Neue Mühle Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Oktober 2017, 09:59 Uhr

Neue Mühle

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (14.09.2013)


Umweltfreundliche Energie

DENKMALE IN ERFURT (115): Das Museum Neue Mühle erinnert an ein wichtiges Kapitel Erfurter Wirtschaftsgeschichte.


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Heutzutage ist die viel beschworene Energiewende in aller Munde. Mit Sonne, Wind und Wasser soll der Raubbau an der Umwelt überflüssig gemacht werden. Zumindest in dieser Hinsicht waren unsere Vorfahren im Mittelalter schon einmal sehr viel weiter. Ein Großteil der Energie für die Erfurter Wirtschaft kam über Jahrhunderte aus ca. 60 umweltfreundlichen Mühlen. Dabei dominierten angesichts der Gera mit ihren vielen Flussarmen die Wassermühlen. Dies spiegelt sich sogar in der Sage wider, dass ein Müller Erph oder Erpho Namensgeber der Stadt sein soll. An dieses wichtige Kapitel Erfurter Wirtschafts- und Technikgeschichte erinnert das 1992 eröffnete Museum Neue Mühle an der Schlösserbrücke. Es ist neben der Heiligen Mühle im Norden der Stadt eine der beiden letzten funktionstüchtigen Mühlen in Erfurt und damit ein herausragendes technisches Denkmal. Zugleich ist die Neue Mühle ein Ort lebendiger Geschichtsvermittlung.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Mühle 1259, als Graf Ernst von Gleichen sie als Lehen an einen Erfurter Bürger übergab. Als Grafen-, Hirsch- oder Martinsmühle mit wechselnden Eigentümern und Pächtern überstand sie den Lauf der Zeiten, ehe der verheerende Stadtbrand von 1736 die Mühle zerstörte. Bereits ein Jahr später erfolgte 30 Meter flussabwärts der Wiederaufbau unter dem Namen „Neue Mühle“. Drei Wasserräder trieben nun drei Paar Mahlsteine an. Am anderen Ufer lag übrigens bis zu ihrem Abriss wegen Brandgefahr im Sommer 1944 die Schlössermühle. Die Neue Mühle entging dem Schicksal der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, obwohl sie bei einem Luftangriff am 26. November 1944 ebenfalls schwere Schäden davon trug. 1950 erwarb Eduard Gruhn die immer wieder umgebaute Getreidemühle. Auf die Schließung im Jahre 1982 durch den letzten Müllermeister Heinrich Gruhn folgte zehn Jahre später die Eröffnung als Museum.

Über vier Etagen kann in der Nebeneinrichtung des Stadtmuseums sowohl die originale Technik, als auch eine Ausstellung zur allgemeinen Mühlengeschichte betrachtet werden. Stündliche Führungen vermitteln technisch akkurate Information und Mühlenromantik pur. Auch der Förderverein des Stadtmuseums hat sich in vielfältiger Weise eingebracht, etwa in Form der Sanierung des über 100 Jahre alten Mühlrades 2006, mit dessen Hilfe die Mühle sogar sauberen Strom erzeugt. Die Neue Mühle ist damit ein wichtiger Bestandteil des unter Stadtmuseumsdirektor Hardy Eidam über zwei Jahrzehnte aufgebauten Netzes historischer Museen, das nunmehr als Struktureinheit Geschichtsmuseen der Kulturdirektion eine noch festere Form bekommen soll. (Foto: Alexander Raßloff)


Literaturtipp:

Steffen Raßloff: 100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten. Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.


Siehe auch: 25 Jahre Neue Mühle, Museen in Erfurt, Geschichtsmuseen, Geschichte der Stadt Erfurt, Heiligen Mühle