient gemacht, von Hause aus Ingenieur für Energietechnik. Langer Sanierungsstau und Stillstand gipfelte jedoch in der Schließung der Mühle 2016. 2023 erklärte Kulturdezernent Dr. Tobias Knoblich, eine Sanierung gehöre nicht zu den kulturpolitischen "Prioritäten" und die Mühle bleibe damit aus unabsehbare Zeit geschlossen. Damit wollen sich der Förderverein des Stadtmuseums und viele kulturell engagierte Erfurter nicht abfinden, zumal der der Mittelaltermetropole so einer der beliebtesten kulturell-touristischen Erinnerungsorte in bester Altstadtlage verloren ginge. (Bild: Jürgen Valdeig)
Lesetipp:
Steffen Raßloff: Die Erfurter Museen. Kulturgeschichte im Spannungsfeld von Gesellschaft und Politik. In: Stadt und Geschichte 18 (2003). S. 24 f.
Siehe auch: Museen in Erfurt, Stadtmuseum Erfurt, Heiligen Mühle, Geschichte der Stadt Erfurt
Thüringer Allgemeine vom 26.09.2023 (zum Lesen anklicken)