Thueringer Kloesse Rostbratwurst: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 17. Februar 2019, 07:34 Uhr
Thüringer Klöße und Rostbratwurst
Thüringen gilt zwar als Kulturland von internationalem Format, hat aber auch andere zugkräftige Reize für Einheimische wie Touristen zu bieten. Das Land wäre ohne seine bekanntesten kulinarischen Highlights kaum denkbar: Thüringer Klöße und Rostbratwurst.
Klöße und Rostbratwurst sind die kulinarischen Markenzeichen des Kulturlandes Thüringen. Sie müssen beim internationalen Bekanntheitsgrad einen Vergleich mit Wartburg, Goethe und Bauhaus nicht scheuen. Überall im Lande wird auf dem Holzkohlegrill gebrutzelt. Das ist jedoch nicht nur eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Thüringer, sondern auch im öffentlichen Raum allgegenwärtig. In den Innenstädten ist die Bratwurstbude fester Bestandteil der Imbisskultur und ein Muss für jeden Touristen. Man könnte in den historischen Pilgerorten Thüringens geradezu von einer kulturell-kulinarischen Symbiose sprechen.
Gegessen wird die Bratwurst stilecht im Brötchen aus der Hand, idealer Weise mit einem einheimischen Senf. Natürlich gibt es auch eine EU-Verordnung. Sie hat eine mindestens 15 cm lange, mittelfeine Rostbratwurst im engen Naturdarm zu sein, roh oder gebrüht, mit würziger Geschmacksnote. Seit 2004 ist die Thüringer Rostbratwurst eine geschützte geografische Angabe, auch wenn mittlerweile nicht mehr mindestens 51 % der verwendeten Rohstoffe aus Thüringen stammen müssen. Im Übrigen ist Bratwurst keineswegs gleich Bratwurst. Je nach Zutaten kann sie sich im Geschmack deutlich unterscheiden und firmiert vor allem in Ostthüringen auch als „Roster“.
1404 findet sich in einer Rechnung des Arnstädter Benediktinerinnen-Klosters die erste urkundliche Erwähnung der brotwurstin in Thüringen, die freilich noch viel weiter zurückdatieren dürfte. Die Klöße dagegen sind deutlich jünger. Ihre Hauptzutat ist erst in der Neuzeit in Europa heimisch geworden – die Kartoffel. Die ältesten Rezepte sind aus dem frühen 19. Jahrhundert überliefert, wobei es sich um ein Essen der kleinen Leute handelte. Klöße waren keineswegs nur Beilage zum Sonntagsbraten, sondern wurden oft noch über Tage hinweg in verschiedenster Form verspeist und sogar die beim Kochen übrig bleibende Kloßbrühe nicht verschmäht.
Echte Thüringer Klöße werden zu zwei Dritteln aus rohen geriebenen und einem Drittel zerkochten Kartoffeln geformt. Sie unterscheiden sich damit von Klößen bzw. Knödeln anderer Regionen. Die Bandbreite innerhalb Thüringens ist groß, wobei der Thüringer Wald als Sprachbarriere wirkt. Während nördlich und östlich von Klößen die Rede ist, verzehrt man im südthüringisch-fränkischen Raum Hütes. An die legendäre Herkunft dieses Namens wird jedes Jahr in Meiningen mit dem Stadt- und Hütesfest erinnert. Dann übergibt die Sagengestalt Frau Holle dem Bürgermeister das wertvolle Hütes-Rezept mit der Aufforderung „Hüt es!“. Laut Sage sollen die Klöße erstmals im 16. Jahrhundert in der Meininger Gastwirtschaft Schlundhaus angeboten worden sein. Tatsächlich aber breitete sich die Kartoffel erst 200 Jahre später flächendeckend in Thüringen aus.
Einige Einrichtungen bemühen sich heute, das sagenumwobene Erbe von Klößen und Rostbratwurst zu pflegen. Letzterer ist das 1. Deutsche Bratwurstmuseum in Holzhausen bei Erfurt gewidmet. Dort entfaltet man neben einer Dauerausstellung zur Geschichte der Wurst zahlreiche, nicht immer ganz bierernste Aktivitäten vom Bratwursttheater bis zur Bratwurstiade. Auf Erlebniskultur setzt auch die Thüringer Kloß-Welt Heichelheim nahe Weimar. In Meiningen hat man den Hütes sogar ein Denkmal gesetzt (Foto: Kramer96).
Steffen Raßloff: Echt nur aus Thüringen! Thüringer Klöße und Rostbratwurst. In: Thüringen. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2018. S. 116 f.
Siehe auch: Thüringer Klöße, Thüringer Bratwurst, Geschichte Thüringens, Kloß-Welt Heichelheim]