Ausflugsziele Willroder Forst Haarberg: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:Valdeig-Willrode.jpg|400px|right]]Ein Ausgangspunkt für eine Wanderung Richtung Südosten war der 1938 eingemeindete Vorort Melchendorf. Dabei bedurfte es schon etwas mehr Aufwand als bei Steiger-Wanderungen. Busverbindungen gab es erst seit den 1920er Jahren, die Straßenbahn erreichte das Dorf gar erst 1983 mit der Errichtung der umliegenden Neubaugebiete. | [[Datei:Valdeig-Willrode.jpg|400px|right]]Ein Ausgangspunkt für eine Wanderung Richtung Südosten war der 1938 eingemeindete Vorort Melchendorf. Dabei bedurfte es schon etwas mehr Aufwand als bei Steiger-Wanderungen. Busverbindungen gab es erst seit den 1920er Jahren, die Straßenbahn erreichte das Dorf gar erst 1983 mit der Errichtung der umliegenden Neubaugebiete. Das klassische Ziel in dieser Region war, soweit man nicht den gut 10 Kilometer entfernten “Reichheimer” ansteuerte, das Forsthaus Willroda (Bild: Jürgen Valdeig). Anders als bei vielen der neu errichteten Ausflugsgaststätten um 1900 handelte es sich dabei um einen sehr geschichtsträchtigen Gebäudekomplex, dessen Entstehung bis ins 11. Jahrhunderts zurück geht. Er gehörte vom 13. bis 15. Jh. dem Erfurter Neuwerkskloster, das zum Schutz Mauer, Wall und Graben im Stile einer kleinen Wasserburg errichtete. Danach fiel das Gut an das Erfurter Bürgergeschlecht von Willröda, 1574 an die Stadt Erfurt, 1664 an Landesherr Kurmainz und schließlich 1803 bis 1945 an Preußen. | ||
Im 18. Jahrhundert diente Willroda u.a. auch als Jagdschloss. So entstand im Haupthaus ein prächtiger Jagdsaal mit Stuckdecke. Statthalter Carl Theodor von Dalberg sorgte ab 1772 für den weiteren Innenausbau und beauftragte den Bayreuther Hofmaler Zöllner, den Jagdsaal mit großformatigen Wandgemälden mit Jagdmotiven auszuschmücken. Auch Goethe soll hier zu Gast gewesen sein. Nach der Übernahme durch Preußen wurde Willroda nur noch als Wohnung und Dienstsitz der Försterei genutzt. Der 1992 gegründete “Verein zur Erhaltung und Förderung des Forsthauses Willroda” hat die Anlage mit viel ehrenamtlicher Tätigkeit und dank Fördermitteln wieder auf Vordermann gebracht. 1995 begannen erste Erhaltungsmaßnahmen, 2001 die Generalsanierung. Nach deren Abschluss soll das Forstamt 2008 die unteren Räume beziehen, der Jagdsaal mit den restaurierten Gemälden für kulturelle Veranstaltungen zugänglich bleiben. | |||
Beherbergte das Forsthaus auch nie eine Ausflugsgaststätte im engeren Sinne, so zählte es doch zu den beliebtesten Wanderzielen um Erfurt. Eine besondere Attraktion war der zahme Hirsch Hansi, der später ausgestopft im Naturkundemuseum bestaunt werden konnte. Getränke und ein kleiner Imbiss waren in beschaulichem Umfeld immer zu haben. Heute sorgt der Förderverein v.a. an Wochenenden und Feiertagen für leibliches Wohl und kulturelle Umrahmung. Der Willroder Forst bot bis vor wenigen Jahren mit dem Restaurant “Suhlequelle” ein weiteres sehr beliebtes Ausflugsziel, das momentan leider geschlossen ist. Seit dem späten 19. Jahrhundert zog es die Erfurter auch häufig in das östlich angrenzende Waldgebiet um den Haarberg. Neben der gleichnamigen Gaststätte genoss das nahe Lokal “Weidmannsruh” (auch “Storchnest”) einen guten Ruf. Mit der Inbetriebnahme der Reichsautobahn 1940 bekam der “Haarberg” jedoch zunehmend den Charakter einer Kraftfahrer-Gaststätte. Als Wanderziel verlor er dagegen an Attraktivität, das benachbarte Gasthaus Weidmannsruh ist längst Geschichte. | |||
Der Willroder Forst bot bis vor wenigen Jahren mit dem Restaurant “Suhlequelle” ein weiteres sehr beliebtes Ausflugsziel, das momentan leider geschlossen ist. Seit dem späten 19. Jahrhundert zog es die Erfurter auch häufig in das östlich angrenzende Waldgebiet um den Haarberg. Neben der gleichnamigen Gaststätte genoss das nahe Lokal “Weidmannsruh” (auch “Storchnest”) einen guten Ruf. Mit der Inbetriebnahme der Reichsautobahn 1940 bekam der “Haarberg” jedoch zunehmend den Charakter einer Kraftfahrer-Gaststätte. Als Wanderziel verlor er dagegen an Attraktivität, das benachbarte Gasthaus Weidmannsruh ist längst Geschichte. | |||
Version vom 8. Februar 2021, 08:30 Uhr
Willroder Forst und Haarberg
Beitrag der Serie Historische Ausflugsziele der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (29.06.2007)
Historische Ausflugsziele um Erfurt (5): Willroder Forst und Haarberg
Die Erfurter eroberten sich seit dem 19. Jahrhundert auf Schusters Rappen ihr weiteres Umland. Über den Steiger hinaus ging es jetzt v.a. in die hügelige Waldlandschaft im Südosten, den Willroder Forst und den Haarberg.
Ein Ausgangspunkt für eine Wanderung Richtung Südosten war der 1938 eingemeindete Vorort Melchendorf. Dabei bedurfte es schon etwas mehr Aufwand als bei Steiger-Wanderungen. Busverbindungen gab es erst seit den 1920er Jahren, die Straßenbahn erreichte das Dorf gar erst 1983 mit der Errichtung der umliegenden Neubaugebiete. Das klassische Ziel in dieser Region war, soweit man nicht den gut 10 Kilometer entfernten “Reichheimer” ansteuerte, das Forsthaus Willroda (Bild: Jürgen Valdeig). Anders als bei vielen der neu errichteten Ausflugsgaststätten um 1900 handelte es sich dabei um einen sehr geschichtsträchtigen Gebäudekomplex, dessen Entstehung bis ins 11. Jahrhunderts zurück geht. Er gehörte vom 13. bis 15. Jh. dem Erfurter Neuwerkskloster, das zum Schutz Mauer, Wall und Graben im Stile einer kleinen Wasserburg errichtete. Danach fiel das Gut an das Erfurter Bürgergeschlecht von Willröda, 1574 an die Stadt Erfurt, 1664 an Landesherr Kurmainz und schließlich 1803 bis 1945 an Preußen.
Im 18. Jahrhundert diente Willroda u.a. auch als Jagdschloss. So entstand im Haupthaus ein prächtiger Jagdsaal mit Stuckdecke. Statthalter Carl Theodor von Dalberg sorgte ab 1772 für den weiteren Innenausbau und beauftragte den Bayreuther Hofmaler Zöllner, den Jagdsaal mit großformatigen Wandgemälden mit Jagdmotiven auszuschmücken. Auch Goethe soll hier zu Gast gewesen sein. Nach der Übernahme durch Preußen wurde Willroda nur noch als Wohnung und Dienstsitz der Försterei genutzt. Der 1992 gegründete “Verein zur Erhaltung und Förderung des Forsthauses Willroda” hat die Anlage mit viel ehrenamtlicher Tätigkeit und dank Fördermitteln wieder auf Vordermann gebracht. 1995 begannen erste Erhaltungsmaßnahmen, 2001 die Generalsanierung. Nach deren Abschluss soll das Forstamt 2008 die unteren Räume beziehen, der Jagdsaal mit den restaurierten Gemälden für kulturelle Veranstaltungen zugänglich bleiben.
Beherbergte das Forsthaus auch nie eine Ausflugsgaststätte im engeren Sinne, so zählte es doch zu den beliebtesten Wanderzielen um Erfurt. Eine besondere Attraktion war der zahme Hirsch Hansi, der später ausgestopft im Naturkundemuseum bestaunt werden konnte. Getränke und ein kleiner Imbiss waren in beschaulichem Umfeld immer zu haben. Heute sorgt der Förderverein v.a. an Wochenenden und Feiertagen für leibliches Wohl und kulturelle Umrahmung. Der Willroder Forst bot bis vor wenigen Jahren mit dem Restaurant “Suhlequelle” ein weiteres sehr beliebtes Ausflugsziel, das momentan leider geschlossen ist. Seit dem späten 19. Jahrhundert zog es die Erfurter auch häufig in das östlich angrenzende Waldgebiet um den Haarberg. Neben der gleichnamigen Gaststätte genoss das nahe Lokal “Weidmannsruh” (auch “Storchnest”) einen guten Ruf. Mit der Inbetriebnahme der Reichsautobahn 1940 bekam der “Haarberg” jedoch zunehmend den Charakter einer Kraftfahrer-Gaststätte. Als Wanderziel verlor er dagegen an Attraktivität, das benachbarte Gasthaus Weidmannsruh ist längst Geschichte.
> Seit 2017 präsentiert eine anschauliche Ausstellung die Geschichte des Forsthauses Willrode
Siehe auch: Forsthaus Willrode, Lapidarium Willrode, Geschichte der Stadt Erfurt, Forsthaus Willrode